Residenzwechsel und vom Hof verlassene Residenzstädte im 18. Jahrhundert

Bearbeiter: Sebastian Mönnich, MA

Kommißstrasse Wolfenbüttel um 1775
Tägliche Arbeitsverrichtungen auf der Kommißstraße, Wolfenbüttel. Unbekannter Künstler, Öl auf Leinwand, H. 54,5 cm x B. 69,5 cm, um 1775

Eine Vielzahl der sich im Heiligen Römischen Reich befindlichen Residenzstädte wurde im 18. Jahrhundert von Hof und Herrschaft verlassen. Ein solcher Residenzwechsel bedeutete für die in der Stadt zurückgebliebenen Einwohner einen tiefen Einschnitt in ihr wirtschaftliches und kulturelles Leben. Auf die schillernden Jahre des regen Verkehrs von Waren und Gesandtschaften, der Hoffeste und des Luxusgewerbes folgten Verarmung, Abwanderung, Einsamkeit und Stille. So lautet zumindest die gängige Erzählung der Geschichtsschreibung, die das geendete höfische Wesen als Vergleichsgrundlage zur neuen städtischen Situation heranzieht.
Doch der Wegzug des Hofes bedeutete eine Lockerung des direkten Einflusses der Landesherrschaft auf die Stadtgemeinschaft. Neue Handlungsfelder ergaben sich, während die auf den Hof ausgerichtete bestehende Infrastruktur umgenutzt werden konnte. Ebenso änderte sich das Sozialgefüge. Durch die Abwanderung des Hofes stand augenblicklich neuer Wohnraum zur günstigen Miete zur Verfügung. Ärmere Randgruppen der Gesellschaft sowie junge Unternehmergeister nutzten die komfortable Preislage, um sich in der verlassenen Residenzstadt eine neue Existenz aufzubauen. Oft geschah dies im Konflikt mit den eingesessenen Städtern.
Das Dissertationsprojekt widmet sich dieser Umbruchszeit und dem Handeln der sich in ihr befindlichen historischen Akteure. Regionalgeschichtlich liegt der Schwerpunkt auf der 1753/1754 verlassenen Residenzstadt Wolfenbüttel. Als Vergleichsstädte dienen dabei das 1718 verlassene Durlach (Baden-Württemberg) sowie das 1739 aufgegebene Barby (Sachsen-Anhalt).

Sebastian Mönnich, M.A.

Studium an der TU Braunschweig vom WS 2011/2012 bis zum WS 2017/2018, Fächer: Germanistik, Geschichte (Bachelor), Kultur der technisch-wissenschaftlichen Welt (Master); Wissenschaftliches Volontariat am Museum Wolfenbüttel von 2018 bis 2020
Sebastian Mönnich ist seit Februar 2020 Stipendiat am Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte.

Kontakt: s.moennich(at)tu-bs.de