Zum Entwurf
Wenn Sie jemals die U-Bahn-Linie 2 Berlins von Gleisdreieck in Richtung Potsdamer Platz genommen haben. Vielleicht fällt Ihnen ein kreuzförmiges Terrassenhaus an der Station Mendelssohn-Bartholdy-Park auf. Das ist Hafenplatz Berlin. Der befindet sich mitten in Berlin und westlich der Ausläufer des Potsdamer Platzes sowie der internationalen Geschäftswelt. Jedoch ist er mit schwierigen sozialen Verhältnissen fast vergessen. Als wir zum ersten Mal dieses Wohngebäude aus 70er Jahren sahen, waren wir sehr beeindruckt von dem kreuzförmigen Grundriss und den markanten Terrassierungen. Während des Entwurfs versuchen wir stetig eine Typologie zu finden, um das Gesamtgleichgewicht zwischen der Nachverdichtung Hafenplatzes und der Erhaltung seiner Charaktere zu herstellen.
Dem kreuzförmigen Terrassenhaus wird ein gespiegeltes Volumen aufgesetzt. Wenn nicht sogar dominant im Stadtraum, soll das Gebäude zu einem neuen Wiederbelebungswahrzeichen für das gesamte Quartier werden. Dadurch wird der Hafenplatz gekrönt, statt lediglich im Schatten im Schatten des Potsdamer Platzes zu stehen. Der Aufsatz behält 14.000 Quadratmeter große flexible Büroflächen vor. Der Bestandsbau wird als Wohngebäude saniert. Kleinwohnungen (in den Nord-Süd ausgerichteten Flügeln) und Mikroapartments in den schmalen Ost-West-Flügeln prägen ein differenziertes und vielfältiges Wohnungsangebot. Die Dachflächen des neuen Gebäudes werden für das Urban Farming genutzt, während in den Erdgeschossen Nutzungen wie Läden, eine Markthalle, Restaurant, Werkstätten, Ateliers und Gemeinschaftsräume finden. Hinter dem architektonischen Ansatz steht auch ein Finanzierungskonzept, über das die Büromieten sowie Betrieb von Urban Farming auch einen Beitrag zur Querfinanzierung des sozialen Wohnbaus wie der kunst- und kulturbezogenen Nutzungen leisten sollen.
Stellungnahme der Jury
Wohnungsnot, zu wenig Bauland und astronomisch hohe Preise für Kauf- und Mietobjekte sind Phänomene in den meisten Großstädten dieser Welt. Die Thematik der Nachverdichtung in den Städten und der Umgang mit dem Bestand ist daher hoch relevant und aktuell.
Der Entwurf Stadtkrone bietet für den Hafenplatz in Berlin eine konkrete Lösung für diese Probleme bzw. die Thematik. Zwar scheint die Erweiterung des Bestandsgebäudes den Maßstab auf den ersten Blick zu sprengen, doch besticht der Wettbewerbsbeitrag von Guisong Zhang und Mengyue Feng von der TU Braunschweig durch seine Qualitäten. Positiv hob die Jury den Kontrast zwischen dem leichten Aufbau und dem schweren, massigen Bestandsbau hervor. Die Aufständerung verleihe dem Entwurf eine gewisse Leichtigkeit. Als “gut und durchdacht” bestätigte Tragwerks-Experte und Jurymitglied Klaus Bollinger die Machbarkeit der statischen Konstruktion. Der Versatz der beiden Gebäudeteile sei, so die Jury, “sehr raffiniert”. So bleibe die Qualität der Bestands-Terrassen größtenteils erhalten.
“Das Projekt ist sehr komplex und dabei total intelligent und zukunftsweisend”, fasst Professorin Petra Vondenhof-Anderhalten die einstimmige Meinung des Preisgerichts zusammen. Die Dimensionen und die Kraft dieser Arbeit seien “ein richtiges Statement”, welches den Verfasser*innen viel Mut abverlangt habe.
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