o. Prof. em. Dr.-Ing. habil.
Wolfgang Arand
Institutsleiter im Ruhestand seit 1994
Am 8. März 2018, nur 18 Tage nach seinem 90. Geburtstag ist Universitätsprofessor Wolfgang Arand, Emeritus der Technischen Universität Braunschweig, Experte der Asphalttechnologie und langjähriger Leiter des Instituts für Straßenwesens verstorben. Sein Jubiläum konnte er noch, so wie es sein langersehnter Wunsch war, mit Familie und Freunden auf den Pisten der Hannigalp in den Walliser Alpen verbringen, wo er seit Jahrzehnten eine Ferienwohnung besaß. Eiserne Disziplin und tägliches Strampeln am Ergometer ließen ihn auch noch zum 90. mit zügigen Schwüngen die Hänge bezwingen.
Doch nicht nur das "weiße Medium" Schnee faszinierte Wolfgang Arand, Leidenschaft und Berufung war ihm auch das "schwarze Medium". Die Rede ist von Asphalt. Wolfgang Arand war Asphalttechnologe mit Leib und Seele. Über Jahrzehnte beeinflusste er die Entwicklung des Asphaltstraßenbaus. Schon seine Dissertation an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Berlin im Jahr 1961 behandelte die Konzeption von Asphaltmischgut, seine Habilitationsschrift zehn Jahre später an der Technischen Hochschule Karlsruhe widmete sich der Dichte im Asphaltstraßenbau. Als er 1976 zum Vorstand des Lehrstuhls für Straßenwesen und Erdbau der Technischen Universität Braunschweig berufen wurde, konzentrierte er die Forschungsaktivitäten des Instituts ganz auf den Baustoff Asphalt. Als einer der ersten Universitätsprofessoren in Deutschland untersuchte Wolfgang Arand systematisch die mischgutabhängigen Materialwirkungen und trug so wesentlich dazu bei, die Asphalttechnologie als bedeutenden Zweig der Materialwissenschaften zu entfalten.
Mit großer Weitsicht erkannte Professor Arand früh die Bedeutung der gebrauchsverhaltensorientierten Prüfung von Asphalt und die Notwendigkeit einer universitätsadäquaten und drittmittelfähigen Ausstattung. Konsequent baute er ein Labor zur Prüfung von Straßenbaustoffen auf, das mit prüftechnischen Innovationen wiederholt überregionale Aufmerksamkeit erregte. So entwickelte Wolfgang Arand im fachlichen Austausch mit Professor Carl Monismith von der University of California Berkeley den heutigen Prüfstandard zur Ansprache der Gebrauchseigenschaften von Asphalt bei tiefen Temperaturen. Internationale Beachtung fanden auch die Beiträge des Instituts zur Verdichtung von Asphalt und zur heute weit verbreiteten Methodik der Laborverdichtung von Asphaltprobeplatten mit dem Walzsektor-Verdichtungsgerät. Auch mit wegweisenden Forschungen zum zyklischen Triaxialversuch, der im Labor eine realitätsnahe Simulation von Spannungszuständen in Asphaltstraßenschichten ermöglicht, war Professor Arand Wegbereiter für die Europäische Normung und gewann großes Renommee. So legte er den Grundstein für die nachhaltige Entwicklung zum heutigen Institut für Straßenwesen (ISBS) als international anerkanntes Kompetenzzentrum der Asphalttechnologie.
Als Würdigung seiner hervorragenden Leistungen erhielt Professor Arand die Ehrennadel der Lüer-Stiftung, den SITEB-Preis, die Ehrennadel der VSVI Niedersachsen und die Ehrennadel der FGSV. Er wirkte in einschlägigen nationalen Fachverbänden sowie im Weltstraßenverband und in der US-amerikanischen Association of Asphalt Paving Technologists. Von 1989 bis 1991 war er Dekan im Fachbereich "Bauingenieur- und Vermessungswesen" der TU Braunschweig. Wolfgang Arand beherrschte die hohe Kunst, Unwesentliches vom Wichtigen zu trennen und komplexe Inhalte klar zu strukturieren. Über 50 Forschungsberichte des Instituts und rund 240 Fachbeiträge zur Asphalttechnologie tragen deutlich seine Handschrift. Als Hochschullehrer war er hoch motiviert und begeisternd im Vortrag. Seine Schülerinnen und Schüler schwärmen bis heute von Professor Arand und seinen einprägsamen Formulierungen.
Nach 18 Jahren als Institutsvorstand emeritierte Professor Arand 1994. Auch danach blieb er noch viele Jahre der Forschung treu, wirkte bis 2010 aktiv an Promotionen mit und war bis zuletzt in engem Kontakt zum Institut für Straßenwesen.