Nach dem Jubiläum ist vor der Zukunft

Nach dem Jubiläum ist vor der Zukunft

Banner Ubiläum Wissensräume

Auf die nächsten 275 Jahre - Rückblick auf unser "UBiläum"

Wie die Zeit verfliegt… 2023 liegt hinter uns – und somit auch das Jubiläumsjahr der Universitätsbibliothek Braunschweig. 275 Jahre Wissensraum. 275 Jahre Ort der Begegnung. 275 - eine beachtliche Zahl, eine ereignisreiche Zeitspanne. Um den Geburtstag unserer Universitätsbibliothek gebührend zu feiern, haben wir uns mehrere Aktionen vorgenommen und Beiträge verfasst, um die Vielfalt unserer Universitätsbibliothek zu zeigen. Als Leitmotiv galt "Wir öffnen Wissensräume. Seit 1748.".

Den Anfang des Jubiläumsjahres machte der Beitrag "Über Notunterkünfte ins eigene Haus" von Henning Peters. Für wie selbstverständlich nehmen wir das vertraute Bibliotheksgebäude mit seinem Standpunkt am Universitätsplatz 1. Doch unsere Bibliothek, um genauer zu sein, das, was sie ungeachtet einer räumlichen Instanz ausmacht, nämlich der Bestand und das Personal, hatte nicht immer eine feste Bleibe. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges trafen auch Gebäude der Technischen Hochschule Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig. Um den Betrieb der Bibliothek fortführen zu können, musste Raum für Mitarbeitende sowie Medien her. Von der Schleinitzstraße über die Hamburger Straße zurück ins Altgebäude bis letztendlich hin zum eigenen Bau auf dem Forumsplatz - die Bibliothek hat so einige Veränderungen in der Zeit von 1945 bis 1972 durchgestanden, bis sie sich in der uns heute bekannten Form entfalten konnte. Bände mussten aufeinandergestapelt werden, zerstörte Kataloge erschwerten die Suche nach bestimmter Literatur, Magazin und Bibliothek waren voneinander getrennt, Arbeitsplätze fehlten. Das Angebot der Bibliothek für Studierende und Lehrende konnte im kreativen Umgang mit den Einschränkungen einigermaßen aufrecht erhalten werden. Dennoch verdeutlicht der Bericht, wie wichtig der Raum für einen funktionierenden Wissensbetrieb wie unseren ist.

Leere Bibliothek 1971
Leere Bibliothek 1971

Neben historischen Rückblicken setzten wir den offenen Wissensraum auch ganz praxisnah um: Am 11.05.2023 öffnete unsere Buchbinderei ihre Tore für einen exklusiven Workshop und wir freuten uns immens über die Resonanz. Aus einer Reihe von Anmeldungen wurde die glücklichen Gewinner:innen ausgelost. Eine kleine Gruppe von Studierenden hatte dann die Möglichkeit, in die Arbeiten der Buchbinderei reinzuschnuppern und gleichzeitig eigenständig unter Anleitung der Kolleginnen ein eigenes Notizbuch zu binden. Was meint ihr? Sollte so ein Buchbinder-Workshop demnächst wiederholt werden? Schreibt uns eine E-Mail zum Thema an ub-pr(at)tu-braunschweig.de

Am 17.04.2023 starteten wir unter dem Titel "Eine Ode an den Wissensraum Bibliothek. Eine Blogparade zum 275-jährigen Jubiläum der Universitätsbibliothek Braunschweig" unseren Aufruf zur Blogparade. Wir wollten Kolleginnen und Kollegen aus dem Bibliothekswesen dazu anregen, den Geburtstag unserer Bibliothek zu nutzen, auch ihre eigenen Einrichtungen zu zelebrieren. Freude ist schließlich am besten, wenn man sie teilt. Besondere Persönlichkeiten, kuriose Objekte, einprägsame Erlebnisse oder außergewöhnliche Rekorde sollten in diesem Format Anerkennung erhalten können. Leider scheint die Ära der Blogparaden vorüber zu sein. Wie dem auch sei – wir schätzen umso mehr die eine Einsendung, die uns erreichte: Klaus Grafs Retrospektive auf den Bibliothekartag 2012 in Hamburg unter dem Thema "Was ist faul im deutschen Bibliothekswesen?". Ein provokanter Titel, doch konstruktive Diskussionen bieten Ansätze für Veränderungen und Verbesserungen. Und sollte ein Jubiläum nicht zur Reflexion anhalten? Transparenz ist ein hohes Gut und es kann nur von Stärke zeugen, wenn man zugibt, dass es Hürden und Komplikationen gibt – an denen man gewillt ist, zu arbeiten. Herr Graf ist eine polarisierende Person im Orbit des Bibliothekswesens, aber es bedarf manchmal einen Schubs, um eingestaubten Themen mit frischem Blick zu betrachten. Zumindest wissen wir nun, dass Blogparaden wohl eher wenig Anklang finden…

