Proteinexpressionsdatenbank für Staphylococcus aureus - Aureolib
Staphylococcus Buch: Staphylococcus: Genetics and Physiology
Mit den Genomsequenzen für eine Vielzahl von Bakterien wurde uns der komplette Bauplan für jedes einzelne dieser Bakterien in die Hand gegeben, dessen Komplexität und Variabilität uns immer wieder aufs Neue erstaunen lässt und zu neuen Fragen inspiriert. Eine der zentralen Fragen dabei ist, wie diese Baupläne umgesetzt werden, so dass Leben entsteht. Aufgrund ihrer relativ geringen Komplexität und hohen Anpassungsfähigkeit sind Bakterien hervorragende Objekte zur Beantwortung dieser Fragestellung. Proteine sind die eigentlichen Effektoren in der Zelle, und wir haben unser Hauptaugenmerk daher auf diese Moleküle gerichtet. In der Proteomforschung stehen uns verschiedenste Technologien zur Verfügung, um die Gesamtheit der Proteine unter definierten Bedingungen und zu definierten Zeitpunkten in einem abgegrenzten System wie zum Beispiel eines Bakteriums darzustellen und zu erforschen. Mit verschiedensten massenspektrometrischen Methoden sind wir außerdem in der Lage, posttranslationale Modifikationen und Interaktionspartner dieser Proteine zu identifizieren.
Unser wichtigstes Untersuchungsobjekt ist das humanpathogene Bakterium Staphylococcus aureus. Dieser Erreger besiedelt natürlicherweise und völlig symptomfrei die Haut- und Schleimhäute von ca. 30% der Bevölkerung. Trotzdem S. aureus-Infektionen vergleichsweise selten auftreten, zählen multiresistente Staphylokokken heute weltweit zu den gefürchtetsten Krankenhauskeimen, die für etwa ein Drittel der Hospitalinfektionen verantwortlich sind. Das Auftreten dieser multiresistenten Stämme des Erregers, die mit den herkömmlichen Antibiotika nicht mehr zu therapieren sind und daher nicht selten zum Tod der Patienten führen, ist heute weltweit keine Ausnahme mehr. Es ist daher dringend erforderlich, neue Behandlungsstrategien für Infektionen mit dem Erreger zu entwickeln, die möglichst zeitnah zum Einsatz kommen. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, ist ein umfassenderes Verständnis der Pathophysiologie und Virulenz des Erregers notwendig.