Der Forschungsschwerpunkt liegt auf der Entwicklung, Charakterisierung und Validierung von 3D Zellkulturmodellen epithelialer und endothelialer Barrieren als Tierversuchsersatzmodelle in der präklinischen Forschung zur Untersuchung von Arzneistofftransportvorgängen. Diese artifiziellen Gewebe werden unter anderem für die Charakterisierung und Bewertung von Tight junction Modulatoren genutzt, die in der Arbeitsgruppe als neuartiger Ansatz zur Erhöhung der Bioverfügbarkeit von Wirkstoffen der BCS Klassen III und IV entwickelt werden. Ein dritter Forschungsbereich befasst sich im Themenfeld der Regenerativen Medizin mit dem Tissue Engineering okularen Gewebes für die Rekonstruktion der Augenoberfläche.
Tissue Engineering epithelialer und endothelialer Barrieren für die In-vitro-Bewertung von Wirkstoffen und Drug Delivery Systemen; Organ-on-Chip
In der präklinischen Entwicklungsphase neuer Arzneimittel sind pharmakokinetische Untersuchungen, insbesondere zur Resorption, unerlässlich und werden derzeitig überwiegend am Versuchstier durchgeführt. Zur Reduzierung von Tierversuchen im Sinne des 3R Prinzips entwickelt und charakterisiert die Arbeitsgruppe zellkulturbasierte, organo-typische 3D Modelle von Absorptionsbarrieren, wie z.B. Cornea, nasale Mukosa oder Blut-Hirn-Schranke, für In-vitro-Studien von Arzneistoffabsorptions- und Transportvorgängen. Von besonderem Interesse ist hierbei der höchstmögliche Grad an Organotypizität bei gleichzeitig hoher Reproduzierbarkeit der Modelle. Aus diesem Grund werden an den in der Arbeitsgruppe etablierten artifiziellen Geweben Studien unter anderem zur Permeabilität, Expression von Transportproteinen und metabolisierenden Enzymen im Vergleich zu Ex-vivo-Gewebe durchgeführt, ebenso wie Validierungsstudien, um die behördliche Akzeptanz der Modelle zu ermöglichen. Darüber hinaus sind Untersuchungen zur In-vitro/In-vivo-Korrelation unserer Modelle bei Bioverfügbarkeitsstudien Gegenstand unserer Forschung. Ziel unserer Forschungsbemühungen ist die Etablierung von validen In-vitro-Modellen, die aufgrund ihrer hohen Relevanz und ihres humanen Ursprungs die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf die In-vivo-Situation beim Menschen verbessern und so die Ausfallquote von Wirkstoffkandidaten in späteren klinischen Phasen sowie gleichzeitig die Anzahl an Tierversuchen verringern.
In Kooperation mit dem Institut für Mikrotechnik der TU wird im Rahmen des Zentrums für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) an der Übertragung der Modelle auf die Organ on Chip Technologie gearbeitet, um die zusätzlichen Vorteile der Mikrofluidik für solche Assays zu nutzen.
Entwicklung und Bewertung neuer Hilfsstoffe zur Erhöhung der Bioverfügbarkeit schlecht resorbierbarer Wirkstoffe
Aufgrund der zunehmend schlechten Bioverfügbarkeit neuer Wirkstoffkandidaten infolge eines verringerten Permeationsvermögens und schlechter Löslichkeit beschäftigt sich die Arbeitsgruppe mit neuen Ansätzen zur Modulation der Tight junction (TJ) Funktion als Target zur Steigerung der Bioverfügbarkeit von Arzneistoffen der BCS Klassen III und IV. Hierbei nutzen wir unsere In-vitro-Modelle zur Entwicklung einer Bewertungsmatrix für den rationalen Einsatz von TJ Modulatoren in Drug Delivery Systemen sowie für die Identifizierung neuer Strategien zur mechanismusbasierten Modulation von TJ.
Regenerative Medizin
Das dritte Forschungsfeld beinhaltet die Entwicklung und Charakterisierung von modifizierten Biopolymerfilmen auf Basis von Keratin als transferable Substrate zur Rekonstruktion der Augenoberfläche sowie das Tissue Engineering einer funktionellen cornealen Stromamatrix für die Keratoplastik.
Zu den Publikationen von AG Reichl