Zum Bereich Real Estate:
Neben der Beratung im Bereich Corporate Finance und M&A gehört das Immobiliengeschäft zu den Kernkompetenzen von Pestlin & Co. Hier teilt sich die Beratung wieder in Buy-/ und Sell-side auf, ergänzt um das Feld der Projektentwicklung, sprich Neubau. Am längsten durfte ich mich mit Themenfeld Studentenwohnheime befassen. Privater Bau in diesem Segment nimmt stetig zu, sodass hier mittlerweile von einer eigenen Asset-Klasse gesprochen werden darf, im amerikanischen Raum gilt das schon lange! Insbesondere das High-Price Segment – regelrechte „Luxus-Wohnheime“ – scheint für die Investoren von hoher Bedeutung zu sein. Meine Aufgabe umfasste in erster Instanz eine generelle Recherche zum Thema private Studentenwohnheime, wobei die relevanten Marktteilnehmer in einem Excelsheet mit Details wie generelle Strategie, Austattung, Zimmergröße, Miete, etc. zusammengefasst wurden. Ergänzt wurden diese Reports dann i.d.R. mit einem ausführlicheren Bericht über die allgemeine Mietsituation in dem entsprechenden Zielgebiet – Mietpreisspiegel, Mietentwicklung, etc. Eventuelle bereits bestehende Reports von Informationsfirmen wie Bulwiengesa wurden eingeflochten, oder auf die relevanten Daten runtergebrochen und entsprechend ergänzt. Erst wenn eine vernünftigen Einschätzung der realisierbaren Mietpreise und der Art der nachgefragten Zimmer vorliegt, lässt sich eine den Umständen angepasste Kalkulation aufbauen. Die Kalkulation selbst erfolgte anschließend wiederum in Excel. Nachdem Baupläne vorliegen und die entsprechenden Merkmale, wie Zimmergröße, Bewohner pro Zimmer, Stockwerke, Standort usw. vorliegen, lassen sich Cashflows unter Berücksichtung von Standardkennziffern wie erwarteter Leerstand, Rennovierungs & Instandhaltungskosten ableiten. Unter Berücksichtigung der Finanzierungskosten und Finanzierungsart erfolgt eine zum Feld des M&A ähnliche, aber simplere Diskontierung und somit ein Kapitalwert, welcher im Idealfall positiv sein sollte und in diesem Segment i.d.R. eine Rendite von ca. 5% jährlich verspricht. interessant waren die Besonderheiten bei privaten Wohnungsbau, wo normalerweise – je nach Standort – ein gewisser Anteil für den Sozialbau zur Verfügung gestellt werden muss. Hier musste mit geringeren Mieten kalkuliert werden, sowie subventionäre Erleichterungen bei der Finanzierung berücksichtigt werden.
Fazit:
Mein Praktikum lässt sich durchaus als arbeits- und zeitintensiv beschreiben, ermöglichte mir jedoch eine Beschäftigung mit zahlreichen verschiedenen Themengebieten und bewirkte somit eine erweiterung meines Horizonts, welche durch rein universitäre Lehre nicht möglich ist. Ich hatte mit den Branchen Heizgas, Kühlmittel, Parfüm, Studentenwohnheime, Privatem Wohnraum und tatsächlich auch mit Flüchtlingswohnheimen zu tun. Hierzu vielleicht in meinem Vortrag mehr. Ich denke, dass ein solches Themenspektrum in anderen Bereichen schwer zu erreichen ist. Und doch, und ich zitiere Herrn Pestlin persönlich, „geht es letzten Endes nur um das aufstellen und Diskontieren von Cashflows“. Da Ziel dieses Kolloquiums sein soll, den Bachelorstudierenden hilfreiche Tipps mit auf dem Weg zur Praxis zu geben: Die BWL-Lehre an der TU BS ist sicherlich absolut in Ordnung. Für eine Tätigkeit in diesem Bereich sollte man es sich jedoch überlegen, auch über den universitären Rahmen hinaus einige Bücher zu lesen – um hier dann im Vorstellungsgespräch Punkten zu können, und einfach das nötige Know-How mitzubringen. Generell kann ich auch den Klassiker „Wöhe“ entfehlen, welcher einem nicht nur beim Lernen hilft, sondern auch dabei, die Zusammenhänge der einzelnen Themenfelder der BWL besser zu verstehen. Ergänzend wäre für den Bereich zu mindest ein Einlesen in das Themenfeld Investment Banking zu empfehlen – beispielsweise das gleichnamige Buch von Joshua Rosenbaum. Darüber hinaus wäre es sicherlich hilfreich gewesen, die in Betriebliches Rechnungswesen oder andereren Föchern erlernten Inhalte auch in Excel angewendet zu haben. Falls es hier passende Seminare gibt, belegen! Ansonsten einfach mal selbst aktiv werden und etwas rum probieren. Die Master-Controlling Vertiefung M&A von Dr. Blase wurde offensichtlich mittlerweile abgeschafft. Sehr bedauerlich, da diese einen tolle Einstieg in die Thematik lieferte. Für das generelle Themengebiet Finanz sind darüber hinaus sicherlich alle Veranstaltungen von Prof. Dr. Marc Gürtler zu empfehlen. Ich ärgere mich immer noch, hier im Bachelor nicht vertieft zu haben.