Am 22. Mai 2021, zwei Tage nach seinem 85. Geburtstag, verstarb der langjährige Vorsitzende des European Joint Committee on Plasma and Ion Surface Engineering EJC/PISE sowie Gründer der International Conference on Plasma Surface Engineering PSE, Prof. K.-T. Rie.
Prof. Rie hat für die moderne Oberflächentechnik in Deutschland wesentliche Impulse gegeben und mit der Gründung des Instituts für Oberflächentechnik und Plasmatechnische Werkstoffentwicklung IOPW (heute IOT) an der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität Braunschweig in 1990 den Standort als wichtige Säule der plasmagestützten Oberflächentechnik etabliert.
1959 kam Rie nach Deutschland – „ein junger Student mit einem Koffer voll Hoffnung“, wie er in seinen Lebenserinnerungen „Und dennoch blüht die Jindalle!“ schreibt. In Aachen widmete er sich Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Strahlenschäden in Metallen und promovierte zu diesem Thema. Einem einjährigen USA-Aufenthalt folgte 1967 der Wechsel an die TU Braunschweig, wo Rie zunächst im Institut für Schweißtechnik arbeitete und sich 1974 habilitierte. In 1990 erhielt er zeitgleich mit der Gründung des IOPW eine C4-Professur. In den neunziger Jahren qualifizierte sich K.-T. Rie zu einem international anerkannten Fachmann für Materialermüdung (Low Cycle Fatigue), Plasmadiffusionsbehandlung und Plasma Assisted Chemical Vapor Deposition (PACVD). Bereits 1983 hatte er die Initiative zur Gründung des „Arbeitskreises Plasmaoberflächentechnologie“ (heute: Plasma Germany) ergriffen, wenig später folgte die Gründung des EJC/PISE. Die in 1988 von Rie ins Leben gerufene PSE entwickelte sich im Lauf der folgenden Jahrzehnte als eine der erfolgreichsten Konferenzen auf dem Gebiet der Plasmaoberflächentechnologie weltweit. In Zusammenarbeit mit dem koreanischen Wissenschaftler Prof. J.G. Han entstand 1997 das asiatische Pendant zur PSE. Die AEPSE findet im zweijährigen Turnus überwiegend in Prof. Rie’s Geburtsland Südkorea statt. Anlässlich der AEPSE 2015 erhielt er eine besondere Auszeichnung für sein Lebenswerk.
Die Lebenserinnerungen von K.-T. Rie, in denen auch sein Privatleben einen breiten Raum einnimmt, offenbaren seine tiefe christliche Grundhaltung, die ihn auch nach schlimmen Schicksalsschlägen immer wieder Trost finden lässt. Wir verlieren mit ihm einen hervorragenden Wissenschaftler, engagierten Kollegen und sympathischen Menschen, dem wir ein stets ehrendes Andenken bewahren werden.
Günter Bräuer