Beurteilung durch das Preisgericht:
Eine Architektur wie ein Tanz, wie ein Dialog einer Theaterinszenierung, die einer geheimnisvollen Dramaturgie folgt. In den Hauptrollen die Burg Arnstein im Harz, die auf die poetisch-architektonischen Interventionen trifft, welche die angehende Architektin Gerburg Brilling von der Universität Braunschweig für diesen besonderen Ort erdacht und in zauberhaften Zeichnungen als Spiel „zwischen Fiktion und Realität“ festgehalten hat. Ihre Dramaturgie entspinnt sich entlang mehrerer leitender Wege, die als Stege und Plattformen den fragmentierten Körper der Burgruine erschließen. Ziel dieser Durchwegung sind mehrere überdachte, aber auch offene Versammlungsorte für verschiedene Anlässe, deren übergeordneter Zweck aber wohl darin besteht, dieser dem Untergang geweihten Kulisse etwas Lebendiges entgegenzusetzen. Alle Stationen dieses poetischen Parcours sind aus rötlich schimmerndem Cortenstahl konstruiert. Es ist gewissermaßen eine Architektur, die ihren Verfall in sich trägt – ganz im Sinne der berühmten Todessehnsucht des romantischen Vorbilds. Soviel Sensibilität, Erfindungsreichtum und Detailseligkeit gegenüber einem Denkmal dokumentiert ein außerordentliches Entwurfstalent. Die Jury vergibt hierfür den Heinze Nachwuchspreis 2020.
https://www.heinze.de/architekturobjekt/neue-stadtmitte-arnstein/12810306/