Zum Jubiläum einer Bibliothek gehören auch die Stimmen derjenigen, die in der Vergangenheit den Betrieb geprägt und gestaltet haben, und so wurde Idee eines "Interview"-Formats mit ehemaligen Mitarbeitenden geboren: "Was Sie schon immer mal loswerden wollten… 275 Jahre Universitätsbibliothek Braunschweig – jetzt oder nie!". Ein kleiner Fragenkatalog wurde per Brief an ehemalige Mitarbeitende unserer Bibliothek versandt. Kern des asynchronen Interviews, dessen Antworten per E-Mail zu uns gelangten, war die Reflexion der vergangenen Arbeitszeit an der Bibliothek. Ehemaligen Mitarbeitenden sollte die Chance gegeben werden, ihre Erfahrungen zu teilen. Dies durften sie auch möglichst ungefiltert tun; schließlich gibt es wie bei allen Arbeitsplätzen sowohl Licht als auch Schatten. Im Allgemeinen kam als schönes Resümee: All jene, die dem Aufruf nachgekommen sind, haben im Kern sehr positive Erinnerungen an die Bibliothek. Bei all den Hürden und jedem Zwist sollte der Arbeitsplatz ein Ort ist, an dem man gerne Zeit verbracht hat; wo man vielen unterschiedlichen Mitmenschen begegnen konnte. Unser großer Dank gilt Rudolf Görke, Dieter Leseberg, Bernhard Eversberg, Axel Zschippang und Dietmar Brandes, dafür, dass sie uns mit auf eine kleine Zeitreise genommen haben. Vor allem Herr Eversberg gab eine enorm ausführliche Erläuterung zu seinen 40 Jahren an der UB Braunschweig ab – und sprengte damit das angedachte Format. Unerheblich, denn wenn jemand so viel Zeit und Energie in dem Bericht über seine vergangenen Berufserlebnisse investiert, sollte das gewürdigt werden. Herr Eversbergs Leidenschaft für allegro - das elektronische Bibliothekssystem, welches unserer Bibliothek als eine der ersten ermöglichte, euch unseren Bestand in einem elektronischen Katalog zugänglich zu machen - kennt auch nach all den Jahren keine Grenzen. So etwas inspiriert! Falls zukünftig eine vergleichsweise Aktion durchgeführt wird, wäre es wünschenswert, auch weibliche Stimmen zu hören zu bekommen.

Herr Eversberg und einer der ersten Commodore außerhalb Amerikas mit einer Mitarbeiterin von Commodore
Herr Eversberg und einer der ersten Commodore außerhalb Amerikas mit einer Mitarbeiterin von Commodore

Die Zeit im Blick haben natürlich auch die Studierenden, die in unserer Bibliothek ein- und ausgehen. Zumindest möchte man das mit Verweis auf all die Deadlines hoffen... Weil wir alle Menschen sind und sich verschiedene Faktoren finden, welche zum Beispiel der Fertigstellung einer Hausarbeit im Wege stehen können, boten wir am 13.07.2023 ab 16:45 Uhr im Tünzelsaal einen sogenannten "Hausarbeitssprint" an. Es lockten Getränke und Obst, und ach ja... die Möglichkeit, sich konzentriert in einer ruhigen Atmosphäre aktuellen Schreibprojekten zu widmen. Nach dem bekannten Pomodoro-Prinzip wurde durch den Abend geleitet, "Intensivphasen" unterbrochen von "Verschnaufpausen". Nebenbei öffneten wir drei unterschiedliche Stationen und luden ein, Unterstützung einzufordern. Wir boten Hilfe zur Recherche, Literaturverwaltung sowie Bewältigung von Schreibblockaden; letzteres war dabei der klare Favorit - ein Zeichen für den Bedarf eines festen Angebots an der Bibliothek? Wir erhielt allgemein sehr gutes Feedback für den Hausarbeitssprint. Eine zukünftige Wiederholung des Formats ist also durchaus denkbar.

