Heute möchten wir euch jun. Prof. Dr. Henriette Bertram vorstellen, die die Juniorprofessur Gender.ING innehat.
Sie setzt sich für das Ziel „Gesundheit und Wohlergehen“ ein und hat uns ein paar Fragen beantwortet.
Welchen Bezug hat Ihre Arbeit zu diesem SDG?
In Forschung und Lehre beschäftige ich mich damit, wie die Kategorie Geschlecht auch in vermeintlich neutralen Sphären wie Technik und Raum wirkt und wie diese wiederum das Leben und die Wahrnehmung von Menschen beeinflussen. Mich interessieren Zusammenhänge mit weiteren Strukturkategorien wie race oder Bildung. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass Menschen unterschiedliche Voraussetzungen bei der Nutzung von und dem Zugang zu Technik haben. Dasselbe gilt für die gebaute und geplante Umwelt, also beispielsweise Infrastrukturen oder Grünflächen.
Wie kamen Sie zu diesem Thema und woher kommt Ihr Interesse?
Angefangen hat es mit einer Forschungsarbeit zu den räumlichen und strukturellen Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Sorge- und Erwerbsarbeit. Seit mehreren Jahrzehnten wird kritisiert, dass Städte vor allem für vollzeiterwerbstätige, von Sorgearbeit befreite und uneingeschränkt mobile Menschen gut funktionieren. Mittlerweile ist die zwar vergeschlechtlichte Arbeitsteilung nicht mehr so strikt, aber die Verteilung von unbezahlter Sorge- und bezahlter Erwerbsarbeit bleibt die Grundlage für Geschlechterungleichheit und die meisten der „Gender Gaps“, von denen häufig die Rede ist – Pay Gap, Leisure Gap, Pension Gap, Data Gap…und weitere.
Gibt es einen Bezug zwischen Ihrem Thema und anderen SDGs?
Zu vielen! Geschlechtergerechtigkeit ist ein Querschnittsthema, das fast überall hineinspielt. Den offensichtlichsten Bezug zu meiner Arbeit sehe ich beim SDG Nachhaltige Städte und Gemeinden. Aber auch Ziele wie Gesundheit oder Bildung für alle, menschenwürdige Arbeit und letztlich auch Frieden und Gerechtigkeit sind ohne Gleichstellung der Geschlechter nicht zu erreichen.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich, damit Sie ihr SDG in Zukunft noch effektiver in Lehre und Forschung einbringen können?
Ich nehme grundsätzlich Offenheit für das Thema wahr und habe in mehrere Fakultäten gute Kontakte. Ich stelle aber auch fest, dass viele Forschende kaum Zeit finden, um darüber nachzudenken, wie sie in Lehre und Forschung zu Geschlechter(un)gerechtigkeit beitragen und Gesellschaft prägen können oder wollen. Diese Reflexionsräume bräuchte es aber, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen.