Zur Tätigkeit:
Los ging es Punkt 9 Uhr. Ein wilkommenes Entgegenkommen, wenn man den Morgenverkehr – insbesondere bezüglich der Buspünktlichkeit – in Hamburg beachtet. Direkt an der Stadthausbrücke liegen die Büroräume, bei welchem als erste Amtshandlung das Lesen von Immobilienzeitung, Handelsblatt und gelegentlich auch einer Financial Times bei einer Tasse Kaffee keinesfalls verpönt, sondern sogar gewünscht war. Der Zweck war, neben dem „mitreden“ zu können, auch eine generelle Informationsbeschaffung in und über die Branchen, in den wir uns bewegten. All zu lange sollte dieses Prozedere natürlich nicht andauern und es wurde sich nach einer morgendlichen Besprechung an die verteilten Aufgaben gemacht.
Im Bereich M&A:
Hier hatte ich das Glück, dass die Arbeit an einer Buy-Side Transaktion im Heizgas-Gewerbe exakt in die Dauer meines Praktikums viel, und ich diese bis zum Schluss begleiten durfte. Als erstes trudeln Organisations-Präsentationen des Targets ein, kurze Management-Reports oder auch ausführliche Berichte. In diesem Status macht es durchaus Sinn sich in die generelle Tätigkeit und Spezifität der Branche einzulesen und ein umfassenden Verständniss für die Prozesse und Wege zur Gewinnerzielung zu gewinnen. Erste Daten zur GuV und Bilanz sind hier auch schon dabei. Sensible Daten sind zunächst geschwärzt. Erst bei glaubwürdigem Interesse bekommen die entsprechenden Bieter auch sensible Daten zu sehen – unter Unterzeichnung einer Verschwiegenheitsklausel. Die Daten zu GuV, Bilanz u.W. werden nun sukzessive in einem von einer externen Firma betriebenen Datenraum hochgeladen wo sie von den Bietern zur Analyse genutzt werden können. Zum Bestimmen des Unternehemenswertes eignen sich insbesondere Multiplikatormethoden sowie DCF ( Discounted Cashflow – Methoden). In dem bei Pestlin & Co. verwendeten Analyseemodell – implementiert in Excel – wurde beides mit unterschiedlichen Sensitivitätsanalysen angewandt, entscheidend ist hier jedoch das DCF – Verfahren. Das Einfügen der Daten in das Modell, sowie die Anpassung des Modells an die spezifische Transaktion viel in den Aufgabenbereich des Analysten und von mir. Beim DCF-Verfahren werden die letzten 3 Jahre betrachtet und die nächsten 5 Jahre prognostiziert. Bei der Prognose hält sich der Berater i.d.R. weitesstgehend raus und überlässt dem potentiellen Käufer – i.d.R in der selben Branche und demzufolge Expertenwissen – das erstellen dieser Daten. Unter Absprache brachten wir uns dann mit Branchenüblichen Verläufen und Entwicklungen ein um diese 5 Jahres Prognose zu vervollständigen. Problematisch hier war, dass die Experten des von uns beratenden Käufers immmer und immer wieder neue Prognosen ablieferte, bzw. diese korrigierte. Eine stetige Anpassung des Modells war die Folge.
In einem zweiten Schritt kümmerten wir uns über die Finanzierung dess Projektes. Das Aushandeln der Kredite über mehrere Tranchen bei mehreren Banken stellt in der Größenordnung ein komplexes Problem dar. Wichtig ist es, eine reputativ starke Bank als Hauptkreditgeber zu gewinnen, woraufhin es leichter ist weitere Banken als Investoren in diesen Kredit zu bündeln. Das Telefonieren mit unzähligen Banken übernahm der Chef, das modellieren der jeweils ausgehandelten Ergebnisse zwecks Vergleichbarkeit oblag wieder mitunter mir. Besonders interessant war hier die konsolidierte Gesamtsicht, bei welchem wir den hypothetischen Kauf simulierten und die GuV und Bilanzen der beiden Firmen, sowie einer der Kreditmöglichkeiten zusammenlegten und uns die entstehenden Free-Cashflows anschauten. Die Ergebnisse wurden, wie alle relevanten Zwischenergebnisse, als Präsentation für den Mandanten aufbereitet.
In diesem Geschäft nicht unüblich – und diese Lektion bekam ich direkt geschenkt – bekam unser Mandant den Zuschlag nicht. Man das dumpfe Gefühl mehrere Monate hart gearbeitet und nichts erreicht zu haben, mein Chef wischte das jedoch lediglich mit einem Lächeln weg :“ So ist das halt!“. Da unser Mandant sich mit dem Zukauf des Gewerbes nahezu verdoppelt hätte und sich dementsprechend ohnehin am Limit seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten bewegte, war hier jedoch auch einfach nicht mehr drin gewesen. Es war immerhin der einzige Tag wo mal früher Feierabend war 😉
Ein kleines Fazit, sowie meiner Erfahrungen im Bereich Immobilien folgt im nächsten Teil!