Im zweiten Teil meines Blogeintrags möchte ich einen Einblick in reguläre Arbeitsabläufe geben. Da ich in der Wirtschaftsprüfung als Prüfungsassistent angestellt bin, fange ich dazu mit dem Ablauf einer Prüfung an. Für diese Prüfung eines größeren Konzerns aus der Einzelhandelsbranche bin ich mit meiner vorgesetzten Wirtschaftsprüferin für zwei Wochen nach Wiesbaden gereist, wo ich für die Zeit in einem Hotel in der Innenstadt gelebt habe. In Wiesbaden haben wir in den Räumlichkeiten des Steuerberaters des Mandanten gearbeitet. Dieser Standortwechsel hat zwei Hauptgründe: Zum einen ist man bei Nachfragen direkt an der Quelle und kann sich Telefonate etc. sparen. Außerdem ist die Präsenz vor Ort wichtig für Bonding und Networking. Die Prüfung selbst startet mit der Prüfungsvorbereitung, die im Büro am Hauptsitz durchgeführt wird. Die in Unternehmensrechnung im Bachelor kennengelernten Begriffe und Abläufe aus IFRS und HGB sind zum Verständnis dieser mit Sicherheit sinnvoll gewesen. In der Hauptprüfung in Wiesbaden haben wir dann systematisch sämtliche Punkte im Jahresabschluss auf Vollständigkeit und Plausibilität geprüft. Zu den im Jahresabschluss aufgeführten Bankguthaben/-verbindlichkeiten werden dazu zum Beispiel Auszüge von den jeweiligen Banken angefordert und abgeglichen. Grundstücke/Immobilien werden von unabhängigen Gutachtern bewertet- zur Prüfung werden dazu dann zum Beispiel die Zertifikate der Gutachter angeschaut und die Gutachten selbst auf Plausibilität probegelesen. So ergeben sich viele verschiedene Prüfungshandlungen für die Bereiche des Jahresabschlusses, die sich auch von Branche zu Branche unterscheiden. Wird eine Differenz aufgedeckt, wendet man sich zunächst an den zuständigen Steuerberater, um diese zu klären- meistens entstehen die Differenzen durch unterschiedliche Bewertungen. Sind alle Differenzen geklärt und keine schwerwiegenden Fehler aufgedeckt worden, schreibt der Wirtschaftsprüfer ein Testat, in dem er unter anderem die Richtigkeit des Jahresabschlusses bescheinigt.
Als anderes interessantes Beispiel für eine regelmäßige Tätigkeit zählt die Inventurbeobachtung. Dazu fahre ich einmal im Jahr zum entsprechenden Betrieb. Dieser schickt mir im Vorhinein eine bewertete Inventarliste, aus der ich nach bestimmten Modellen eine Stichprobe ziehe. Vor Ort lasse ich mir vom Lagerleiter dann die Artikel auf meiner Stichprobenliste zeigen und zähle diese im Lager von Hand durch. Meine Zählung gleiche ich dann im Nachhinein mit der bei der Inventur gezählten Menge ab. Wenn es dort keine Unterschiede gibt, kann der Inventarbestand für die Prüfung als plausibel angesehen werden. Für diese Tätigkeiten hilft neben guter Vorbereitung und sicherem Auftreten auch zum Beispiel die im Bachelor gelernten Grundbegriffe aus Produktion und Logistik- Stichwort FIFO/LIFO etc. Inventurbeobachtungen sind je nach Branche sehr interessant, da man einen sehr tiefen Einblick in die Produktionsstätten der Mandanten erhält. Auch die tatsächlichen Preise für verbaute Materialien sind unter Umständen sehr spannend.