"Für Dogmatiker aller Färbungen war Geiger zweifellos ein unangenehmer und lästiger Geselle, weil er unbestechlich war und klare (wenn auch manchmal aggressiv wirkende) Formeln liebte ... Dass er ... so wenig rezipiert oder diskutiert worden ist, muss den kundigen Beobachter zutiefst beunruhigen, zeigt es doch, dass die Ideologen in der Soziologie noch immer die Oberhand haben." (König, zit. n. Geißler/Pöttker 1987: 320f).
Das "Theodor Geiger Archiv" ist ein sozialwissenschaftliches Archiv, dessen Aufgabe es ist, das Leben und Werk des Soziologen Theodor Geiger zu dokumentieren, es für Wissenschaft und Gesellschaft zu erhalten und aufzubereiten.
Theodor Geiger (1891 - 1952) studierte Rechts- und Staatswissenschaften in München und Würzburg. 1928 wurde er auf eine neugeschaffene Professur für Soziologie an der damaligen Technischen Hochschule Braunschweig berufen.
Das Institut für Sozialwissenschaften der Technischen Universität beheimatet heute dank des früheren Lehrstuhlinhabers Siegfried Bachmann ein Konvolut an Kopien von Dokumenten, Zeugnissen und Aufsätzen aus dem Leben und Wirken des ersten Soziologen Braunschweigs.
Die Originale, die als Kopie im Geiger-Archiv einsehbar sind, befinden sich in der "Det Kongelige Bibliotek" in Dänemark, wo Geiger nach seiner Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland die erste Professur für Soziologie Dänemarks an der Århus Universitet bekleidete.
Geiger gilt als Begründer der Schichtungsanalyse. Bahnbrechend war vor allem seine erste repräsentative statistische Untersuchung der deutschen Gesellschaft, welche er 1932 als "Die soziale Schichtung des deutschen Volkes" veröffentlichte. Den Problemen von Klassengesellschaft, sozialer Schichtung und sozialer Mobilität widmete Geiger fast 40 Veröffentlichungen. Durch seine Verbindung der wirtschaftlichen Merkmale der sozialen Struktur mit individuellen psychischen Befindlichkeiten prägte er ein Schichtungsmodell, das heute noch anschlussfähig ist.
Rainer Geißler / Horst Pöttker (1987): Theodor Geigers Geschichte der Werbung. In: Publizistik. Vierteljahreshefte für Kommunikationsforschung. 32. Jahrgang. S. 320-324.