Technik- und Wissenschaftsgeschichte sind integraler Bestandteil der Neueren Geschichte. Ziel ist ein umfassendes historisches Verständnis moderner, auch nicht-westlicher technischer Kulturen, in denen Wissenschaft, Technik und Gesellschaft untrennbar miteinander verwoben sind. Dabei geht es nicht allein um Diskurse und Bilder, sondern die Materialität und Eigenheit der Technik, wissenschaftliche Praktiken sowie die jeweiligen historischen Kontexte und Aneignungsprozesse im Spannungsfeld von Politik, Wirtschaft, Medien und Gesellschaft. Von besonderem Interesse sind Problemkonstellationen im Bereich der Wissenschafts- Umwelt und Technikgeschichte, die bis in die Gegenwart reichen.
Schwerpunkte in Forschung und Lehre bilden die Geschichte der Polar- und Meeresforschung, die Luftfahrt- und Weltraumgeschichte sowie Fragen neuer Technologie wie der Mikroelektronik, Festkörperphysik und Nanotechnologie.
In dem DFG-Projekt wird am Beispiel der Eindeichungen des Cecilien-, Sönke-Nissen- und Beltringharder Koogs untersucht, wie menschliche und nichtmenschliche Faktoren die Küstenlandschaft Nordfries- lands im 20. Jahrhundert transformierten. Die Auswahl dieser Köge als Teil der Reußenköge ist von besonderer Relevanz, da sie zu den flächenmäßig größten zusammenhängenden Landgewinnungsmaßnahmen des 20. Jahrhunderts zählen. Ihre Geschichte eröffnet nicht nur Einblicke in historische Transformationsprozesse der Nordseeküste, sondern trägt auch dazu bei, die komplexen Wechselwirkungen zwischen menschlichen Akteuren, Umweltfaktoren und technologischen Entwicklungen zu verstehen.
Das umwelt-, technik- und wissensgeschichtlich ausgerichtete Projekt konzentriert sich auf drei grundlegende Fragen: Wie haben menschliche Maßnahmen des Küstenschutzes und nichtmenschliche Faktoren wie Gezeiten, Sedimentation und Wetterbedingungen die Küste Nordfrieslands im 20. Jahrhundert verändert? Welche unterschiedlichen Akteursgruppen und Experten waren maßgeblich an diesem wissensbasierten Transformationsprozess der Küste Nordfrieslands beteiligt? Wie haben sich ihre Handlungsmacht und Wissensbestände im Laufe der Zeit verändert?
Die zwischen 1902 und 1991 vor den Reußenkögen entstandene Küstenlandschaft war das Ergebnis von konfliktreichen Aushandlungsprozessen zwischen verschiedenen Akteuren des Küstenschutzes und der Landgewinnung, so die Grundannahme des Promotionsprojektes. Insbesondere nicht-staatliche Akteure wie Bauunternehmer, Marschbauern und Umweltschützer hatten hierbei einen entscheidenden und bislang nicht un- tersuchten Einfluss auf den Deichbau. Die mikrohistorische Untersuchung der drei Deichbau- projekte bietet somit die Chance, die Rolle verschiedener Akteurs- und Expertengruppen über einen längeren Zeitraum genauer zu betrachten und dabei besonders die Bedeutung ihrer jeweiligen Wissensbestände für den Küstenschutz zu untersuchen.
Projekt-Blog: https://dike.hypotheses.org/
Projektleiter
Technische Universität Braunschweig
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen
Technische Universität Braunschweig
BMBF-Förderrichtlinie Vernetzen-Erschließen-Forschen. Allianz für Hochschulsammlungen II, Projektlaufzeit 2023-2027
Sammlungsbezogene wissenschaftliche Forschung wird in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats zu wissenschaftlichen Sammlungen als Forschungsinfrastruktur (2011) als ein viertes Element von Forschung und Entwicklung neben Grundlagenforschung, angewandter Forschung und experimentellen Vorhaben eingeführt.
