Fußball ist in Deutschland Nationalsport. In 25.324 Vereinen spielen, laut DFB, dieses Jahr 6.889.115 Menschen Fußball. So ist es kaum verwunderlich, dass nicht nur Sehende diesem Sport nachgehen, sondern auch Blinde. Was? Blinde? Ja!
Die Meisten werden bei dem Gedanken an Blindenfußball vermutlich zuerst Stefan Raabs Version bei TV total im Kopf haben, doch richtiger Blindenfußball sieht anders aus.
Blindenfußball, was ist das eigentlich? Die Regeln in Kürze
Im Gegensatz zum großen Bruder sind Feld (40m x 20m) und Tor (3m x 2m) etwas kleiner. Auch die Spielzeit ist mit 50 Minuten (2 Halbzeiten von je 25 Minuten) etwas kürzer und mit nur 5 Spielern, 4 Feldspielern und einem Torwart, ist auch das kleine Feld nicht überfüllt. An den Seiten gibt es Banden, die den Ball im Spiel halten. Zusätzlich zum Trainer gibt es noch einen Guide, der den Feldspielern Anweisungen zurufen darf. Spieler, die nicht im Ballbesitz sind, müssen sich bei Annäherung an den ballführenden Spieler durch rufen von »¡voy!« (spanisch für: ich komme) bemerkbar machen. Bleibt dies aus, gilt das als Foul. Genauere Regeln findet man unter blindenfussball.net. Die ersten Eindrücke von einem Spiel kann man in diesem Video gewinnen.
Was hat das Ganze mit Wirtschaftsinformatik zu tun?
Im Fokus meiner Tätigkeit stand natürlich nicht das Fußballspielen, sondern, wie es sich für einen Wirtschaftsinformatiker gehört, die Modernisierung des Informationssystems.
Die Schiedsrichter müssen bei jedem Spiel sämtliche Vorfälle (Tore, Fouls, Karten, Auswechslungen) protokollieren und in einem abschließenden Spielbericht festhalten. Dies erledigt beim Blindenfußball ein weiterer Schiedsrichter.
Da es beim Blindenfußball nicht nur sehende Zuschauer gibt, sondern auch im besonderen Maße auf blinde Zuschauer geachtet wird, gibt es eine akustische Spielbeschreibung, die sowohl vor Ort über Funkkopfhörer als auch über das Internet verfolgt werden kann. Um eine umfassende Berichterstattung zu ermöglichen, brauchen die Spielbeschreiber nicht nur die Rückennummern und Namen der Spieler, sondern ebenso detaillierte Informationen über Tore, Fouls, Karten sowie Statistiken wie Torschützenlisten und Blitztabellen. Da die Spielbeschreiber wegen der Technik und stetig wechselnder Spielstätten nicht immer einen perfekten Blick auf das Spielgeschehen haben, benötigen sie regelmäßig zusätzliche Informationen, die von den Schiedsrichtern stammen.
Zusätzlich zu den Spielbeschreibern gibt es bei jedem Spieltag ein Infozelt, in dem sich interessierte Privatleute, wie auch Pressevertreter über die Blindenfußballbundesliga informieren können. Besonders für letztere sind schnelle und aktuelle Informationen essentiell. So muss auch hier gewährleistet sein, dass die von den Schiedsrichtern protokollierten Daten korrekt und zeitnah zur Verfügung stehen.
Des Weiteren gibt es noch einen Stadionsprecher, der für seine Ansagen ebenso Informationen über die Mannschaften und Spieler benötigt, sowie einen Informationbildschirm, der aktuelle Informationen wie Spielstände, noch anstehen Partien und Statistiken anzeigen soll.
Na denn man tau!
Meine Aufgabe war es nun unter Berücksichtigung aller Beteiligten (Technik, Spielbeschreiber, Mannschaften, Schiedsrichter, Ligavertreter etc.) eine IT-basierte Lösung zu entwickeln, die es den Schiedsrichtern erleichtert, die benötigten Informationen zu generieren, und den anderen Parteien ermöglicht, diese schnell und unkompliziert abzurufen.
Welche Anforderungen dabei genau zu beachten waren, und wie es mir dabei ergangen ist, erfahrt Ihr im zweiten Teil.