Die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) wurden 2015 von den United Nations verfasst und formulieren die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung für alle Länder der Erde bis 2030.
Mit unserem SDG-Pat*innenschaftprogramm wollen wir zeigen, wer sich an der TU Braunschweig ganz konkret und tagtäglich für diese Ziele einsetzt. Heute möchten wir Larisa Tsvetkova vorstellen, die am Institut für Städtebau und Entwurfsmethodik arbeitet. Sie setzt sich für das Ziel 11 ein und hat uns ein paar Fragen beantwortet.
Welchen Bezug hat Ihre Arbeit zu diesem SDG?
Schwerpunkt meiner Arbeit liegt im Bereich der gemeinwohlorientierten Stadtentwicklung und selbstorganisierten Wohnprojekten, was aus meiner Sicht gut zu dem Ziel 11 passt: Denn eine nicht-profitorientierte und von Bewohner*innen getriebene Entwicklung ist Voraussetzung für eine nachhaltige, inklusive und krisenfeste Gestaltung von Städten und Gemeinden. In Deutschland gibt es eine Vielfalt an Projekten, die auf lokale Herausforderungen reagieren und innovative Lösungen umsetzten, von Kreativräumen in leerstehenden Häusern über Wohnprojekte im Passivhausstandard bis hin zu selbstorganisierten Quartiersnetzwerken. Einige nennen sich Immovielien – Immobilien von Vielen für Viele. Diese Projekte geben Inspiration und Motivation für meine Arbeit in der Lehre, Forschung, Projektentwicklung und im Ehrenamt. Auf diesen verschiedenen Ebenen versuche ich, einen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung zu leisten.
Wie kamen Sie zu diesem Thema und woher kommt Ihr Interesse?
Bereits im Architekturstudium habe ich mich für die Wirkung des Planens und Bauens interessiert und bin auf einige Mängel gestoßen: Im vergangenen Jahrhundert wurden Städte für Autos und nicht für Menschen gebaut, in den letzten 30 Jahren werden Immobilien vermehrt kommerzialisiert und als Waren behandelt, und die Stadtentwicklungspolitik wurde auf unbegrenztes Wachstum ausgerichtet. Diese Ansätze führen zur Ausbeutung des Planeten und einem ungerechten Zugang zum Stadt- und Wohnraum. Da städtebauliche Projekte äußerst langwierig sind und unsere Umwelt über Jahrhunderte bis Jahrtausende beeinflussen, müssen wir die Stadtentwicklung von heute viel nachhaltiger gestalten, damit die Städte und Gemeinden von morgen lebenswert werden können. Hier sehe ich einen dringenden Handlungsbedarf. Das ist einerseits frustrierend, und andererseits spannend: Wir stehen vor der Notwendigkeit und auch vor der Möglichkeit, unsere Profession umzudenken.
Welche 3 Wörter verbinden Sie mit diesem SDG?
Gemeinwohlorientierung (statt Gewinnmaximierung und Profitorientierung),
Bestandsmanagement (statt unbegrenzten Wachstums und Massenproduktion),
Selbstorganisation (Transformationskraft und Mitbestimmung der Vielen statt Macht der Wenigen).