Studierende beim Hausarbeitssprint

Mit der Präsentation unserer Geschichte befassten sich Studierende im Seminar "UBiläum – aus den Akten ins Netz". Das Universitätsarchiv hatte sich für dieses Angebot mit dem Institut für Geschichtswissenschaft zusammengetan. Einer der dabei entstandenen Beiträge erschien inzwischen auf dem UBlog. Benita Lindemann, Lucie Ossyra und Khalil Daboussi gingen mit ihrem Artikel "Ein Albtraum für jede Bibliothek" dem Phänomen von "ungebetenen Bücherwürmern" auf die Spur. Ein Zeitungsartikel machte sie auf die Problematik aufmerksam, in dem ein 1977 neu erschienenes Buch von Prof. Dr. Josef Daum eine leider allzu bekannte Thematik aufgriff: Schädlinge in Bibliotheken und deren Bekämpfung. Von Insekten über Nagetiere bis hin zu Schimmelpilzen, die Gefahren für Bücher sind vielfältig. Darunter fallen allerdings ebenso die Nutzenden. Denn der angemessene Umgang mit Büchern will gelernt sein: Das Herausziehen oben am Buchrücken, das Festklemmen auf Fahrradgepäckträgern, das verkehrte Lagern, das Verschütten von Kaffee… so einiges kann bei der Handhabe von ausgeliehenen Büchern falsch gemacht werden. Umso wichtiger sind solche Beiträge mit einem entsprechenden How-To, wie man es besser machen kann. Daher ein herzliches Dankeschön an die Studierenden für diesen spannenden Artikel!

Eine weitere Kooperation führte das UBiläum in das Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBRG) am benachbarten Fallersleber-Tor-Wall: Mit fünf öffentlichen Abendvorträgen war es zu Gast im Kolloquium Regionalgeschichte. Den Anfang machten Dr. Timo Steyer und Michael Wrehde am 22. Juni 2023 und stellten mit "Der regulierte Wissensraum" historische Perspektiven auf die Benutzung der Universitätsbibliothek vor. Eine Woche später widmete sich Dr. Julian Schenke aus Göttingen dem spannenden Thema "Protest, Bewegung, Bibliothek" und was die berühmten "68er" mit der Universitätsbibliothek verbindet. Im Wintersemester folgte der Beitrag "Die Hochschule und ihre Bibliothek(are)" von Tanja Wolf über die Gestaltung und Funktion der Braunschweiger UB 1745-1972. Dem Fall "Campe vs. Moritz" galt der Vortrag von Dr. Franziska Solana Huigera über "Das Vieweg-Archiv als Ort des Forschens und Entdeckens". Und schließlich ging Dr. Henning Steinführer am 1. Februar 2024 zu den Wurzeln der Hochschule zurück und präsentierte mit Blick auf "Stadt und Collegium Carolinum" einen kenntnisreichen Streifzug durch das 18. Jahrhundert in Braunschweig.

