Klärschlammbehandlungskonzepte für Industriezonen am Beispiel Vietnams
Zusammenfassung
In vielen Entwicklungsländern, wie auch in Vietnam, hat sich in der Bevölkerung noch kein Umweltbewusstsein ausgebildet. Negative Auswirkungen der Umweltverschmutzung sind aber bereits in den Städten sowie ländlichen Bereichen zu erkennen und belasten die Gesundheit der Bevölkerung. Grund dafür ist das schnelle Wirtschaftswachstum, was dazu führt, dass auf dem industriellen Sektor neue Industriezonen erschlossen und Produktionskapazitäten erhöht werden, Industrieunternehmen expandieren und ausländische Direktinvestitionen ansteigen. Die Folge ist eine mangelhafte Infrastruktur, da deren Entwicklung mit der rapiden Entwicklung der Wirtschaft nicht mithalten kann. Dies betrifft im besonderen Maße den abwassertechnischen Bereich, weshalb industriell verschmutztes Abwasser und der anfallende Klärschlamm schwerwiegende Umweltverschmutzungen verursachen.
Nachhaltige Abwasser- und Klärschlammkonzepte bestehen für die vietnamesischen Industriezonen noch nicht, auch wenn diese elementare Bestandteile für eine zukunftsweisende Abwasserbehandlung sind. Deshalb ist in dieser Arbeit eine Methodik erarbeitet worden, die es ermöglicht, nachhaltige Klärschlammbehandlungskonzepte für Industriezonen unter den dortigen Rahmenbedingungen aufzustellen.
Zu Beginn dieser Arbeit sind die Einflüsse der sozialen, kulturellen und politischen Aspekte in einer Situationsanalyse geprüft und die am Entscheidungsprozess beteiligten Akteure untersucht worden. Unter Berücksichtigung der fünf Nachhaltigkeitskriterien sowie den Ergebnissen der Situationsanalyse sind Zielkriterien und Alternativen für die Klärschlammbehandlung und ‑verwertung der vietnamesischen Industriezonen aufgestellt worden.
Die Rahmenbedingungen der Industriezone Tra Noc, Can Tho, boten die Grundlage für die lokale Anpassung und Überprüfung der bis dahin ermittelten Ergebnisse. Weiterführend wurden dort zur Systemabbildung eigene Versuchsreihen für die Technologien: Kompostierung, Wurmkompostierung, Trockenbeete, Vererdung und anaeroben Stabilisierung durchgeführt, die zur Erstellung von Stoff- und Energiebilanzen für drei Industrieunternehmen und das zu dem Zeitpunkt noch im Bau befindliche Zentralklärwerk dienten. Die abgeleiteten Empfehlungen und Maßnahmen hinsichtlich Bau- und Betriebstechnik dienen zur Unterstützung der späteren Auslegung und Umsetzung der untersuchten Technologievarianten.
Auf Basis der entwickelten Indikatoren, der Situationsanalyse und der eigenen Untersuchungen wurden die ausgewählten Behandlungstechnologien bewertet und für die untersuchten Fallbeispiele geeignete Alternativen ausgewählt. Abschließend werden das Übertragungspotenzial sowie die Anwendungsgrenzen der aufgestellten Vorgehensweise für ein nachhaltiges Klärschlammkonzept dargelegt