Die Jury schreibt zu dem Entwurf: "Der Entwurf für ein „Refugium Regenerativum“ beschäftigt sich mit der Frage, wie in wenig entwickelten Ländern eine Gesundheitsversorgung sichergestellt werden könnte, die neben der reinen Behandlung auch die Lebensumstände und gesellschaftlichen Verhältnisse der Kranken berücksichtigt.
Die Patientenzimmer sind – ungewohnt für Betrachter aus der sogenannten ersten Welt – ohne eigene Wasserversorgung als Mehrbettzimmer geplant. Solche Vorschläge reagieren auf die örtliche Situation, in der die Nutzung der Wasserversorgung den Patienten vorbehalten und von den zahlreichen Besuchern getrennt werden soll. Die Versorgung der Kranken durch Familienmitglieder stellt eine weitere Herausforderung dar, die sich in der architektonischen Haltung logisch abbildet. Die Flügel der Anlage bilden Innenhöfe, in denen Aufenthaltsflächen angeboten werden und ausreichend Platz für Patienten und Besucher vorhanden ist.
Das Projekt zeichnet sich durch ein hohes Maß an Angemessenheit aus. Zum Teil durchbrochene Ziegelwände, offene Holztragwerke und geneigte Dächer, die in einigen Bereichen zur Vermeidung von Überhitzung vom eigentlichen Behandlungsraum abgelöst sind, schaffen eine anregende, regional verbundene und aufgeräumte Atmosphäre. Ein gelungener Beitrag, der den Menschen in den Mittepunkt stellt und eine wichtige Thematik eindrucksvoll durcharbeitet."
Auszüge aus den Erläuterungen von Philipp Knaus:
Nachhaltig, mit regional vorkommenden Materialien zu bauen ist hierbei unabdingbar, da der Region einerseits die technischen und finanziellen, aber auch fachspezifischen Qualifikationen fehlen. Das vorherrschende architektonische Bild in Baraka ist die Lehmziegel-Hütte, auf Naturstein-Fundamenten gedeckt mit Wellblech oder Reet. Der direkt auf der Baustelle gepresste und gebrannte Vollziegelstein gibt den Nutzern die Möglichkeit effiziente Belüftungssysteme zu konstruieren, welche rein durch die passive Querlüftung die Sterilzonen wie den OP oder die Behandlungsräume der Geburtenhilfe und der Notfallambulanz zu temperieren und klimatisch auf einem ausgewogenen Niveau zu halten. Die Bauweise dient aber auch der Unterscheidung zwischen öffentlichen und krankenhausinternen Räumen. So zeichnen sich die Pflegebereiche durch ihre offene Struktur besonders durch die leicht anmutende Holz-Dachkonstruktion aus und verzahnen sich mit der umgebenden Natur, wobei die eigentlichen Patientenzimmer durch ihre massive Ziegelkonstruktion und die leicht zu konstruierenden Kappendecken den Schutz vor äußeren Einflüssen der Dschungelregion bieten.
Abweichend von europäischen Großkrankenhäusern konnten in diesem Entwurf keine unterschiedlichen Ebenen mit entsprechender Nutzungsfläche entstehen. Die große Herausforderung lag also darin, Bewegung von Patient, Besucher, Personal und Material entsprechend zu analysieren und auf ein horizontales System zu übertragen. Somit ist in den Pflegeeinheiten ein Nutzungssystem entstanden, wobei die Bettenzimmer im Zentrum liegen, flankiert von der Besucher- & Patientenerschließung auf der einen und der Sterilzonen-Erschließung auf der anderen Seite. Ein ähnliches Prinzip wurde im großen Maßstab auf den Krankenhauskomplex übertragen. Um Besucher & Patient außerhalb der Sterilzonene zu halten, wurden diese ins Zentrum des ganzen Komplexes gelegt, welche
im Norden und Süden von den Pflegebereichen flankiert werden. Somit wird ein mögliches Einschleusen von Erregern innerhalb der Sterilzonen minimiert bzw vermieden. Innerhalb der kritischen Zonen, besonders im OP wurde ein architektonisches Sytsem entwickelt, das einem Start-to-End Prinzip folgt. Also das Einschleusen von Patient, Personal und Material auf der einen Seite und Ausschleusen auf der anderen ohne eine Überschneidung zu riskieren.
Der Entwurf, der sich den besonderen Herausforderungen des Infektionsschutzes in Afrika beispielhaft stellt, entstand am IKE als Masterentwurf.