Am Nachmittag des 01.01.2024, fast vor einem Jahr, bebte in Japan wieder einmal die Erde. Diesmal mit einer Magnitude von 7.5 (Mw), gefolgt von einem Tsunami, der auf der Noto-Halbinsel umfangreiche Schäden auslöste. In Küstenstädten wie Suzu, Wajima, Noto, oder Anamizu gab es neben Erdbebenschäden (eingestürzte Gebäude, Bodenverflüssigung) vor allem Schäden infolge einer räumlich komplex ausgebreiteten Tsunamiüberflutung.
Für mich ergab sich die spannende Gelegenheit, im Rahmen einer langjährigen internationalen Kooperation mit der Waseda University in Tokio und der University Ottawa, Kanada, bereits im März nach Wiedereröffnung der zerstörten Straßeninfrastruktur an einem Field Trip teilzunehmen und die Schäden vor Ort zu begutachten. Hier zeigte sich beeindruckend deutlich, wie vulnerabel die dortigen Küstenstädte sind: Etliche Ortschaften wurden in strandnähe vollständig zerstört, weggeschwemmte Häuser, vollständig von den Fundamenten gerissen sowie großflächige Treibgutansammlungen bis etliche 100 m ins Landesinnere hinein. Maßgeblicher sind vielleicht noch die Schäden an der Transportinfrastruktur und an Hafenanlagen, deren Lagerflächen und Kaimauerinfrastruktur in weiteren Bereichen durch Bodenverflüssigung unbrauchbar wurde. Auf der westlichen Seite der Halbinsel wurden durch eine Landhebung von rd. 4 m wurden Häfen einfach aus dem Wasser gehoben und dadurch unbenutzbar.
Die beeindruckende Reise nach Japan war gleichzeitig für mich im European Research Council Consolidator Projekt „AngryWaters“ ein persönlicher Auftakt, sich genauer mit kollabierenden Strukturen infolge extremer Strömungsereignisse in den nächsten 5 Jahren zu beschäftigen. Die persönlichen Erlebnisse in Japan haben gezeigt, wie grundlegend und gleichzeitig relevant die Fragestellung nach resilienten Küsten für die städtischen Bewohner nicht nur in Japan, sondern für Küstenbewohner generell sind. Resilienz zeigt sich in Japan auch daran, dass bis auf wenige Opfer niemand durch die Tsunamiüberflutung ums Leben kam, weil die Frühwarnung vor Ort weltweit unangefochten und exemplarisch ist.
Gesegnete Weihnachtswünsche aus dem Leichtweiß-Institut für Wasserbau
Nils Goseberg und das Team der Abteilung “Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau”