Liebe Kolleg*innen, liebe Studierende, liebe Gäste,
es ist mir eine große Freude, Sie zu dem ersten Tag der Vielfalt an der TU Braunschweig begrüßen zu dürfen und damit gemeinsam ein Zeichen für Vielfalt, Chancengleichheit und Antidiskriminierung zu setzen.
Tage wie dieser geben uns die Möglichkeit, abseits des universitären Alltags den Wert von Vielfalt, von Diversität sichtbar zu machen und ins Gespräch zu kommen, neue Menschen und Perspektiven kennenzulernen, gemeinsam Ideen zu entwickeln. Sie schaffen Sichtbarkeit für unsere Werte und lenken unsere Aufmerksamkeit auf unsere Überzeugungen, für die wir jeden Tag kämpfen möchten und müssen.
Mancherorts erleben wir einen Wandel hin zu mehr Diversität und ermöglichter Partizipation. Gleichzeitig ist unsere Gesellschaft noch immer von Ungleichheit geprägt. Eigenschaften wie das Geschlecht, die physische Verfassung und auch die Herkunft haben einen erheblichen Einfluss darauf, wie Menschen wahrgenommen werden, was ihnen zugetraut wird und welche Chancen sie haben.
Die Förderung von Diversität an einer Institution wie unserer Universität ist unmittelbar mit dem Abbau struktureller Ungleichheit und Diskriminierung verbunden. Echte Vielfalt kann nur dann entstehen, wenn wir gleichberechtigte Zugänge schaffen, unserer Universität öffnen, bestehende Barrieren abbauen und Chancengleichheit ermöglichen.
Unsere Lehre und Forschung, und wir als gesamte Universität, werden besser, wenn wir lernen, andere Perspektiven als die eigene zu verstehen, ernst zu nehmen und in unser Denken und Handeln einzubeziehen.
Seit meinem Amtsantritt ist die Erhöhung und Stärkung der Diversität systematischer Teil unserer strategischen Hochschulentwicklung. Anhand eines umfassenden Portfolios von strategischen Vorhaben und Maßnahmen zur Umsetzung der ganzheitlichen Entwicklung in allen Leistungsdimensionen ist die Stärkung der Diversität ein elementarer Bestandteil unseres strategischen Vorgehens.
Ziel ist es, die relevanten Prozesse unserer Institution transparent in Hinblick auf Diversitäts- und Gleichstellungsaspekte zu erfassen, Stellschrauben zur Optimierung von Diversität und Anti-Diskriminierung zu identifizieren und die Optimierung von Prozessen als Changemanagement zu begleiten.
Wir verfolgen das klare Ziel, Diversität in der eigenen Organisation zu fördern und nach außen tragen, um unsere gesellschaftliche Verantwortung als zukunftsorientierte Bildungsinstitution wahrzunehmen. Voller Überzeugung über die Notwendigkeit des Themas Chancengleichheit und Diversität möchten wir eine Vorreiter*innenrolle für andere Universitäten und Arbeitgeber*innen einnehmen.
Perspektivenvielfalt entsteht auch durch internationale sowie interdisziplinäre Forschung und Zusammenarbeit. Zwei Beispiele dafür können Sie heute kennenlernen: Das Exzellenzcluster SE²A (Sustainable and Energy-Efficient Aviation) und das neue Projekt „Geschlechterdimensionen in MINT-Disziplinen: InnovationHubs als Weg zu ganzheitlicher Exzellenz“, eines der ausgewählten innovativen Strukturprojekte mit Modellcharakter, die dazu beitragen, Geschlechteraspekte in die Forschung zu integrieren.
Wir sind mit unserem Engagement zur Stärkung von Gleichstellung und Diversität und dem Zusammendenken dieser beiden wichtigen Felder nicht allein: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft DFG startet eine neue Initiative und berücksichtigt zukünftig nicht nur „Forschungsorientierte Gleichstellungs- sondern auch Diversitätsstandards“. Diese umfassen neben Geschlecht und geschlechtlicher Identität nun auch weitere Aspekte wie Behinderungen und chronische Erkrankungen oder die ethnische und soziale Herkunft. Auch die intersektionale Verschränkung verschiedener Dimensionen von Vielfalt soll mitgedacht werden.
Damit sendet die DFG ein wichtiges Signal: Hochschulen brauchen strukturelle Veränderungen, um Chancengleichheit zu schaffen und die Diversität ihrer Studierenden und Mitarbeitenden zu erhöhen.
Weiterhin setzt die DFG einen Fokus auf ihre Verantwortung gegenüber Angehörigen ihrer Institution im Hinblick auf den Schutz vor sexueller Belästigung, Diskriminierung und Mobbing.
An der TU Braunschweig nehmen wir dieses Themas an: Als Schirmherrin und aktive Unterstützerin möchte ich Sie auf unsere universitätsweite KNOW MORE Kampagne gegen sexualisierte Gewalt hinweisen. Laut einer EU-weiten Studie aus dem Jahr 2012 – aktuelle Zahlen existieren nicht – erleben 54% der Studentinnen in Europa während ihres Studiums sexuelle Belästigung, fast die Hälfte erzählt niemandem davon.
Mit KNOW MORE machen wir auf eine Problematik aufmerksam, die selten besprochen und doch allgegenwärtig ist. Das Ziel ist, sexualisierte Gewalt zu enttabuisieren und Beratungsangebote in der Stadt und an der TU Braunschweig bekannter zu machen.
KNOW MORE steht für Sensibilisierung und Prävention durch Wissen und Sichtbarkeit. Das Herzstück der Kampagne ist eine Reihe wissenschaftlicher Vorträge und Workshops für alle Studierenden und Mitarbeitenden der TU Braunschweig. Besuchen Sie den Stand der KNOW MORE Kampagne, mit der Verbreitung der Informationsmaterialien können Sie uns aktiv unterstützen.
Die Kampagne ist durch das Engagement von Studierenden des Autonomen FrauenLesbenReferats und des Green Office entstanden. Sie haben Verbündete in der Stabsstelle Chancengleichheit gefunden und kooperieren mit der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt.
Abschließend möchte ich Sie herzlich einladen: Nutzen Sie die Gelegenheit, die unser erster Tag der Vielfalt an der TU Braunschweig bietet. Vernetzen Sie sich, machen Sie sich und Ihre Interessen stark, bringen Sie Ihre eigene Perspektive ein und lernen Sie die anderer kennen und verstehen.
Diversität und Chancengleichheit sind Werte, die nur existieren, wenn unsere Universität gemeinsam und solidarisch gestalten.