Die germanistische Linguistik beschäftigt sich mit der deutschen Sprache der Gegenwart für sich und im Vergleich mit anderen Sprachen. Im Zentrum steht hierbei das Sprachsystem im Sinne eines abstrakten Objekts, also die Grammatik mit ihren Teilbereichen Phonologie, Morphologie, Syntax und Semantik. Gründliche Kenntnisse der Grammatik sind insbesondere für angehende Lehrer von Bedeutung, wobei in linguistischen Lehrveranstaltungen ein kritischer Blick auf theoretische Modellierungen grammatischer Phänomene eingeübt wird, darunter in prominenter Weise auch die sogenannte Schulgrammatik.
Ein besonderer Schwerpunkt der Abteilung in Forschung und Lehre ist die Schriftlinguistik, die einen fachwissenschaftlichen Umgang mit Fragen des Schriftsystems einschließlich der Orthographie pflegt. Dieser Bereich nimmt einerseits Kenntnisse der Grammatik auf und bereitet andererseits den Boden für didaktische Modellierungen für die Primarstufe wie auch für die Sekundarstufe.
Über Sprache als System hinausgehend fragt die Linguistik nach kognitiven Aspekten des Wissens von Menschen über ihre Sprache bzw. ihre Sprachen. Hierbei stehen Fragen des Erwerbs von Muttersprachen sowie von Zweitsprachen im Vordergrund, aber auch Fragen der Repräsentation und Anwendung von Sprachwissen. Daneben wird der natürliche wie auch der krankheitsbedingte Verlust von Wissensbestandteilen fokussiert.
Der dritte große Themenbereich ist der Gebrauch, den Menschen von ihrem Sprachwissen machen. Offensichtlich betrifft dies zunächst sprachbezogene Aspekte der Kommunikation. Methodisch fallen hierunter die Teilbereiche Pragmatik sowie die traditionell gut in Braunschweig verankerte Gesprächsanalyse. Sprachwissen kann aber auch zur Textproduktion genutzt werden, wobei die Textlinguistik enge Verbindungen zur Didaktik wie auch zur Literaturwissenschaft bietet. Weitergehend wird schließlich auch reflektiert, in welchen Bereichen linguistisches Wissen außerhalb der Schule beruflich umgesetzt werden kann.
Die germanistische Mediävistik, also die Wissenschaft von der deutschen Sprache und Literatur des Mittelalters, versteht sich in philologischer Tradition als Vermittlerin der deutschen Sprachgeschichte sowie als Plattform zur Auseinandersetzung mit den bedeutendsten literarischen Werken der Epoche des Mittelalters vom 8. Jahrhundert bis zum Beginn der Frühen Neuzeit. Der Teilbereich Mediävistik ist ein unverzichtbarer Pfeiler eines grundständigen Studiums der Germanistik. Er schult das kulturell vernetzte Verständnis literarischer Strömungen und das Erkennen sprachsystematischer Zusammenhänge in diachroner Hinsicht. Das sprach- und literaturgeschichtliche Wissen gehört zu den obligatorischen Inhalten für die Lehramtsstudiengänge und das Studium der Kultur der technisch-wissenschaftlichen Welt (KTW). Dieser Studiumsaufbau stellt ein herausragendes Merkmal des Braunschweiger Standortes dar. Gerade angehende Lehrer können später im Deutschunterricht diese umfassenden Kenntnisse auch zur Aufklärung aktueller Entwicklungen der Sprache und Literatur einbringen.
Die Historische Sprachwissenschaft beschäftigt sich mit Theorien zum Sprachwandel, vertieft sprachhistorische Kenntnisse und bindet sie so in aktuelle linguistische Debatten ein. Die interdisziplinäre, kulturhistorische Ausrichtung der literaturwissenschaftlichen Mediävistik ergibt sich aus der europäischen Vernetzung mittelalterlicher Sprache und Literatur. Gesamtzusammenhänge erklären sich oft nur aus einem zeitlich übergeordneten und über sprachgemeinschaftliche Grenzen hinausgehenden Blick.