In der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass die Menschheit für die sich stetig verschlechternde Situation des Erdsystems verantwortlich ist. Diese Situation, charakterisiert etwa durch den Verlust biologischer Vielfalt, Veränderungen der Landnutzung oder den Klimawandel, erfordert rasches und konzertiertes Handeln, um lebensbedrohliche Szenarien zu verhindern. Die lange vernachlässigten psychologischen Prozesse, die für eine sozial-ökologische Transformation eine zentrale Rolle spielen, tragen zum Verständnis des notwendigen Systemwandels bei. In diesem Vortrag vertrete ich die Ansicht, dass dabei ein Fokus auf kollektive statt auf individuelle Prozesse entscheidend ist, um die Hebel im System zu definieren. Insbesondere werde ich die Rolle dieser Prozesse innerhalb eines mehrstufigen Modells der Transformation darstellen. Ausgehend von dieser Perspektive stelle ich empirische Arbeiten zu verschiedenen Verhaltensweisen vor (z. B. Mobilität, Ernährungsverhalten, Aktivismus, Konsum, Unterstützung politischer Maßnahmen) und zeige auf, wie diese mit Fragen der sozialen Identität zusammenhängen. Ich hoffe auf eine anregende und kontroverse Diskussion darüber, wie diese Forschung die Grenzen und Möglichkeiten der Psychologie beim Verständnis - und der Bewältigung - globaler Krisen aufzeigt.
Prof. Dr. Gerhard Reese, Universität Koblenz-Landau, Leiter des Studiengangs "Mensch und Umwelt: Psychologie, Kommunikation, Ökonomie"