Zu unseren bekanntesten Arzneipflanzen gehört das Johanniskraut (Hypericum perforatum). Zur Blütezeit um den Johannistag (24. Juni) sind die Pflanzen eine wahre Augenweide. Um Arzneimittel daraus herzustellen, werden die blühenden Pflanzen geerntet und ihre Inhaltsstoffe extrahiert. Diese Auszüge dienen zur Behandlung der Depression, an der weltweit mehr als 300 Mio. Menschen leiden. Ein wichtiger Inhaltsstoff ist das Hyperforin, das im chemischen Labor nur schwierig zu gewinnen ist. Wir haben kürzlich entdeckt, dass auch die Wurzeln des Johanniskrauts Hyperforin enthalten, wenn sie unter bestimmten Bedingungen im Labor gezogen werden. Die Wurzeln können, anders als die blühenden Pflanzen, in einem Bioreaktor kultiviert werden. Das eröffnet die Chance, Hyperforin und davon abgeleitete, veränderte Verbindungen in einem größeren Maßstab zu produzieren. Wir hoffen, das Potenzial dieser faszinierenden Arzneipflanze damit noch erschöpfender zu nutzen.
Originalpublikation
M. Gaid, P. Haas, T. Beuerle, S. Scholl, L. Beerhues, Hyperforin production in Hypericum perforatum root cultures, J. Biotechnol. 222 (2016) 47–55.
doi: 10.1016/j.jbiotec.2016.02.016