Wie viel Zeit haben wir noch, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen? Die verbleibenden Jahre, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden zeigt jetzt eine ClimateCrisisClock an der Technischen Universität Braunschweig. Zehn große Ziffern haben Studierende der Architektur und des studentischen Ingenieurbüros StudING dafür gebaut, jede einzelne ungefähr 2,50 Meter hoch und 1,50 Meter breit. Im Rahmen der TUmorrow Days hat TU-Präsidentin Angela Ittel gemeinsam mit allen Beteiligten am 15. Juni 2023 die Klima-Uhr gestartet, die am Forumsgebäude in schnellen Schritten die Zeit zurückzählt.
„Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Mit der ClimateCrisisClock möchten wir ein Bewusstsein für die Dringlichkeit schaffen, mit der wir handeln müssen, um die negativen Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen“, sagt die Präsidentin der TU Braunschweig, Angela Ittel. „Wir hoffen, dass die Klima-Uhr Studierende und Mitarbeitende unserer Universität, aber auch die breitere Öffentlichkeit dazu inspiriert, aktiv zu werden und Lösungen zu finden, die eine nachhaltigere Zukunft ermöglichen. Den Studierenden, die die ClimateCrisisClock entworfen und gebaut haben, danke ich ganz herzlich für die wunderbare Idee und ihr Engagement!“
Wie viel Zeit bleibt zum Handeln?
Die Idee, eine ClimateCrisisClock an der TU Braunschweig einzuführen, entstammt der Klimagerechtigkeitsbewegung „Students for Future“. Nach einem Stegreif – ausgegeben vom Institut für Entwerfen und Baugestaltung von Professor Dan Schürch – hatten die Studierenden vielfältige Entwurfsansätze zur Grundlage. Umgesetzt wurde der 7-Segment-Entwurf von Adrian Borchers, der nach einer Fachjury-Abstimmung und weiteren Überlegungen, als Siegerentwurf gekürt wurde.
Mehr als 60 Studierende waren in den vergangenen Semestern an dem Projekt beteiligt – vom Design über Umsetzung bis zum endgültigen Aufbau am Forumsgebäude. Unterstützt wurden die Studierenden dabei vom Institut für Architekturbezogene Kunst unter Leitung von Professorin Folke Köbberling, in dessen Räumen im Querumer Forst sie die Ziffern aus zum Teil gespendeten Material zusammensetzten. So konnten die Studierenden unter anderem Fassadenplatten aus Containern sammeln, die sie mit dem Lastenfahrrad zum Institut brachten. Insgesamt achteten die Studierenden stark darauf, mit minimalem Rohstoffeinsatz zu arbeiten. Die Anzahl an LED-Streifen konnte am Ende sogar halbiert werden.
„Jedes zehntel Grad zählt!“
Fünf lange LED-Lichtbänder wurden auf jedem Paneel einer 7-Segment-Anzeige, also einer Ziffer, befestigt, damit die Uhr weit über den Universitätsplatz der TU Braunschweig zu sehen ist. Seit dem 15. Juni leuchten nun die großen, roten Ziffern – befestigt mit einer Holzkonstruktion am Balkon des Forumsgebäudes und betrieben mit Strom, der über Photovoltaikanlagen auf dem Campus der TU Braunschweig erzeugt wird.
Die Uhr ist ab sofort ein zentrales Element auf dem Campus der TU Braunschweig und soll die Dringlichkeit verdeutlichen, aktiv gegen die globale Erwärmung vorzugehen. „Mit der ClimateCrisisClock wollen wir jedoch nicht abschrecken oder gar Angst verbreiten“, erklären Kathrin Philipps und Mia Gutschalk, Initiatorinnen des Projekts. „Ganz im Gegenteil: Wir wollen zeigen, dass uns noch Zeit bleibt, etwas zu tun, aber dass wir jetzt rasch handeln müssen und die Menschen individuell in ihrem Alltag Raum dafür schaffen sollten, CO2-Emissionen zu reduzieren. Verändern wir unser Verhalten, können wir die Zeit, die uns bis zum 1,5 Grad Ziel bleibt, verlängern. Jedes zehntel Grad zählt!“
Und Etienne Neumann von „Students for Future“ ergänzt: „Viele Menschen wissen gar nicht, wie zeitlich nah wir an dem Pariser 1,5 Grad Ziel sind und was das Überschreiten für Auswirkungen hat.“
Erste Klima-Uhr in Braunschweig
Weltweit machen Klima- oder CO2-Uhren auf die Klimakrise aufmerksam. Beispielsweise am New Yorker „Metronome“, einem Kunstwerk, das ursprünglich die aktuelle Uhrzeit einer Atomuhr anzeigte. Am 19. September 2020 erschien dann dort der Satz „The Earth has a deadline“, gefolgt von den Zahlen 7:103:15:40:07, die die Jahre, Tage, Stunden, Minuten und Sekunden bis zu dieser Frist darstellen.
In Braunschweig ist es die erste Klima-Uhr. „Die ClimateCrisisClock hält uns deutlich vor Augen, dass die jetzt kommenden Jahre entscheidend sein werden, um die Lebensgrundlagen für die künftigen Generationen zu erhalten. Das müssen wir als Gesellschaft schaffen, in Deutschland und weltweit. Braunschweig wird dazu seinen Beitrag leisten. Mit den Maßnahmen unseres Klimaschutzkonzeptes wollen wir das sehr ehrgeizige Ziel Treibhausgasneutralität möglichst bis 2030 erreichen“, sagt Braunschweigs Stadtrat Holger Herlitschke, der die Aufstellung der ClimateCrisisClock begrüßt und den Start begleitete.
Rolle der Hochschule in der Klimakommunikation
Die CO2-Uhr des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) veranschaulicht auf der Website des Klimaforschungsinstituts, wie viel Kohlendioxid in die Atmosphäre abgegeben werden darf, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius beziehungsweise 2 Grad Celsius zu begrenzen. Auf diese Daten bezieht sich auch die ClimateCrisisClock am Forumsgebäude. Zeigt die Uhr eines Tages 0:000:00:00:00 an, wäre das CO2-Budget aufgebraucht und die Folgen voraussichtlich verheerend.
Mit dem Start der Klima-Uhr, einer Podiumsdiskussion zur Rolle der Hochschule in der Klimakommunikation und dem Braunschweiger Science Slam in Kooperation mit dem Haus der Wissenschaft endeten am 15. Juni die TUmorrow Days 2023. Organisiert vom Green Office, dem Nachhaltigkeitsbüro der TU Braunschweig, brachten die TUmorrow Days drei Tage lang ein abwechslungsreiches Programm mit kostenfreien Workshops, Vorträgen und Infoveranstaltungen rund um das Thema Nachhaltigkeit auf den Campus.
Die TU Braunschweig lädt jetzt alle ein, die ClimateCrisisClock persönlich zu besuchen und den Countdown zu beobachten.
Kontakt
Mia Gutschalk
Technische Universität Braunschweig
Ansprechpartnerin für das Projekt ClimateCrisisClock
E-Mail: m.gutschalk(at)tu-braunschweig.de
Tel.: 0176 3120 1975
Presseinformation aus dem MAGAZIN der TU Braunschweig