Allgemeines

Ein Studiengang der Mathematik und der Wirtschaftswissenschaften

Mit Beginn des Wintersemesters 2007/08 bietet der TU Braunschweig den Bachelor- und den Masterstudiengang Finanz- und Wirtschaftsmathematik an. Dieser konsekutive Studiengang umfaßt Studienanteile aus den Fachgebieten Mathematik, Wirtschaftswissenschaften und Informatik. Die universitäre Ausbildung von Finanz- und Wirtschaftsmathematikern an der TU Braunschweig begann im Wintersemester 1999/2000 der Einführung des Diplomstudiengang Finanz- und Wirtschaftsmathematik.

Die in den letzten 20 Jahren etablierte Wirtschaftsmathematik befaßt sich mit der mathematischen Behandlung von Fragestellungen aus den Bereichen der Betriebs- und Volkswirtschaft. Wie soll man eine automatische Fabrik steuern? Wie soll man den Containerumschlag in einem Überseeterminal organisieren? Wo sollen die Standorte eines national oder international operierenden Dienstleistungsunternehmens plaziert sein? Wie soll die Dynamik einer Bevölkerungsentwicklung im Hinblick auf eine gewünschte Altersstruktur beeinflußt werden?

Mit welchen Netzkapazitäten soll ein Provider im Internet ausgestattet sein? Wie baut man ein effektives nationales oder internationales Telekommunikationsnetz für Handys auf? Aufgabe der Wirtschaftsmathematik ist es, zu derartigen Fragestellungen zunächst einmal geeignete mathematische Modelle aufzustellen und sodann innerhalb dieser Modelle die Fragen mit mathematischen Methoden zu beantworten.

Typischerweise geht es letztendlich um Optimierungsprobleme (maximaler Nutzen, minimale Kosten, optimale Entscheidungen, optimale Strukturen), und häufig sind Aspekte des Zufalls im Spiel (nicht genau vorhersehbare oder schwankende Anforderungen an einen Dienstleister, nicht exakt einschätzbare Risiken für einen Versicherer).

Daher bilden die Mathematische Optimierung und die Mathematische Stochastik (Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik) den Kern der mathematischen Ausbildung. Zu diesen etablierten Anwendungsbereichen der Wirtschaftsmathematik sind in jüngerer Zeit in erheblich verstärktem Umfange neue Fragestellungen hinzugetreten. Hier ist an erster Stelle der besonders rasch expandierende Bereich des Finanzwesens zu nennen.

Moderne finanztechnische Transaktionen und Produkte sind ohne mathematische Analyse nicht mehr denkbar. Wie kann sich ein international agierendes Unternehmen gegen Währungsschwankungen absichern? In welcher Höhe müssen Banken oder Versicherungen Rücklagen bilden, um die Kapitalinvestitionen ihrer Kunden nicht zu gefährden (Risikomanagement)? Wie kann der Preis für das Recht, eine bestimmte Aktie zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu einem bestimmten Preis zu veräußern (Put-Option), bestimmt werden? Wie muß eine Versicherungsgesellschaft die Prämien für eine bestimmte Sach- oder Kapitalversicherung kalkulieren? Wie können aus schier unüberschaubaren Datenmengen gewünschte ökonomische Informationen gewonnen werden (data mining)? Auch hier spielen die Mathematische Optimierung und ganz besonders die Mathematische Stochastik eine herausragende Rolle, und es werden modernste mathematische Methoden eingesetzt (z.B. stochastische Analysis, Chaostheorie), die dem Bereich der Finanzmathematik einen eigenständigen Charakter in diesem Studiengang verleihen.

Der Studiengang Finanz- und Wirtschaftsmathematik hat das Ziel, die Absolventinnen und Absolventen in die Lage zu versetzen, sich mit derartigen Fragestellungen in mathematisch kompetenter Weise auseinanderzusetzen und dabei zugleich den betriebs-, volks-, finanz- und versicherungswirtschaftlichen Hintergrund sowie die wirtschaftsrechtliche Problematik in vollem Umfange zu erfassen.

Mit Blick auf die Tatsache, daß die beruflichen Anforderungen ständigen Änderungen unterworfen sind, vermittelt das Grundstudium (Semester 1-4) allgemeine und universell einsetzbare mathematische und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse. Im Hauptstudium können die Studierenden dann zwischen verschiedenen Ausrichtungen wählen, wobei gewisse Kernbereiche (etwa Stochastik, Optimierung, sowie betriebswirtschaftliche Fächer) obligatorisch sind. Die abschließende Diplomarbeit wird über ein ausgeprägt interdisziplinäres Thema verfaßt. Selbstverständlich ist die Ausbildung stark praxis- und rechnerorientiert.

Die beruflichen Tätigkeitsfelder der Absolventinnen und Absolventen sind vielfältig und attraktiv. Finanz- und Wirtschaftsmathematikerinnen bzw. Finanz- und Wirtschaftsmathematiker werden insbesondere beschäftigt bei:

  • Banken, Versicherungen, berufsständischen Versorgungseinrichtungen,
  • Beratungs- und Wirtschaftsunternehmen sowie in Behörden und Verbänden und in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen großer Unternehmen,
  • in Bereichen wie Controlling, Marketing, Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung und kommerzieller Datenverarbeitung.

Selbstverständlich ist auch eine freiberufliche Tätigkeit, z.B. als Berater oder Sachverständiger, sehr gut möglich. Die derzeitigen Einstellungschancen sind gut.