Die dreidimensionale Deformationsanalyse mit Hilfe des Progammpaketes PANDA hat zwischen den GPS-Epochen 1992 und 1995 signifikante Bewegungen gezeigt. Bei der vorliegenden Darstellung der Deformationsvektoren mit den dazugehörigen Ellipsen handelt es sich um Konfidenzellipsen.
Die Ergebnisse des Epochenvergleiches 1992-1995 bestätigen im Wesentlichen frühere Untersuchungen. Danach läßt sich das Untersuchungsgebiet in eine nördliche und eine südliche Bewegungszone trennen, mit der SISZ als Trennbereich. Punkte in der nördlichen Hälfte, die der Nordamerikanischen Platte zugehören, sind in Richtung Nordwesten verschoben und Punkte in der südlichen Hälfte, die der Eurasische Platte zugerechnet werden können, sind dagegen nach Südosten verschoben. Die Bewegungsrichtungen entsprechen der Drift der Lithosphärenplatten nach Nordwest bzw. Südost.
Anders als jedoch in den Epochenvergleichen 1986 bis 1992 scheinen sich auch Gruppen von Punkten zwischen den hier gekennzeichneten Platten unabhängig blockweise zu bewegen. Hier fallen besonders die Punkte der Hreppar Mikroplatte (HRP) auf, welche gegenüber Punkten auf der amerikanischen Platte eine abweichende Bewegungskomponente besitzen.
Punkte in der Trennungszone, der SISZ, weisen nur geringfügige, in ihrer Richtung teilweise unregelmäßge Bewegungen auf. In der SISZ wird die Drift der Lithosphärenplatten durch rezente Seitenverschiebungen aufgenommen. Dadurch entstehen transversale Brüche und Spaltensysteme. Diese als bookshelf faults bezeichnete geologische Struktur kann man sich plastisch als eine leicht gekippte Reihe von Büchern in einem Regal vorstellen.
Die erwartete relative Spreizungsrate aus dem Global Plate Motion Model NUVEL-1 beträgt 1,9 cm pro Jahr in Richtung 105° NO. Im Zeitraum von 1992 bis 1995 ist eine relative Bewegung zwischen der Europäischen und der Amerikanischen Platte von 1,2 cm pro Jahr in Richtung 98° NO aufgetreten. Die Bewegungsrichtung hingegen stimmt näherungsweise mit der Modellvorhersage des NUVEL-1 überein, dagegen ist die Verschiebungsgröße kleiner. Unsere Meßergebnisse zeigen erwartungsgemäß, daß die Deformationszone im Bereich der Plattengrenze eine größere Ausdehnung als unser Beobachtungsnetz hat.
Die Verschiebung des Punktes am Südrand der SISZ (Pkt. 7143, Kambabrún) ist ungewöhnlich. Dieser Vektor weist die größte beobachtete Verschiebung auf und zeigt in nahezu südliche Richtung. Dieser Punkt liegt in dem Gebiet, das unmittelbar von der Ausdehnung der Magmakammer des Vulkanes Hengill beeinflußt wurde. Dieser nahezu erloschene Vulkan regt sich seit 1994 und es ist ein fortdauernder Spannungsaufbau anhand von starken seismischen Aktivitäten in dieser Region bis 1998 zu beobachten gewesen. Das Zentrum dieser Aktivität ist nördlich des Meßpunktes 7143.