Sexualisierte Gewalt und Diskriminierung stellen in allen gesellschaftlichen Bereichen überwiegend tabuisierte und oftmals unterschätzte Probleme dar. Die Hochschule als Arbeits- und Ausbildungsstätte ist ein sozialer Raum - gesellschaftliche Problemlagen und Tabuthemen spiegeln sich auch hier wider. Gerade an Hochschulen lassen sich Studien zufolge besondere Verwundbarkeiten feststellen. Das liegt an der zum Teil hohen Anonymität und den räumlichen Gegebenheiten, lässt sich aber auch auf die in Ausbildungssituationen bestehenden Abhängigkeitsverhältnissen sowie die hierarchischen Strukturen zurückführen.
Die Studienlage zeigt: 54% aller Studentinnen werden während ihres Studiums sexuell belästigt, zugleich erzählen 46% der von sexualisierter Gewalt betroffenen Studierenden niemandem davon (1). Eine aktuelle Studie des europaweiten Projektes UniSAFE kommt zu dem Ergebnis, dass 62% der befragten Studierenden und Mitarbeitenden an 46 europäischen Universitäten mindestens eine Form von geschlechtsbezogener Gewalt erlebt haben, seit sie an ihrer Einrichtung arbeiten oder studieren (2). Besonders präsent sind dabei psychische Gewalt und sexuelle Belästigung. Nur 13% der Personen, die der UniSAFE Studie zufolge sexualisierte Gewalt erlebten, meldeten diese (2).
Die TU Braunschweig nimmt sich dieser Situation an und startet mit KNOW MORE eine Kampagne, die sich mit sexualisierter Gewalt im Kontext Hochschule auseinandersetzt und sich für einen sicheren analogen und digitalen Campus stark macht.
(1) Quelle: Feltes et al. (2012): Gender-based Violence, Stalking and Fear of Crime. Country Report Germany. EU-Project 2009-2011. S. 18; 31ff.
(2) Quelle: UniSAFE Ending Gender-Based Violence (2022): PRESS RELEASE Umfrage über geschlechtsbezogene Gewalt in 46 Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Europa.
Ins Leben gerufen wurde die Kampagne von Studierenden des Autonomen Frauen- und Lesbenreferats und des Green Office sowie von Referentinnen der Stabstelle Chancengleichheit. Wir freuen uns über die Kooperation mit dem sichtbar. Fachzentrum gegen sexualisierter Gewalt e.V. und die aktive Unterstützung der Kampagne durch die Präsidentin der TU Braunschweig, Prof. Dr. Angela Ittel.
KNOW MORE wird von der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz, der Stiftung Braunschweiger Land und dem Braunschweiger Hochschulbund e.V. gefördert.