Spätestens mit Inkrafttreten des Bundes-Klimaschutzgesetzes (KSG) ist die Notwendigkeit eines Umlenkens in der Verkehrspolitik nicht mehr in Abrede zu stellen. Verkehrssysteme und etablierte Mobilitätspraktiken müssen sich grundlegend wandeln. Jedoch ist das Gegenteil der Fall: die Kfz-Zulassungszahlen insbesondere für große und schwere Fahrzeuge steigen, die Nachfrage nach Flugreisen überschreitet bisherige Spitzen und der Autobahnbau führt weiter die verkehrspolitische Agenda an. Eine effektive Klimapolitik wird öffentlich immer wieder als Ideologie und Klimadiktatur diffamiert. Doch warum ist dies so? An diese Frage möchte der Beitrag anknüpfen und Selbstverständnisse und Anspruchshaltungen infrage stellen, die klimaschädliches Handeln legitimieren. Hierzu wird anhand des Konzeptes der Suffizienz ein konträres Denkmodell zu wachstumsorientierten sowie konsumistischen Argumentationslinien gezeichnet. Hierauf aufbauend widmet sich der Beitrag der Frage, welche Rolle Suffizienz in der Gestaltung einer nachhaltigen Mobilität der Zukunft spielen kann bzw. sollte. Ebenso folgen Überlegungen, wie Suffizienz als handlungsleitendes Prinzip wirksam werden kann, um eine Transformation in der Mobilität (und hierüber hinaus) realisieren zu können.
Prof. Dr. Jana Kühl ist seit November 2020 Professur für Radverkehrsmanagement im Institut für Verkehrsmanagement an der Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Campus Salzgitter und vertritt damit eine der sieben Stiftungsprofessuren Radverkehr des Bundesverkehrsministeriums (BMDV). Im Rahmen der Professur widmet sie sich Herausforderungen der Gestaltung eines gesellschaftlichen Wandels in der Mobilität und blickt hierbei insbesondere auf Potenziale und Herausforderungen der Radverkehrsförderung.