Die Umfrage wurde im November 2021 an alle Studiengangskoordinationen mit der Bitte um Weiterleitung verschickt und zusätzlich über stud.ip verbreitet. Insgesamt haben knapp 200 Personen teilgenommen und 149 gültige Antworten konnten ausgewertet werden - vielen Dank für die rege Beteiligung!
Die Umfrage bestand aus sechs Fragen:
1) An welcher Fakultät lehren Sie?
2) In welchem Studiengang oder welchen Studiengängen lehren Sie?
3) Können Sie sich vorstellen, in Ihren Veranstaltungen durch die Nutzung der Matrikelnummer anonymisierte Präsenzklausuren durchzuführen?1
4) Welche Bedenken haben Sie zur Einführung anonymisierter Präsenzklausuren?
5) Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
6) Gibt es sonst noch etwas, das Sie gerne hinzufügen möchten?
[1] Anmerkung: Erst in der Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten der TU Braunschweig wurden wir darauf aufmerksam, dass die Matrikelnummer keinesfalls genutzt werden und niemals als Anonymisierung begriffen werden darf. Die Umfrage war zu diesem Zeitpunkt bereits aktiv, daher ist der bereits verworfene Vorschlag hier zu finden.
An welcher Fakultät lehren Sie?
Können Sie sich vorstellen, in Ihren Veranstaltungen durch die Nutzung der Matrikelnummer anonymisierte Prüfungen durchzuführen?
Anmerkung: Erst in der Abstimmung mit dem Datenschutzbeauftragten der TU Braunschweig wurden wir darauf aufmerksam, dass die Matrikelnummer keinesfalls genutzt werden und niemals als Anonymisierung begriffen werden darf. Die Umfrage war zu diesem Zeitpunkt bereits aktiv, daher ist der bereits verworfene Vorschlag hier zu finden.
Bedenken
Wir haben die gesammelten Bedenken der Umfrage geclustert und antworten hier auf wiederholt genannte Themen.
Matrikelnummer
Die am häufigsten genannten Bedenken beziehen sich auf die Verwendung der Matrikelnummer: Die Angst vor fehlender Anonymität (insb. bei kleineren Gruppen), einer hohen Fehlerquote, oder die Befürchtung, der Studierendenausweis allein könnte nicht ausreichend sein zur Identitätsprüfung.
Antwort: Die Verwendung der Matrikelnummer haben wir verworfen. Alle genannten Probleme können durch den erarbeiteten Verfahrensvorschlag und mit der Verwendung einer Prüfungsnummer gelöst werden. Die Identität der Studierenden wird bei dieser Vorgehensweise während der Prüfung anhand des Personalausweises geprüft.
(Zeitlicher) Mehraufwand
Die Anonymisierung von Prüfungen bringt einen Mehraufwand mit sich.
Antwort: Nach den bereits von einigen Instituten an der TU Braunschweig gesammelten praktischen Erfahrungen hält sich dieser Mehraufwand in Grenzen und ist durch den Nutzen durchaus gerechtfertigt.
Unconscious Bias
In Bezug auf den Unconscious Bias wurden drei Bedenken geäußert: Die Überzeugung, selbst keinem Bias zu unterliegen; die Überzeugung, dass in den Naturwissenschaften keine Verzerrung möglich ist; die Befürchtung, dass auch andere Faktoren wie das Schriftbild einen Bias hervorrufen könnten.
Antwort: Unconscious Bias - also unbewusste kognitive Verzerrungen - finden sehr schnell und ohne Intention oder das Bewusstsein darüber statt. Sie begleiten den Alltag aller Menschen und sind ein in der Psychologie umfassend untersuchtes und belegtes Phänomen.
Es geht bei dem Vorschlag anonymisierte Prüfungen einzuführen nicht darum, Lehrenden beabsichtigt unfaires Verhalten zuzuschreiben. Die Anonymisierung von Prüfungsbögen ist eine Möglichkeit, mögliche Verzerrungen zu vermindern und somit Lehrenden und Studierenden mehr Sicherheit in der objektiven Bewertung von Leistung zu geben. Die Einführung anonymisierter Prüfungen hat nicht den Anspruch, jede Form von Verzerrung vollständig zu verhindern. Andere Faktoren wie das Schriftbild können weiterhin Rückschlüsse zulassen. Weiterhin bezieht das Vorhaben sich nur auf schriftliche Klausuren, andere Prüfungsformen wie mündliche Prüfungen oder Hausarbeiten lassen sich in der Praxis nicht so einfach anonymisieren.
Verzerrungen sind in jedem Fachbereich möglich und es ist davon auszugehen, dass die Möglichkeit für Verzerrungen mit der Komplexität eines Themas steigt - im universitären Kontext werden selten ausschließlich Ergebnisse abgefragt. Beispielsweise lassen sich bereits Herleitungen oder Rechenwege nicht einfach in „richtig“ oder „falsch“ einordnen. Wir haben einige Gespräche mit Lehrenden an der TU Braunschweig geführt, die in naturwissenschaftlichen Studiengängen lehren und dies aus ihrer praktischen Erfahrung heraus bestätigen.
Verbesserungsvorschläge und weitere Anmerkungen
Wir bedanken uns herzlich für die genannten Verbesserungsvorschläge, die uns bei der Entwicklung des Verfahrensvorschlags sehr weitergeholfen haben. Der am häufigsten genannte Wunsch bezieht sich auf die Umsetzbarkeit in digitalen Prüfungen. Im weiteren Verlauf des Projekts werden wir auch dieses Thema prüfen.
Neben der Anonymisierung wurden hilfreiche Tipps zur möglichst objektiven Bewertung genannt: Separate Korrektur der Aufgaben, differenzierte und transparente Bewertungsschemata, Multiple Choice.
Insgesamt haben die Antworten der Umfrageteilnehmenden das Vorhaben sehr bestärkt. Die Freifelder spiegeln die große Zustimmung wieder, auf die das Vorhaben unter den Lehrenden der TU Braunschweig stößt (siehe Antworten auf Frage 2).
Einige Lehrende, die bereits anonymisierte Prüfungen durchführen, haben sich an uns gewandt und von ihren praktischen Erfahrungen berichtet. Vielen herzlichen Dank auch für dieses wichtige Feedback!