Seit dem 1. Juli 2023 wird das BMBF-geförderte Verbundprojekt Schlaf - Schmerz - Stress in Kooperation mit der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg als Hauptantragsteller durchgeführt. Das Projekt gliedert sich in ein Vorlaufjahr zur Erschließung und Erfassung der Historischen Medizintechnischen Sammlung der OVGU im Verbund mit dem Deutschen Museum München und dem Technikmuseum Magdeburg. Eine dreijährige Forschungsphase schließt sich an, in der die Anglistische Kultur- und Literaturwissenschaft der OVGU (Prof. Dr. Susanne Peters, PD Dr. phil. habil. Nora Pleßke) und die Wissenschafts- und Technikgeschichte der TU Braunschweig (Prof. Dr. Christian Kehrt) geistes-, kultur- und geschichtswissenschaftliche Fragestellungen in Bezug auf Biomonitoring, Biofeedback und die Technikgeschichte der Geräte bearbeiten werden.
Im Vorlaufjahr wird ein Konzept bzw. eine Best-Practice-Lösung erarbeitet, wie mit besonderer Gewichtung des Funktionserhalts wissenschaftlich-technischer Universitätssammlungen bearbeitet werden können (Basic Collection Techniques). Die bereitgestellten lauffähigen Biomonitorsysteme (z.B. EEG, EKG vornehmlich aus den 1970er und 80er Jahren) aus der Sammlung stehen im Weiteren bereit für die sich von 2024-27 anschließende Forschungsphase. Die Erfahrungswelten Schlaf, Schmerz und Stress sind heuristisch leitend für drei transdisziplinär ineinandergreifende Forschungsprojekte aus epistemologischer, technikhistorischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive. Das technikhistorische Teilprojekt wird von Professor Kehrt am Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig betreut. Die Arbeiten der drei Forschungsprojekte laufen in vier mehrmonatigen Temporären Objektlaboren im Technikmuseum Magdeburg zusammen.
Ein erfahrenes wissenschaftliches Team an der OVGU und der TU Braunschweig garantiert Qualität, Austausch und Vernetzung in den einzelnen Disziplinen. Professor Bettina Wahrig und Dr. Annette Marquardt bringen die Ressourcen der arzneimittelhistorischen Sammlung der TU Braunschweig sowie ihre Expertise in der Geschichte der Schmerztherapie in das Verbundprojekt ein. Neben den Partnern im Verbund (Kustodie OVGU, TU Braunschweig, Technikmuseum Magdeburg, Deutsches Museum München) sind weitere wichtige Praxispartner das Technoseum Mannheim, die Medizinhistorische Sammlung der Ruhr-Universität Bochum, die Kustodie der TU Dresden, das Tieranatomische Theater Berlin und der Forschungscampus STIMULATE in Magdeburg. Mitgliedschaften in Arbeitsgruppen der Gesellschaft für Universitätssammlungen (AG Sammlungserhalt, AG Partizipation und Transfer) fördern den Austausch in der deutschsprachigen Sammlungsforschung. Begleitet wird das Projekt von einem ebenfalls BMBF-geförderten Forschungsvorhaben an der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland.
Beendet: Dezember 2021
Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen dem Institut für Geschichtswissenschaft der TU Braunschweig und dem Johann Heinrich von Thünen-Institut wurde die Geschichte des circa 480 Hektar großen Forschungsgeländes im Nordwesten von Braunschweig nachgezeichnet.
Im Zentrum der Untersuchung stand dabei der Zeitraum von 1936 bis 1966, da in dieser Phase mit der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt (1936-1945) und der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (1947-1966) zwei sehr unterschiedliche Institutionen auf ebendiesem Gelände ansässig waren. Die Aufarbeitung der Themenkomplexe erfolgte hierbei aus verschiedenen Perspektiven. Es galt die Biographien der Forschenden selbst, die Verwaltungsstrukturen innerhalb der Einrichtungen sowie eventuelle personelle Kontinuitäten nach 1945 in den Blick zu nehmen. Zudem mussten die Forschungsaktivitäten und deren Positionierung innerhalb der wissenschaftlichen und politischen Kontexte der jeweiligen Zeit erfasst werden. Hierfür hielt auch das Gelände selbst, die Architektur der Gebäude und die Infrastruktur der einzelnen Areale einen vielversprechenden Ausgangspunkt bereit. Die Ergebnisse der Forschung werden 2023 im Band "Ein Ort der Forschung. Die Geschichte der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt/Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring und der Forschungsanstalt für Landwirtschaft bei Braunschweig Völkenrode zwischen 1936 und 1966" publiziert.
