Wertstoffrückgewinnung mittels Dünnschichtverdampfung
Förderung/Förderprogramm: AiF/ IGF
Förderkennzeichen: 04352/21
Laufzeit: 01.02.2022-31.07.2024
Die Rückgewinnung von Wertstoffen in Produktions- und Rückstandsströmen, wie z.B. Lösemittelrückgewinnung, Altölaufbereitung oder die Aufarbeitung von Rückständen bei der Biodieselproduktion, ist neben den ökonomischen insbesondere aus Gründen der Ressourceneffizienz und des Umweltschutzes von erheblicher Bedeutung. Obwohl das Recycling von Chemikalien sowohl ökonomisch wie ökologisch vorteilhaft sein kann, werden wertstoffhaltige Abfallströme jedoch weiterhin vielfach verworfen oder der energetischen Verwertung zugeführt. Dies ist häufig darauf zurückzuführen, dass den Betreibern der Produktionsanlagen die erforderliche apparative Ausrüstung und/oder das Knowhow zur wirtschaftlichen Aufarbeitung fehlt. Problematisch sind zudem oftmals die Eigenschaften der Rückstände: Sie enthalten – neben den zu gewinnenden Wertkomponenten – in der Regel eine Vielzahl von undefinierten Komponenten, welche oft viskos, feststoffhaltig, klebrig, thermisch sensibel oder hochsiedend sind. Viele dieser Wertstoffe lassen sich destillativ zurückgewinnen. Um die thermische Belastung zu senken, muss die Destillation allerdings oft bei reduzierten Drücken von < 100 mbar(a) durchgeführt werden. Apparativ kommen hier häufig nur Dünnschichtverdampfer (DSV) in Frage. Obwohl DSV bei genau diesen problematischen Trennaufgaben hocheffiziente Trennleistungen liefern, sind sie selten in den Herstellungsprozessen zu finden, da ihre Auslegung und ihr Betrieb aufgrund von operativen, apparativen und stofflichen Abhängigkeiten herausfordernd sind. Die resultierenden Wechselwirkungen sind sehr spezifisch und erfordern eine breite und konsolidierte Datenbasis zur bedarfsgerechten Auslegung, die nach aktuellen Recherchen fehlt. Dies führt zu technischen Risiken, einer sicherheitsbedingten Überdimensionierung und damit oft zu fehlender Wirtschaftlichkeit bei den Betreibern von chemischen Anlagen und Lohndestillateuren.
Ziel dieses Vorhabens ist daher die Bereitstellung einer öffentlich verfügbaren Datenbasis zur Betriebs- und Leistungsbewertung von DSV. Hiervon profitieren unmittelbar KMUs, die Hersteller und potenzielle Betreiber von DSV sind. Diese werden bei der Entwicklung und dem Betrieb dieser innovativen Apparate unterstützt und können die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ihrer Prozesse weiter optimieren. Dieses Ziel wird im Projekt dadurch realisiert, dass typische Problemstellungen von Betreibern chemischer Anlagen und Lohndestillateuren aufgegriffen werden. Optimale Betriebsfenster sowie die Lastgrenzen von DSV werden durch systematische fluiddynamische und wärmetechnische Untersuchungen identifiziert, wodurch sich die Investitions- und Betriebskosten reduzieren lassen. Durch den im Projekt entwickelten Handlungsleitfaden werden sowohl Lohndestillateure als auch Anlagenbetreiber bei der Anwendung von DSV für neue Trennaufgaben unterstützt. Der Nutzen für KMU liegt im unmittelbaren Zugang zu apparativem und operativem Knowhow dieser Apparate.
Im Einzelnen werden folgende Teilziele angestrebt:
- Durch systematische Untersuchungen relevanter Prozessgrößen und deren wechselseitigen Beeinflussungen bzgl. des Verdampfungsprozesses werden wirtschaftlich optimale Betriebsfenster für DSV-Prozesse aufgezeigt.
- Bildoptische Aufnahmen aus dem Inneren eines DSV im nichtsiedenden und Siedezustand kombiniert mit wärmetechnischen Messungen ermöglichen die Identifikation der fluiddynamischen Lastgrenzen von DSV und die Formulierung von Grenzwerten.
- Die kombinierte Betrachtung von Verweilzeit, Heizflächenbenetzung und Wärmedurchgang trägt zu einer verbesserten Auslegung von DSV bei, indem u.a. die thermische Produktschädigung im DSV verhindert oder vermindert werden kann, wodurch Reinigungszeiten verkürzt und die Abstände der Reinigungsintervalle maximiert werden können.
- Die Anwendung charakteristischer dimensionsloser Kennzahlen unter Einbeziehung eines segmentweisen Ansatzes erlaubt eine Übertragung auf andere stoffliche und apparative Gegebenheiten sowie eine Skalierung zwischen Technikums- und Produktionsmaßstab.
Ansprechpartner: David Appelhaus, Dr.-Ing. Katharina Jasch