Jedes Jahr benennt die Europäische Union Städte der EU zur „Kulturhauptstadt“. Diese Nominierung hat das Ziel, die Vielfalt und Gemeinsamkeiten des kulturellen Erbes in Europa hervorzuheben und ein besseres Verständnis zwischen den Bürger*innen Europas zu fördern. Formate, wie Kulturhauptstädte, LaGas, BuGas, IBAs, EXPOs, Loveparades und auch Olympiaden bieten für die nominierten Städte ein Momentum, um für die Stadtentwicklung strategische Impulse zu setzen. Im Rahmen der Kulturhauptstädte wird dabei oft das Image, also die Wahrnehmung einer Stadt von innen und außen, adressiert – häufig changierend zwischen Selbstvergewisserung und großer Bühne. Für das Jahr 2025 fällt die Ehre der Kulturhauptstadt Europas unter anderem Chemnitz zu, einer Stadt, die während ihrer raschen Entwicklung in der Industrialisierung und auch danach als Karl-Marx-Stadt zu den wachstumsreichsten Städten Deutschlands zählte.
Ganz ehrlich: wer Chemnitz nicht aus eigener Erfahrung kennt, hat vermutlich viele Vorurteile! Für viele ist Chemnitz eine alternde, ostdeutsch-sächsische Stadt mit einem gigantisch großen Karl-Marx-Kopf-Denkmal im Stadtzentrum und einer gewaltbereiten rechtsradikalen Szene. Allerdings ist Chemnitz auch reich an Architektur, Kultur und Kunst vergangener Jahrhunderte und der Jetztzeit, jüdisches Leben erstarkt wieder in der Stadt und zahlreiche Parkanlagen laden ein zu vielfältigen Aktivitäten. Ist Chemnitz also besser, als der Ruf vermuten lässt?
Im Onlineauftritt der Toristeninformation der Stadt als Kulturhauptstadt mit dem Motto „C the Unseen“ heißt es: „Wer einmal hier war, der sieht die Stadt auf jeden Fall mit anderen Augen.“ Die beschreibt zugleich ein architektonisches und städtebauliches Entwurfsdilemma: wieviel möchte man von einem Ort wissen, für den man eine Intervention plant?
Mit unserer Summerschool möchten wir diesem entwerferischen Grundproblem auf die Spur gehen und zugleich der Einladung der Stadt folgen und gemeinsam erkunden, wie vielschichtig Chemnitz wirklich ist. Zunächst werden wir uns strukturiert mit Methoden der Stadtrecherche und - analyse auseinandersetzen, um zu verstehen, wie man einen Ort begreifen kann, ohne physisch vor Ort zu sein. Zusätzlich werden wir die Stadt im Hinblick auf das Thema Vorurteile analysieren. Dazu werden wir gezielt digitale Werkzeuge einsetzen. Anschließend wollen wir die Ergebnisse unserer Recherche reflektierend betrachten und herauszufinden, welche Eindrücke bleiben und die in ein Konzeption für eine Intervention im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres übersetzen. Dazu werden wir nach einer Arbeitsphase in Braunschweig, vor Ort in Chemnitz einen Workshop mit der Designerin und Urbanistin Dr. Liene Jakobsone und dem Architekten und Urbanisten Manten Devriend von Sampling (beide Latvian Academy of Fine Arts, sampling.lv) aus Riga sowie Sarah Friese, Zukunftsgestalterin, durchführen. Am Ende der Summerschool steht die Konzeption von Interventionen, die die Initiative Weltkulturhauptstadt 2025 in Chemnitz begleiten werden und sich mit dem Kernthema „C the Unseen“ und der Wahrnehmung einer Stadt auseinandersetzen.
Anmeldung
Summerschool – C - the European Cultural Capital Chemnitz 2025 (C-ECCC2025)
Format
Präsenz, Summerschool
Termine
23.-29.09.2024
Braunschweig 23.-25.09.
Chemnitz 26.-29.09.
Ort
ISU Seminarraum/Chemnitz
Sprache
Deutsch/Englisch
Prof. Dr. Vanessa M. Carlow, Lehrauftrag Liene Jakobsone (Sampling.lv), Sarah Friese
ISU-Team