Projektleiter
Technische Universität Braunschweig
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen
Technische Universität Braunschweig
Fotografischer Teil des Projekts
Beendet: September 2020
Kooperatives Forschungsprojekt des Historisch-Technischen Museums Peenemünde (HTM) und der Technischen Universität Braunschweig (VolkswagenStiftung "Forschung in Museen", 12/2016 bis 08/2020)
In Peenemünde, wo 1936 bis 1945 innovative Großraketen und andere Fernwaffen entwickelt und unter massivem Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen gefertigt wurden, wird die Verknüpfung von technischem Fortschritt, kriegerischer Gewalt und der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch zugänglich und erfahrbar. Die Faszinationskraft des Ortes ergibt sich jedoch nicht nur aus der monumentalen Architektur der ehemaligen Heeresversuchsanstalt und der „Aura des Authentischen“, sondern wird auch durch Technik- und Raumfahrtenthusiasmus sowie die Diskussion um dessen technischen Leiter und späteren Direktor des Marshall Space Flight Center Wernher von Braun geprägt. Erinnerungskonflikte reichen von dem Versuch, Peenemünde zur „Wiege der Raumfahrt“ zu stilisieren, bis hin zur Forderung, seine Geschichte rein aus der Perspektive der damaligen Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aufzuarbeiten.
Das Projekt „Meta-Peenemünde. Das Bild der rüstungstechnischen Versuchsanstalten im kulturellen Gedächtnis“ zielte auf die Erforschung dieser Spannungen in der Auseinandersetzung mit den Rüstungsinnovationen des Nationalsozialismus und des gesellschaftlichen Umgangs mit Wissenschaft und Technik in der Bundesrepublik und der DDR. Anhand der überlieferten dinglichen, textlichen und bildlichen Relikte und Memorabilien im HTM Peenemünde haben zwei Teilprojekte, ein zeithistorisches Postdoc- und ein museumsdidaktisches Promotionsprojekt, Peenemünde als umstrittenen Erinnerungsort untersucht. Die Historiker Daniel Brandau und Constanze Seifert-Hartz haben die Erinnerungsdebatten und Technikmythen im Kalten Krieg sowie die heutige Wahrnehmung von Ort und Ausstellungen durch Einheimische und Besucher systematisch aufarbeitet. Das Projekt wurde vom Kurator und wissenschaftlichen Leiter des HTM Dr. Philipp Aumann und dem Lehrstuhlinhaber für Wissenschafts- und Technikgeschichte der Technischen Universität Braunschweig Prof. Dr. Christian Kehrt geleitet. Gefördert wurde es von der VolkswagenStiftung. Der wissenschaftliche Projektbeirat bestand aus Prof. Dr. Helmuth Albrecht (Technische Universität Bergakademie Freiberg), Dr. Ulrike Jureit (Hamburger Institut für Sozialforschung), Prof. Dr. Gerhard Paul (Universität Flensburg), Dr. Achim Saupe (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam) und PD Dr. Leonore Scholze-Irrlitz (Humboldt-Universität Berlin).
Internet:
https://www.tu-braunschweig.de/inge/institut/team/wissenschafts-und-technikgeschichte/prof-dr-christian-kehrt/projekt-meta-peenemuende
www.museum-peenemuende.de/sammlung-forschung/forschungsprojekte/
Mitarbeiter/innen
Projektleiter
Technische Universität Braunschweig
Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH
Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen
Technische Universität Braunschweig
Ehemalige Studentische Hilfskräfte
Publikationen
» Christian Kehrt und Daniel Brandau, Introduction: Places of Progress? Technology Museums, Memory, and Education, in: Journal of Education Memory and Media, 14 (2022): Issue 1 (Mar 2022), S. 1-13, DOI:https://doi.org/10.3167/jemms.2022.140101
» Constanze Seifert-Hartz: "Vom Staunen über Entsetzen“: Museumsbesucher und ambivalente Technikemotionen in Peenemünde, in: Martina Heßler (Hrsg.): Technikemotionen, Paderborn 2020, S. 201-228. [Website]
» Tagungsbericht von Silja Fitschen: Places of Progress? Re-Evaluating the Sites of High Tech Controversies, 16.09.2019 – 18.09.2019 Braunschweig, in: H-Soz-Kult, 02.12.2019. [Website]
» Historisch-Technisches Museum Peenemünde (Hrsg.): Krieg oder Raumfahrt? Peenemünde in der öffentlichen Erinnerung seit 1945, Berlin 2019. [Website]
» Tagungsbericht von Birgit Wienand: Exhibiting Second World War Technologies, 22.03.2018 – 23.03.2018 Peenemünde, in: H-Soz-Kult, 18.01.2019. [Website]
» Laura Haendel: “Remembering Second World War Technologies: Museums, Exhibitions, Technological Objects, and Visitors”. Tagung der Forschergruppe „Meta-Peenemünde: Das Bild der rüstungstechnischen Versuchsanstalten im kulturellen Gedächtnis“, Historisch-Technisches Museum Peenemünde, 22. bis 23. März 2018, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 77/2 (2018), S. 496-501. [Website]
» Constanze Seifert-Hartz und Thomas Köhler: Der Erinnerungsskandal von Peenemünde, in: TU Braunschweig, Magazin, 27.12.2017 (Online) [web].
