Die meisten Menschen haben ein kohärentes Gefühl dafür, wie und wer sie sind. Dazu gehört auch, den Körper als Ganzes als Teil der Identität wahrzunehmen.
Es gibt jedoch Menschen, die dauerhaft das Gefühl haben, dass bestimmte Körperglieder (z.B. ein Unterschenkel) oder Körperfunktionen (z.B. der Sehsinn) nicht Teil ihrer Identität, sondern "fremd" sind. Betroffene leiden evtl. an einer Körperintegritäts-Dysphorie (engl. Body Integrity Dysphoria; kurz: BID).
Bei Personen mit BID kreisen die Gedanken immer wieder um die Wahrnehmung, dass ihre Identität durch das als fremd empfundene Körperglied gestört ist. Viele berichten, dass sie über ein Leben mit einer gewünschten Behinderung (z.B. einem fehlenden Unterschenkel) fantasieren und häufig die Folgen dieser Behinderung nachahmen (z.B. sich mit Unterarmgehstützen fortbewegen).
Im Extremfall kann das dazu führen, dass Menschen mit BID sich in ihrer Identität so beeinträchtigt fühlen, dass sie eine Amputation in Betracht ziehen oder sich sogar selbst verstümmeln. Die Mehrzahl der Betroffenen berichtet, dass sie keinen Wunsch nach Versorgung, Mitleid etc. haben, sondern den Wunsch nach Bewältigung des Lebens trotz oder gerade wegen Behinderung verspüren.
Da diesen Personen überwiegend bewusst ist, dass dieser Amputationswunsch nach Außen sehr skurril wirkt, schämen sie sich oft dafür und verheimlichen ihn in der Regel.
Zur Diagnostik gehören Gespräche, in denen sich der Diagnostiker einen Überblick über die aktuellen Befürchtungen, die Entwicklung der BID und weitere mögliche Beschwerden verschafft. Außerdem werden Fragebögen und klinisch-diagnostische Interviews eingesetzt, um die Diagnose stellen und sie von anderen Störungen abgrenzen zu können.
Wir wollen die Entstehung und Aufrechterhaltung von BID zu verstehen lernen. Weiter wollen wir bestehende Behandlungsangebote weiter ausbauen und auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen. Dafür haben wir eine Reihe von Fragebögen, die wir Sie bitten, auszufüllen, und wir werden Interviews mit Ihnen durchführen.
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