In Teil 2 möchte ich Euch meine Erfahrungen beschreiben, die ich während meines sechs monatigen Praktikums bei Volkswagen in Wolfsburg erlebt habe.
Das Volkswagen-Werk in Wolfsburg ist riesig und selbst das kann man erst begreifen, wenn man selbst einmal vor Ort war. Über 60.000 Menschen arbeiten in einer Vielzahl von Abteilungen und Bereichen. Ich war dem Bereich der Qualitätssicherung zugeordnet – immerhin knapp 2.000 Mitarbeitern stark. Meine Abteilung umfasste knapp 60 Kollegen und Kolleginnen. Viele der Kollegen sind studierte Maschinenbauer oder Wirtschaftsingenieure und waren mir, als angehender Wirtschaftsinformatiker, anfangs eher skeptisch eingestellt – „wie kann er uns denn helfen…?“.
Ich konnte mich aber bereits zu Beginn mit einigen kleinen Aufgaben direkt bei den Kollegen beweisen. Wie man sich vorstellen kann, läuft auch beim größten Automobilhersteller der Welt vieles mit dem Programm Excel ab. Meine Aufgaben kann man grob ich zwei Bereiche unterteilen:
1) Entwickeln einer Anwendung zur Verwaltung von Liegenbleibern
2) Vorhandene Prozesse verstehen lernen und gezielt mit meinen IT-Fähigkeiten (in diesem Umfeld hauptsächlich Excel) verbessern.
Das Entwickeln der Anwendung begleitete mich meine gesamte Zeit hinweg. Die Möglichkeiten waren aufgrund der internen IT-Richtlinien sehr eingeschränkt. Da ich in einer Fachabteilung und nicht bei der IT angesiedelt war, konnte ich nur auf die übliche Standardsoftware zurückgreifen. Das hieß in diesem Fall: Excel und Access. Damit sollte ich eine schlanke und schnelle Anwendung entwickeln, die vorliegende Daten erfassen und nach verschiedenen Kriterien automatisiert auswerten sollte. Besonders die Einarbeitung in VBA und die Verarbeitung der Wünsche der Kollegen waren sehr zeitaufwendig. Warum werden so große Personelle und zeitintensive Anstrengungen für Liegenbleiber aufgewendet? Aus den Daten lassen sich vielfältige Informationen und Erkenntnisse gewinnen. Beispielsweise lassen sich damit mögliche Seriendefekte von Bauteilen bereits frühzeitig erkennen. Treten vermehrt Probleme mit einem bestimmten Bauteil auf, überlegen die Kollegen, mit welchen Maßnahmen diese Probleme reduziert werden können. Ein fiktives Beispiel könnte in einer erhöhten Fehlerquote von Liegenbleibern sein, bei denen sich ein bestimmtes Kabel nach einigen Tausend Kilometern löst. Eine mögliche Lösungsstrategie könnte in der Schulung der Kollegen in der Montage oder aber eine Veränderung des Montageprozesses sein – dies ist aber nur mit den Informationen der Qualitätssicherung möglich! Am Ende meines Praktikums war die Anwendung lauffähig und konnte alle gewünschten Funktionen der Fachabteilung bereitstellen.
Eine weitere wichtige Aufgabe war die Analyse von existierenden Tätigkeiten und wie diese unter dem Aspekt der Fehlerreduktion automatisiert werden konnten. Auch hier konnten aufgrund der breiten Benutzung von Excel viele kleine, aber auch größere Tätigkeiten optimiert und automatisiert werden. Beispielsweise mussten jede Woche diverse Datensätze aus dem Datawarehouse weiterverarbeitet werden. Aufgrund des Export-Formates war aber eine durchgängige Verarbeitung nicht möglich und die Kollegen musste die Datensätze manuell anpassen. Ich konnte diesen Workflow mittels eines kleinen Makros automatisieren.
Insgesamt war die Zeit sehr lehrreich und spannend. Neben meiner Zeit im Büro hatte ich auch immer mal wieder die Gelegenheit, Kollegen bei Ihrer Arbeit im Werk zu begleiten – ein Erlebnis, welches man nicht so schnell vergisst!