Mit der WIA 2021 findet in Berlin vom 01. Juni bis zum 01. Juli das erste Festival zu Frauen in der Architektur statt. Mit rund 30 Akteurinnen werden vier Wochen lang über 60 Veranstaltungen an vielen verschiedenen Orten angeboten: Ausstellungen, Filmreihen, Führungen, Symposien, Vorträge, Workshops und mehr. Das Festival bietet einen Raum für die Auseinandersetzung mit Werken von Frauen und dem längst überfälligen Umbau des Berufsbildes.
Grund genug, einen Blick auf die "Women in Architecture"-Braunschweig zu werfen. An der TU Braunschweig haben wir vor Ort starke und engagierte Architektinnen, die mit ihrer Expertise nicht nur die Stadt der Zukunft gestalten, sondern auch noch Forschung, Lehre, Gremienarbeiten, Politik, Familie und Selbständigkeit bewältigen. Wir stellen Ihnen nachfolgend unsere WiA-Braunschweig und einige ihrer aktuellen Aktivitäten im Überblick vor.
Almut Grüntuch-Ernst hat 1991 mit Armand Grüntuch das gemeinsame Architekturbüro in Berlin gegründet. Sie hat an der Universität Stuttgart und der AA in London studiert, bei Alsop & Lyall in London gearbeitet und an der HdK Berlin gelehrt. Sie war 2006 Generalkommissarin des deutschen Beitrags für die 10. Internationale Architekturbiennale in Venedig und von 2010 bis 2015 Mitglied der Kommission für Stadtgestaltung München. Seit 2011 ist sie Professorin an der TU Braunschweig und leitet das IDAS Institute for Design and Architectural Strategies, seit 2016 ist sie Mitglied der Akademie der Künste Berlin.
fem_arc collective
Océane Vé-Réveillac ist seit 2019 am Institute for Design and Architectural Strategies der TU Braunschweig tätig und teil des fem-arc collective mit Amelie Schindler, Insa Streit, Lara Stöhlmacher, Lucía Gauchat Schulte, Aslı Varol und Ana Rodriguez Bisbicus. fem_arc ist eine Gruppe von Architekt:innen in Berlin, die gemeinsamen mit intersektional feministischer Perspektive an Projekten arbeiten. Seit 2018 setzen sie sich kritisch mit Machtstrukturen im Raum und der Verschneidung individueller Diskriminierungserfahrungen bedingt durch u. a. Gender, Race, ökonomischen Status, Ability, Queerness oder Religion auseinander. In Formaten wie Vorträgen, Workshops, einer Podcast-Reihe und partizipativen Audiowalks propagieren sie planerische und künstlerische Strategien, die Normen und Standards in der Architektur hinterfragen und zur Schaffung von diskriminierungsfreien Räumen beitragen. Mit dem Projekt F_WALKS erhalten sie den Future Architecture Plattform Fellowship.
Gabriele G. Kiefer leitet das Institut für Landschaftsarchitektur. Sie diplomierte an der TU Berlin und lehrte an der École nationale supérieure du paysage in Versailles, der Universität von Neapel Federico II, der Universidad Diego Portales in Santiago de Chile und an der Universidad Austral de Chile in Valdivia. 1989 gründete sie das BÜRO KIEFER in Berlin. Ihr Lehr- und Forschungsinteresse liegt auf integrativem Städtebau und Entwerfen mit den Schwerpunkten Klimaresilienz, Urban Commons, Diversity und Habitecture. Das 2020 erschienene fünfbändige Kompendium „LANDSCAPE FOR ARCHITECTS“ (Co-Autorin Anika Neubauer) wurde von A Daily Dose of Architecture zu den 10 besten Architekturbüchern des Jahres 2020 gewählt.
Elisabeth Endres studierte Architektur an den Universtäten Kaiserslautern und München. Im Anschluss war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TUM bis 2017. Ab 2013 Mitarbeit im IB Hausladen, ab 2018 Mitglied der Geschäftsleitung des interdisziplinär agierenden Büros. Im Juli 2019 folgte der Ruf an die TU Braunschweig, sie ist Leiterin des Institutes für Bauklimatik und Energie der Architektur, IBEA. In Praxis, Lehre und Forschung stehen Fragen im Spannungsfeld passiver und aktiver Komponenten im Fokus der Betrachtungen. Ziel sind die Entwicklung robuster Lösungen mit Fokus auf die Einfachheit in der Interaktion von Gebäuden und Netzstrukturen. Sie ist Mitglied im BDA, wissenschaftliche Beraterin der DGNB und aktiv im Vorstand der Sep Ruf Gesellschaft e.V.
