Vor zwei Jahren feierte die Technische Universität Braunschweig mit einer großen Jubiläumsfeier 50 Jahre Biotechnologie. Nun kehrten einige der ersten Doktorand*innen aus den 1970er und 1980er Jahren erneut an ihre Alma Mater zurück. Sie promovierten bei Prof. Dr. Fritz Wagner, dem Gründer des damaligen Lehrstuhls für Biochemie und Biotechnologie im Jahr 1972. Auf einem Gruppenfoto von 1980 sehen wir Prof. Wagner im Kreis seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Gelände der damaligen Gesellschaft für Biotechnologische Forschung in Braunschweig-Stöckheim. Und rechts daneben die Gruppe Ehemaliger, die sich am 8. Juni 2024 zusammenfand.
Die Alumni folgten der Einladung von Prof. Dr. Stefan Dübel, dem heutigen Leiter der Abteilung Biotechnologie des Instituts für Biochemie, Biotechnologie und Bioinformatik, mit großer Freude. Sie lauschten gespannt Dübels Ausführungen zum aktuellen Stand des Antikörper-Engineerings – ein faszinierender Forschungsschwerpunkt der Abteilung. Dafür nahmen einige weite Wege auf sich: eine Alumna lebt seit Jahrzehnten in den USA und ist zu diesem Anlass eigens aus New York angereist. „Ich komme gern wieder nach Braunschweig, um meine alten Kollegen und Freunde zu treffen und einen "auszuklönen", wie das Leben als "Rentner" denn nach der aufregenden Zeit in Braunschweig und anschließenden Werdegängen so gelaufen ist. Außerdem habe ich ja noch meine Familie und Freunde in Deutschland; damit kann ich den Besuch in Deutschland verbinden und von der "Klönerei" wieder 2 Jahre zehren... "weißt du noch ... und damals ... und, und, und" erzählt Dr. Elisabeth Grote-Holman.
Während ihrer wissenschaftlichen Arbeit am Lehrstuhl widmeten sich die Alumni hauptsächlich der Bioprozesstechnik von mikrobiellen Kulturen. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehörten die selektive mikrobielle Degradation bzw. Umwandlung von Sterinen und Steroiden, die Produktion von niedermolekularen Biomolekülen wie L-Aminosäuren, Riboflavin, Citronensäure und Biotensiden sowie die Charakterisierung von pilzlichen Cellulose-abbauenden Enzymen. Nach ihrer erfolgreichen Promotion – der erste Absolvent schloss 1974 ab – schlugen sie unterschiedliche Karrierewege ein: einige von ihnen gingen in die Großindustrie, andere bevorzugten kleinere oder mittelgroße Unternehmen, und wieder andere habilitierten sich an der TU Braunschweig bzw. an einer anderen Universität.
Seit 2010, als die ersten der 1970er Doktoranden und Doktorandinnen in den Ruhestand gingen, treffen sich die Biotechnologie-Alumni alle zwei Jahre in Braunschweig. Das Programm dieser Treffen umfasst immer den Besuch einer aktuellen Arbeitsgruppe an der TU Braunschweig, gefolgt von einem Café-Besuch in der Stadt und einem abendlichen Restaurantbesuch. Es gibt stets viel zu erzählen.
Dr. Ulrich Behrendt aus München betont: „Freundschaften sind ein wertvolles Gut: wer pflegt sie nicht gern? Sie bereichern mein Leben, zumal u.a. auch Kontakte zu ehemaligen Weggefährten aus der Zeit an der Universität Braunschweig sowohl nach Braunschweig selbst als auch über weite Entfernungen z.B. nach Chile, USA, Japan oder Korea in den vergangenen 52 Jahren nicht abgerissen sind. Beruflich bedingte Wohnungswechsel an andere Orte der Bundesrepublik haben die Verbindungen zur Biotech-Szene in Braunschweig auf der Basis von Anfragen für Vorträge, Begutachtungen oder Beratungen zusätzlich am Leben erhalten.“
Apl. Prof. Dr. Siegmund Lang, einer der Organisatoren der Treffen, betont die Bedeutung dieser Zusammenkünfte: „Ich richte seit ca. 2010 alle zwei Jahre zusammen mit Frau Prof. Dr. Ulrike Schömer immer sehr gern unsere Alumni-Treffen aus, weil ich mit den früheren Kolleginnen und Kollegen sehr stark verbunden bin. Wir haben in den 1970er Jahren gemeinsam eine spannende Zeit in der Entwicklung des Lehrstuhls hin zum Institut für Biochemie und Biotechnologie erlebt; auch gemeinsame Erlebnisse außerhalb des Arbeitsplatzes sind in guter Erinnerung. Daher kommen wir insbesondere seit dem Ende des Berufslebens gern zusammen. Da ich noch Kontakt zu einigen aktiven Professorinnen und Professoren der Fakultät für Lebenswissenschaften habe, konnte ich bisher immer dafür sorgen, dass wir unsere Treffen mit einem wissenschaftlichen Teil zu aktuellen Themen der Biochemie und Biotechnologie begannen, um dann später im Café oder Restaurant weiter zu fachsimpeln oder zu privaten Gesprächen überzugehen.“
Mit viel Nostalgie und neuen wissenschaftlichen Impulsen wird dieses Treffen sicherlich allen Beteiligten lange in Erinnerung bleiben. Erinnerungen wurden aufgefrischt, Erfahrungen ausgetauscht und Freundschaften gepflegt – eine wunderbare Gelegenheit, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander zu verbinden.