Die Sicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung unserer Gesellschaft bei gleichzeitiger Vermeidung einer Kostenexplosion im Gesundheitswesen stellen eine zentrale globale Herausforderung dar. Die medikamentöse Therapie vieler, insbesondere in unserer Gesellschaft stetig zunehmender altersbedingter Erkrankungen wie Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen ist noch unzureichend und stellt die Forschung auch im 21. Jahrhundert noch vor große Herausforderungen. Eine effiziente, auf neuen pharmazeutischen und verfahrenstechnischen Methoden basierende Entwicklung und Bereitstellung von kostengünstigen und wirksamen Arzneimitteln ist Voraussetzung für die Bewältigung dieser Herausforderungen. Die in Zukunft neu zu entwickelnden Methoden und Verfahren sind vor allem der Schlüssel dafür, dass in Zukunft eine personalisierte Medizin mit entsprechend individualisierten Arzneimitteln realisierbar ist, die bei Krankheiten wie Krebs zu deutlich besseren Behandlungserfolgen führen wird.
Neue vielversprechende Wirkstoffe weisen sehr häufig eine schlechte Löslichkeit, geringes Permeationsvermögen und eine empfindlicher Struktur auf. Übergeordnete Ziele bei Entwicklung und Herstellung zukünftiger Arzneimittel auf Basis dieser Wirkstoffe sind daher: (1) die Bereitstellung maßgeschneiderter, produktschonender und kostengünstiger Herstellverfahren und Auslegungsmethoden auf unterschiedlichen Skalen und die Entwicklung von Auslegungsmethoden als wesentliche Voraussetzung für kostengünstige Arzneimittel, (2) effiziente Formulierungen schwer löslicher Wirkstoffe und empfindlicher Biopharmazeutika zu wirksamen Arzneimitteln und (3) die Entwicklung miniaturisierter Wirkstoff- und Arzneimittelproduktionsanlagen zur Herstellung kleiner, patientengerechter Mengen von personalisierten Arzneimitteln.
Voraussetzung für das Erreichen dieser drei übergeordneten Ziele ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pharmazie, Verfahrenstechnik sowie Mikrotechnik. An der TU Braunschweig, die als einzige deutsche Universität die Kombination dieser drei Fachgebiete anbietet, sollen erstmalig für Deutschland die Kompetenzen dieser Schlüsseldisziplinen im Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) gebündelt werden. Das PVZ vervollständigt dabei in idealer Weise die bundesweit einmalige Konstellation an universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen in Niedersachsen, die in der biomedizinischen Translationsallianz in Niedersachsen (TRAIN) zusammengeschlossen sind und vor allem auf den Gebieten der Systembiologie, Biotechnologie, Wirkstoffentwicklung und Infektionsforschung arbeiten. Durch die Entwicklung von kostengünstigen Herstellverfahren und maßgeschneiderten Formulierungen wirksamer Arzneimittel schließt das PVZ die Lücke zwischen der vorgelagerten Identifizierung und Charakterisierung des Wirkstoffs einerseits und der nachfolgenden GMP-Produktion (Good Manufacturing Practice), Prüfung sowie Anwendung der Arzneimittel anderseits. Damit vervollständigt das PVZ in einmaliger Weise die Wertschöpfungskette zur Entwicklung und Erforschung kostengünstiger, wirksamer und personalisierter Arzneimittel.