Tatjana Schneider leitet das Institut für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt (GTAS) und die Sammlung Architektur und Ingenieurbau (SAIB) an der TU Braunschweig. Zuvor war sie an Hochschulen international tätig. Sie war Gründungsmitglied der Architectural Workers Cooperative Glasgow Letters on Architecture and Space (G.L.A.S.), die darauf abzielte, sowohl eine theoretische wie auch praktische Kritik an der kapitalistischen Produktion und Nutzung der gebauten Umwelt zu konstruieren. Angesichts epochaler Transformationen und zunehmenden sozio-räumlichen Ungleichheiten beschäftigt sich ihre Forschung und Lehre mit Fallstudien, die Gemeinwohl- und Gerechtigkeitsprinzipien fördern. Als (Co-)Autorin oder (Mit-)Herausgeberin hat sie Bücher wie z. B. Flexible Housing, Agency. Working With Uncertain Architectures, und Spatial Agency publiziert. Im Herbst 2020 erschien der Katalog Living the City – begleitend zur gleichnamigen Ausstellung. Sie kandidiert in den Kommunalwahlen 2021 als parteilose Kandidatin für B90/Die Grünen für das Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Braunschweig.
Vanessa Miriam Carlow ist Architektin und Stadtplanerin. Sie studierte Architektur und Städtebau an der TU Berlin und der TU Delft. Sie hat einen gemeinsamen MA in Urban Management der Erasmus Universität Rotterdam, der Universität Kopenhagen, Ca Foscari Venedig, der Autonomen Universität Barcelona und der Universität Antwerpen (2003-2004) und ein PhD vom Center for Strategic Planning an der Königlich Dänischen Kunstakademie Kopenhagen (2012). Seit 2012 leitet sie das Institute for Sustainable Urbanism der TU Braunschweig. Zuvor war sie Mit-Gründerin von COBE in Kopenhagen (2005-2012) und Alleininhaberin von COBE Berlin (2012-2020), 2021 umbenannt in „Vanessa Carlow Urbanism Research Architecture“. Carlow hat an Universitäten weltweit unterrichtet, u.a. hatte sie eine Gastprofessur an der Cornell Universität NY inne. Ihre Arbeit wurde mit renommierten Preisen, wie dem Goldenen Löwen der Architektur-Biennale 2006 (Bester Pavillon für DK) ausgezeichnet.
Anna Lemme Berthod gründete 2016 das Architekturbüro Lemme Locke Lux Architektinnen mit Cornelia Locke und Edna Lührs. Seit 2014 ist sie am Institute for Design and Architectural Strategies der TU Braunschweig tätig. Grundstein für die Bürogründung war das gemeinsame Studium an der TU Dresden. Das 1. gemeinsame Projekt, die Experimentellen Wohnhäuser für Studenten Norderoog + Süderoog, wurde zusammen mit Silvia Carpaneto realisiert und erhielt eine Nominierung für den DAM Preis 2021 + Shortlist-Platz für den Bauherrenpreis 2020. Für den BDA Berlin ist sie Co-Kuratorin des Beitrags für das Women in Architecture Festival 2021. Die Werkschau der Berliner BDA Architektinnen, begleitet von Katalog und Plakataktion im Öffentlichen Raum, macht die Bedeutung von Architektinnen für die zeitgenössische Baukultur sichtbar.
Helga Blocksdorf ist freischaffende Architektin und Leiterin des Instituts für Baukonstruktion an der TU Braunschweig. Sie studierte Architektur an der Bauhaus-Universität Weimar und diplomierte an der Universität der Künste Berlin. Von 2007 bis 2012 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Ute Frank – Fachgebiet für Entwerfen und Baukonstruktion an der TU Berlin aktiv. Von Oktober 2020 bis März 2021 war sie Junior-Professorin für Konstruktives Entwerfen und Erproben an der Bauhaus-Universität Weimar. Derzeit ist einer ihrer Bauten im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt ausgestellt. Der Aufruf zum entwerferisch-konstruktiven Experiment im Sinne der Ressourcenfrage zirkuliert international: www.constructive-disobedience.com
Folke Köbberling hat Bildende Kunst an der Kunsthochschule Kassel und am Emily Carr Institut in Vancouver studiert. Von 2002 bis 2015 hat sie mit Martin Kaltwasser u. a. grossformatige temporäre Bauten aus gefundenen Materialien realisiert. Das in London errichtete Jellyfish Theater ist mit dem Mies van der Rohe Award 2011 nominiert worden. Sie war Mitglied der Fachkommission Kunst im Öffentlichen Raum, Niederösterreich von 2012-2015 und ist seit 2018 Kuratoriumsmitglied der Internationalen Bauausstellung Stadt Region Stuttgart (IBA'27). Sie war u.a. Dozentin am Cass (London Metropolitan University) und am Royal College of Art, London; nahm Gastprofessuren an der Universität für angewandte Kunst Wien und am Art Center College of Design, Passadena/USA, an. Seit 2016 leitet sie das Institut für Architekturbezogene Kunst.