Bei der gesamten Planung und Durchführung von Jubiläumsaktionen hielten wir euch über Social Media, Instagram und X (Twitter), auf dem Laufenden. Bei X (Twitter) war euer liebster Post unverkennbar die Ankündigung des Jubiläum-Mottos sowie die Bewerbung des Programms - allen voran des Festaktes am 23.11.2023. Auf Instagram nahmen wir euch mit auf eine Zeitreise. Im Rahmen der Aktion #throwbackthursday startete am 13.04.2023 eine wöchentliche Reihe von historischen Bildern, welche den Werdegang unserer Bibliothek illustrierten. Auch dieser Auftaktbeitrag gefiel euch am besten: Ein nostalgischer Blick auf das Haus der Wissenschaft aus der Perspektive vor dem damaligen Hauptgebäude (heutigen Altgebäude) in der Schleinitzstraße stehend. Unsere Bibliothek steht zu diesem Zeitpunkt tatsächlich noch nicht, doch die Fläche ist bereits freigemacht. Es ist faszinierend solch eine Momentaufnahme und somit den Vergleich früherer und heutiger Umstände zu haben. Darüber hinaus gefielen vor allem unser Post über die Einweihung unserer Bibliothek im Februar 1972 sowie unser Post zu den Umbaumaßnahmen - oder doch vertuschten Feierlichkeiten? - zwischen Juli 2011 und Juni 2012, bei denen das Sheddach der UB renoviert wurde. Die Aktion hat bei euch jedenfalls großes Interesse geweckt. Schließlich ist es immer wieder spannend zu sehen, wie weit eine Einrichtung gekommen ist - und welche vergangenen Aspekte womöglich vermisst oder zukünftig recyceln werden könnte!

Den Höhepunkt – aber nicht das Ende! – des UBiläumjahres stellte der Festakt am 23.11.2023 dar. Im Lesesaal 2 fanden neben dem Orchester die Gäste Platz, darunter Präsidentin Prof. Dr. Angela Ittel und Vertreter:innen des AStA. Der Niedersächsische Staatssekretär für Wissenschaft und Kultur, Prof. Dr. Joachim Schachtner, und der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Thorsten Kornblum, waren ebenfalls anwesend. Das Rednerpult wurde auf der Treppe zwischen Lesesaal 2 und Lesesaal 3 platziert. Sicher war das ein ungewöhnliches Szenario: Live-Musik in der UB! Aber wer weiß? Vielleicht werden wir das wiederholen. Schließlich kann musikalische Untermalung den Lernprozess ankurbeln. Was meint ihr? Die Veranstaltung war jedenfalls eine willkommene Abwechslung und das 275-jährige Bestehen der UB innerhalb unserer Räumlichkeiten zu feiern, erschien mehr als angemessen. Nach Grußworten von Prof. Dr. Ittel, Prof. Dr. Schachtner und Dr. Kornblum folgten vier Vorträge: 

  • "Die vernetzte Bibliothek", Prof. Dr. Thomas Stäcker, Leitender Bibliotheksdirektor der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt
  • "Lesepalast und Labyrinth – die moderne Bibliothek als öffentlicher Raum", Prof. Dr. Julia Schöll, Professorin für Neuere deutsche Literatur am Institut für Germanistik der TU Braunschweig
  • "275 Jahre Zukunft", Robert Strötgen, Leitender Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek Braunschweig
  • und ein Beitrag des AStA der TU Braunschweig

Digitalisierung, Forschungsdatenmanagement und Open-Access, aber auch Nutzungsorientierung, Nachhaltigkeit und Diversität waren prominente Themen dieser Veranstaltung. Im Anschluss lud ein im Gruppenarbeitsraum im 3. Obergeschoss unserer Bibliothek aufgebautes Buffet zum gemeinsamen Genießen und Diskutieren ein.

Videozusammenfassung vom UBiläum

Für das Frühjahr 2024 ist als letzte offizielle Aktion des UBiläums 2023 die Veröffentlichung unseres Festbandes geplant. Im klassischsten Medium - dem Buch - vereinen diverse Autor:innen reizvolle Einblicke in die Geschichte der Bibliothek Braunschweig. So hallt das 275-jährige Jubiläum unserer Bibliothek noch über die Grenzen des eigentlichen Jubiläumsjahres hinaus. Ein Zeugnis für die den beträchtlichen Wandel dieser Einrichtung. Und für das Potenzial ihrer Zukunft. Wir schauen jedenfalls nachdenklich zurück und zuversichtlich nach vorne. Im Hier und Jetzt bleibt uns nichts weiter zu sagen als:

Danke - an alle, die dieses UBiläum möglich gemacht und an ihm teilgenommen haben!

Feedback

Sie haben Anmerkungen oder Fragen zu diesem Text? Ihre Anregungen, Kommentare und hinweise auf redaktionelle oder technische Fehler helfen uns, besser zu werden.

Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail Öffentlichkeitsarbeit an der UB Braunschweig