"Konzepte zur Abbildung des Straßenbahnbetriebs in Verkehrsmodellen";
Dissertation 01.03.2016
Stichwörter: Straßenbahn, Modell, Betriebsuntersuchung, Parameterwahl, Bahnkörperklassifikation
Straßenbahnbetriebsmodelle ermöglichen die Konstruktion stabiler Fahrpläne, die Voraussetzung für eine hohe Pünktlichkeit und wirtschaftliche Umläufe sind.
In der vorliegenden Arbeit werden Konzepte entwickelt mit denen Straßen- und Stadtbahnen in Schienenverkehrsmodellen genauer abgebildet werden können. Die speziellen Eigenschaften und Randbedingungen der Straßenbahn, die sie von anderen schienengebundenen Verkehrssystemen unterscheiden, werden herausgearbeitet und deren Einfluss auf den Straßenbahnbetrieb gezeigt. Zu diesen Eigenschaften und Randbedingungen zählen ganz besonders die Beeinflussung durch andere Verkehrsteilnehmer, die oft straßengebundene Streckenführung, die für ein schienengeführtes Fahrzeug spezielle Trassierung mit zum Teil sehr kleinen Radien, die kurzen Haltestellenabstände, die geringen Reiseweiten, die geringen Geschwindigkeiten und die leichten Fahrzeuge.
Zur Berücksichtigung dieser Eigenschaften werden Methoden erarbeitet, wie die Fahrzeitbeeinflussungen der Systemparameter identifiziert werden können. Dies beinhaltet sowohl eine genaue Definition und Abgrenzung der Systemparameter als auch eine Detektion der besonders betriebsbeeinflussenden Parameter und ihrer Störungen. Des Weiteren wird gezeigt, mit welchen Konzepten Fahrpläne konstruiert werden können, die trotz kleiner Störungen stabil und wirtschaftlich sind.
Zur Entwicklung dieser Methoden wurden unter anderem erhobene Betriebsdaten verschiedener Straßenbahnunternehmen verwendet. Für die Streckenführung auf Knotenpunkten werden auf Grundlage von Fahrtenschreiberdaten Häufigkeiten verschiedener Fahrtverläufe bestimmt. Für die Strecken zwischen den Knotenpunkten werden Bahnkörpertypen neu definiert, indem sie nach ihrer Störungsanfälligkeit differenziert werden, und die beeinflussenden Randbedingungen sowie Störungen erläutert.
Grundsätzlich eignen sich Betriebsdaten zur Herleitung von Störgrößen für Betriebsmodelle. Der Aufwand, Betriebsdaten in ausreichend detaillierter Form zu erhalten, dass sie sich zur Ermittlung von Fahrtverläufen an Knotenpunkten und Störungen eignen, ist derzeit noch groß, da die Daten in erforderlicher Detaillierung nur in Fahrtenschreibern vorliegen und nicht automatisch übertragen werden. Mit einer Vereinfachung der Datenübertragung aus Fahrtenschreibern oder einer häufigeren Erfassung der Fahrzeuge durch zum Beispiel Rechnergestützte Betriebsleitsysteme gewinnen die entwickelten Methoden an Bedeutung.
Die entwickelten Methoden und Systemdefinitionen können in weiteren Untersuchungen dazu genutzt werden, um Empfehlungen zur Parameterwahl abzuleiten. Diese können zum einen direkt bei Straßenraumentwürfen angewendet werden, zum anderen aber auch für Entscheidungen zur finanziellen Förderung bestimmter Parameter genutzt werden.