Bei der Geltendmachung von Ansprüchen infolge gestörter Bauabläufe bildet die "bauablaufbezogene Untersuchung" die zentrale Grundlage. Die Rechtsprechung hat den Begriff in Einzelaspekten mehrfach aufgegriffen. Ein einheitliches, unstreitiges Verfahren existiert nicht.
Beim Braunschweiger Baubetriebsseminar 2012 wurden die Bausteine einer bauablaufbezogenen Untersuchung vorgestellt und praktische Probleme beim Nachweis diskutiert. Die Teilnehmer wurden dafür sensibilisiert, welche Dokumente zur Erfüllung von Darlegungs- und Beweispflichten notwendig sind.
Dem grundsätzlichen Aufbau einer bauablaufbezogenen Untersuchung folgend, wurden im ersten Vortragsblock Probleme bei der Identifikation der vertraglichen Grundlagen erörtert. Es wurde der Frage nachgegangen, welche Angaben insgesamt beizubringen sind und wie mit fehlenden oder widersprüchlichen Unterlagen zur Preisermittlung und zur Terminplanung umzugehen ist.
Der zweite Block widmete sich der Dokumentation des tatsächlichen Baugeschehens. Es wurde analysiert, warum Vorhaben anders ablaufen als geplant und in welcher Form eine Störungsdokumentation aufzustellen ist.
Im dritten Vortragsblock wurde verschiedenen Fragestellungen der terminlichen Bewertung von Nachträgen und Behinderungen nachgegangen: Wie können bei Nachträgen die terminlichen Folgen aus der Preisermittlungsgrundlage abgeleitet werden? Wo liegen beim Nachweis von Produktivitätsminderungen die Grenzen zwischen haftungsbegründender und haftungsausfüllender Kausalität; was muss bewiesen, was darf geschätzt werden?
Zum Abschluss des Seminars wurde der Frage nachgegangen, welche Methoden zulässig sind, um die terminlichen Auswirkungen einzelner Störungsereignisse auf den Gesamtbauablauf zu bewerten. In der aktuellen baubetrieblichen und baurechtlichen Diskussion stehen hier die SOLL'- und die IST'-Methode gegenüber. Unterschiede zwischen den Methoden wurden erläutert, praktische Probleme bei der konkreten Umsetzung vorgestellt und Unterschiede bei den Anforderungen an die auftragnehmerseitige Dokumentation aufgezeigt.
Die Teilnehmer des Baubetriebsseminars 2012 setzten sich aus einem Personenkreis von Vertretern mit Ergebnisverantwortung auf Seiten der Auftraggeber, der beratenden und bauausführenden Auftragnehmer sowie der Behörden zusammen.