LWI/hyku | Bagger statt Wellen

Baustart am Großen Wellenkanal des Forschungszentrums Küste

Im Großen Wellenkanal von Technischer Universität Braunschweig und Leibniz Universität Hannover pausiert momentan die Forschung. Stattdessen rollen schwere Laster über das Gelände in Hannover-Marienwerder, Bagger schaufeln Reste von Mauern und verbogenem Bewehrungsstahl fort. Der Ausbau des Wellenkanals zum GWKplus am Forschungszentrum Küste (FZK) hat begonnen.

Damit geht das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) geförderte Forschungsvorhaben „MarTech“ in die nächste, entscheidende Phase. Nach einer intensiven Entwurfs- und Planungsphase begannen Mitte September die Baumaßnahmen. Zunächst stehen Abbrucharbeiten als Vorbereitung für die Einlaufbauwerke der neuen Strömungsgenerierung an. Die alte Wellenmaschine wird demontiert und im kommenden Jahr durch eine leistungsfähigere ersetzt. Damit können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler steilere und höhere Wellen, wie sie durch den Klimawandel prognostiziert werden, auch im Experiment nachstellen.

Weltweit einzigartig

Neben der neuen Wellenmaschine erhält der GWKplus eine umlaufende Strömungsanlage, mit der erstmalig Tideströmungen wie im Meer untersucht werden können, sowie einen Tiefteil. „Auch dieses Element ist weltweit einzigartig, kann es doch nun auch den im Boden befindlichen Teil von Offshore-Windenergieanlagen mit simulieren. Die dort stattfindenden Bewegungen von Boden und Anlage können wesentlich für die Gesamtoperation und damit den Erfolg der Energiewende sein“, sagt dazu Professor Nils Goseberg vom Leichtweiß-Institut für Wasserbau und Geschäftsführender Direktor des FZK.

Mit der Erweiterung des Großen Wellenkanals, dem Herzstück des gemeinsamen FZK von TU Braunschweig und Leibniz Universität Hannover, wird in den nächsten Jahren eine weltweit einmalige Versuchseinrichtung geschaffen. Hier werden Forschende künftig die gleichzeitige Belastung aus Seegang und Strömung in großem Maßstab und damit realitätsnah untersuchen können. In vergleichbarer Art und Größe gibt es weltweit nur vier weitere Wellenkanäle.

Mit dem GWKplus bekommt die deutsche Küsten- und Meeresforschung ein Großgerät, das in Zukunft neben den Themen der Energiewende auch weitere gesellschaftsrelevante Bereiche wie „Bauen auf dem Meer“, „Nahrungsmittelproduktion auf See“ oder „Erprobung neuartiger mariner Baumaterialien und Sensortechnik“ untersuchen wird. Bis Anfang September 2022 soll der Bau des erweiterten Großen Wellenkanals abgeschlossen sein.

Der Große Wellenkanal

Rund 35 Millionen Euro stellt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen des Projekts „MarTech“ für die Erweiterung des Wellenkanals zur Verfügung. Mit weiteren etwa 1,4 Millionen Euro hat das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) die Planungsphase unterstützt. Anfang 2019 startete in Marienwerder bereits ein Modellwellenkanal seinen Betrieb. Dieser Wellenkanal im Maßstab 1:10 ist ein Modell des GWKplus in seiner künftigen Ausbaustufe. Dort können Wissenschaftlerinnern und Wissenschaftler bereits jetzt das Zusammenspiel von Wellen und Strömungen untersuchen und Steuerungsmechanismen für den GWKplus optimieren.

Prof. Dr.-Ing. Nils Goseberg

Technische Universität Braunschweig
Leichtweiß-Institut für Wasserbau
Abteilung Hydromechanik, Küsteningenieurwesen und Seebau
Beethovenstraße 51a
38106 Braunschweig
Tel.: 0531 391-3930
E-Mail: n.goseberg(at)tu-braunschweig.de
www.tu-braunschweig.de/lwi/hyku

MAGAZIN der TU Braunschweig