Der Klimawandel ist in aller Munde, doch die überfällige Nachhaltigkeitsrevolution bleibt aus. Wer und was blockiert die notwendige Transformation? Dieser Frage geht der Jenaer Soziologe Klaus Dörre in seinem Vortrag nach. Seine These: Ökologische ist nicht ohne soziale Nachhaltigkeit zu haben. Das führt zu Konflikten, die darauf hinauslaufen, Bestehendes möglichst zu bewahren. Politische Entscheider, die allein auf marktkonforme Instrumente oder auf neue Technologie setzen, laufen Gefahr, die Gerechtigkeitsproblematiken zu unterschätzen, die dem ökologischen Gesellschaftskonflikt innewohnen. Dörre erläutert das anhand von zwischenstaatlichen und innergesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Es gibt jedoch Alternativen zu konservierenden Interessenpolitiken. Am Beispiel des Energiesektors, der Auto- und Zulieferindustrie sowie dem Öffentlichen Personennahverkehr zeigt der Soziologe, wie eine zukunftsorientierte Transformation gelingen kann. Nachhaltigkeit, so die durch empirische Forschungen gestützte Botschaft, bedeutet einen radikalen Umbau bestehender Wirtschaftssysteme und Gesellschaftsordnungen. Nur so kann einer Nachhaltigkeitsrevolution zum Durchbruch verholfen werden.
Klaus Dörre ist seit 2005 Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Friedrich- Schiller-Universität Jena, war von 2011-2021 einer der Direktoren des DFG-Kollegs Postwachstumsgesellschaften, ist gemeinsam mit Prof. Heike Kraußlach verantwortlich für das Zentrum Digitale Transformation Thüringen (ZeTT) und ist Mitherausgeber des Berliner Journal für Soziologie und des Global Dialogue. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Kapitalismusmustheorie, Prekarisierung von Arbeit und Beschäftigung, Arbeitsbeziehungen, soziale Folgen der Digitalisierung sowie Rechtspopulismus.