» Philipp Aumann, Daniel Brandau, Christian Kehrt und Constanze Seifert: Forschung im Museum. Peenemünde als Erinnerungsort und Technikmythos, in: Technikgeschichte 84.3 (2017), S. 243-254. [web]
» Constanze Seifert: Bild des Monats: Sauerstoffdüse einer A4-Rakete aus dem Jahr 1943, in: TU Braunschweig, Magazin, 01.09.2017 (Online) [web]
» Philipp Aumann und Constanze Seifert: Die rüstungstechnischen Versuchsanstalten Peenemünde im kulturellen Gedächtnis — Ein kooperatives Forschungsprojekt des Historisch-Technischen Museums Peenemünde und der TU Braunschweig, in: Mitteilungen des Museumsverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. (2016), S. 57-59. [web]
Veranstaltung / Events
2019
» Conference "Places of Progress? Re-Evaluating the Sites of High Tech Controversies", 16.-18.09.2019, Haus der Wissenschaft, Braunschweig. [Website]
» Abschlusssymposium "Welche Museen für welche Gesellschaft? 10 Jahre Förderung der Forschung in Museen", VolkswagenStiftung, 18.-20.03.2019, Tagungszentrum Schloss Herrenhausen, Hannover. [Website]
» Eröffnung der Sonderausstellung "Krieg oder Raumfahrt? Die Versuchsanstalten Peenemünde in der öffentlichen Erinnerung seit 1945", 07.02.2019 – 12.01.2020, Historisch-Technisches Museum Peenemünde.[Website] [Pressemitteilung]
2018
» Konferenz "Technikemotionen", Jahrestagung der Gesellschaft für Technikgeschichte, 04.-06.05.2018, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. [Website]
» Workshop "Remembering Second World War Technologies: Museums, Exhibitions, Technological Objects, and Visitors", 22.-23.03.2018, Historisch-Technisches Museum Peenemünde. [Website] [Presseinformation]å
2017
» Landesgedenkstättenseminar Mecklenburg-Vorpommern, 26.09.2017, HTM Peenemünde.
» Kick-off Workshop "Meta-Peenemünde", 14.02.2017, HTM Peenemünde. [Presseinformation]
Angebotene Lehrveranstaltungen
» Technik erinnern und vermitteln: Projektseminar Virtuelle Ausstellung (WiSe 17/18 - SoSe 18)
In der Online-Ausstellung „Zeitreise“ präsentieren 14 Studierende aus dem Bachelor-Studiengang Geschichte und dem Master „Kultur der technisch-wissenschaftlichen Welt“ an der Technischen Universität Braunschweig die Ergebnisse eines Projektseminars.
Das Projekt in der Presse
» NDR Mecklenburg-Vorpommern, Nordmagazin, 08.02.2019 (TV), 19:30: Ausstellung "Krieg oder Raumfahrt?". [web]
» TU Braunschweig, Magazin, 15.02.2017 (Online): Erinnerungen an Peenemünde. Interview mit Historiker Daniel Brandau. [web]
» NDR Mecklenburg-Vorpommern, Nordmagazin, 15.02.2017 (TV), 19:30: Wissenschaftler untersuchen "Meta-Peenemünde". [web]
Kontakt
Historisch-Technisches Museum Peenemünde
Im Kraftwerk
17449 Peenemünde
TU Braunschweig
Institut für Geschichts-
wissenschaft
Schleinitzstr. 13
38106 Braunschweig
EG, Raum 001
Sekretariat Frau Bladen
Tel. 0531-3913064
» HTM Peenemünde, Presseinformation Nr. 3-2017, 14.02.2017 (Online): Meta - Peenemünde. Das Bild der rüstungstechnischen Versuchsanstalten im kulturellen Gedächtnis. [web]