Theoretischer Hintergrund: Die Corona-Pandemie hat das Leben der Studierenden drastisch verändert und ihren erlebten Stress erhöht. Am Ende des Winters und im Frühjahr 2021 erlebte Deutschland die dritte Welle der Pandemie. Ziel dieser Studie war es, den Zustand der psychischen Gesundheit von Studierenden nach der dritten Welle sowie Veränderungen in der Partnerschaft, im Sexualleben und im Substanzkonsumverhalten während der Pandemie zu untersuchen.
Methoden: Im Juni und Juli 2021 füllten 928 Studierende (Durchschnittsalter: 23.6 Jahre; 63.5% weiblich) von vier Universitäten in Deutschland eine Online-Umfrage aus. Der PHQ-9 und der GAD-7 wurden verwendet, um depressive Verstimmungen und unspezifisches Sorgen zu erfassen.
Die zentralen Ergebnisse: Unsere Ergebnisse zeigen, dass 56.4% der Studierenden über dem Cut-off-Wert für klinisch relevante depressive Verstimmungen, 35.7% über dem Cut-off-Wert für unspezifisches Sorgen und 33.4% über beiden Cut-off-Werten (≥10) gleichzeitig lagen. Das weibliche biologische Geschlecht, höherer Studienstress, geringere finanzielle Ressourcen, eine höhere Belastung durch Corona und mehr Einsamkeit waren mit ausgeprägteren Symptomen assoziiert, während eine höhere Lebenszufriedenheit, mehr Schlaf und eine derzeitige psychologische/psychiatrische Behandlung mit einer besseren psychischen Gesundheit zusammenhingen. Studierende, die ihr Studium während der Pandemie begonnen hatten, wiesen etwas mehr depressive Verstimmungssymptome auf als länger immatrikulierte Studierende. Die große Mehrheit (89.3 %) aller Studierenden war mit ihrer derzeitigen Beziehung zufrieden. Während die Hälfte der Studierenden keine Veränderung in ihrer Beziehung feststellte, berichtete jeweils ein Viertel von einer Verbesserung oder Verschlechterung. In jeder fünften Partnerschaft kam es während der Pandemie zu mehr Sex, wobei jeder dritte Single-Student weniger Sex hatte. Rund 22% von den Studierenden, welche schon einmal Drogen genommen haben, berichten, dass sich ihr Konsum seit Beginn der Pandemie (etwas) vermehrt hat, wohingegen sich der Konsum bei rund 25% (etwas) verringert hat.
Schlussfolgerung: Ähnlich wie bereits in der ersten Welle 2020 berichtet ein relevanter Anteil an Studierenden pandemiebezogene Befindlichkeitsstörungen. Es sollte weiter untersucht werden, ob die Raten der Symptombelastung niedriger werden, wenn die Universitäten wieder für Studierende öffnen und sich das Studienleben normalisiert. Dies müsste an derselben Stichprobe und mit denselben Instrumenten untersucht werden.