Braunschweig besaß eines der ältesten Waisenhäuser in Deutschland, dass erstmals urkundlich im 12. Jahrhundert erwähnt wurde. Im Zweiten Weltkrieg trafen alliierte Bomben die Gebäude der Stiftung. 1961 ziehen etwa 250 Kinder und Jugendliche in den Neubau des Waisenhauses an der Salzdahlumer Straße.
Seit seiner Schließung im Jahr 2004 steht das alte Waisenhaus an der Salzdahlumer Straße leer. Einen Entwicklungsplan für das Grundstück sieht der private Eigentümer, der 2013 die Gebäude erwarb, nicht vor. Gelegen in einer heterogenen Nachbarschaft mit Krankenhaus, Schulen, Akademie, Heizkraftwerk und Autobahnen liegt das alte Waisenhaus idyllisch in einem kleinen Wäldchen, losgelöst von der Stadtstruktur.
Mittlerweile hat sich die Natur das Grundstück zurückerorbert, die Gebäude stehen als leere Hüllen zwischen großen Bäumen. Kinder und Jugendliche erorbern gleichermaßen die verfallenden Ruinen und erzählen ihre Geschichten durch Graffiti, das die Wände ziert.
Das alte Waisenhaus ist immernoch Treffpunkt für Jugendliche – informell und temporär, unbefugt und unerwünscht.
„Die Menschen fragen oft, wie man mit Gemeinschaften arbeitet, wie man sie berät, wie man sich mit einem Ort auseinandersetzt, und die Antwort ist denkbar einfach:
zuhören, hinschauen, herausfinden, was es in dem Bestehenden wertzuschätzen gibt. Denken Sie daran, dass Freundschaften, Erinnerungen, Geschichten, unangenehme, unordentliche Dinge einen Wert haben. Behandeln Sie einen Ort nicht wie ein Projekt. Behandeln Sie ihn wie einen Ort. Schauen Sie nicht durch die Gegenwart hindurch nach dem, was sein könnte. Sehen Sie die Gegenwart. Nehmen Sie an ihr teil. Brechen Sie sie auf, ergänzen Sie sie, wiedersprechen Sie ihr, streiten Sie mit ihr, tun Sie, was Sie wollen, aber ignorieren Sie sie nicht.“
Wie kann sich dieser Ort entwickeln und wie könnte ein ortsspezifischer Umgang mit Natur und bestehender Gebäudesubstanz aussehen? Was bedeuten informelle und temporäre Nutzungen für mögliche zukünftige Nutzungen?
Es gilt, sich intensiv mit dem Bestand und dem gegenwärtigen Zustand des Ortes auseinander zusetzen und daraus Zukünfte für diesen Ort zu erarbeiten.
Sie sind aufgefordert sich das Raumprogramm und Nutzungen selbst zu erarbeiten. Entwickeln Sie aus dem Genius Loci eine persönliche Haltung zum Umgang mit dem Bestehenden.
Sämtliche Informationen entnehmen Sie bitte dem Download
Institut für Experimentelles Gestalten