Otto Kalberlah
6. September 1955 - 6. Mai 2024
- ein Nachruf -
Wir trauern um eines der ersten Mitglieder unserer Arbeitsgruppe Vegetationsökologie und experimentelle Pflanzensoziologie am Institut für Pflanzenbiologie der TU Braunschweig. Am 6. Mai 2024 ist Otto Kalberlah an den Folgen einer schweren Krankheit im Alter von 68 Jahren verstorben.
Als Sohn einer Landwirtsfamilie mit einem Hof im Braunschweiger Ortsteil Wenden und direkt angrenzenden eigenen Grünlandflächen in der dortigen Schunterniederung kam er schon früh mit der Bewirtschaftung solcher Nassgrünlandflächen im Überschwemmungsbereich eines dynamischen Fließgewässers in Berührung. Er lernte dabei auch die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt dieser Lebensräume zu schätzen. In der Folge nahm er an der TU Braunschweig das Studium der Biologie auf. Sein besonderes Interesse für die Pflanzenwelt des Grünlands ließ ihn Anfang der 1980er Jahre Kontakt mit unserer Arbeitsgruppe aufnehmen und mündete schließlich 1986 in einer Staatsexamensarbeit „Artenspektrum und wirtschaftliche Nutzung der Überschwemmungswiesen der nördlichen Schunteraue“.
1992 gründete er das Planungs- und Beratungsbüro für Umweltgutachten „Otto Kalberlah Bodenbiologie“ mit Standorten an seinem Familiensitz Wenden in Braunschweig sowie im ostfriesischen Emden. Bei seiner Arbeit konnte er nun seine landwirtschaftlichen Kenntnisse und Fertigkeiten mit dem im Studium erworbenen botanischen und faunistischen Wissen verbinden. Er wirkte so bei unzähligen Gutachten und Projekten sowohl im Raum Emden als auch Braunschweig-Wolfsburg aktiv mit. Beispielhaft sei hier ein von der Volkswagen AG initiiertes Renaturierungsprojekt in der Wolfsburger Allerniederung genannt, bei dem er die Pflege der Flächen durch Beweidung organisierte und für einige Jahre dort eine eigene Herde Heckrinder und Konik-Pferde selbst betreute. Oft übernahm er in der hiesigen Region auch selbst landschaftspflegerische Arbeiten mit dem Einsatz der eigenen landwirtschaftlichen Maschinen.
Großes Interesse zeigte er zudem für die Ökologie der heimischen Fließgewässer: Als in der Schunter bei Wenden im Jahr 2007 ein Wehr-Umfluter eingebaut worden war, gab er seiner großen Freude darüber Ausdruck, dass sich dort wieder die Mühlkoppe als Fischart, die sehr gute Wasserqualität anzeigt, angesiedelt hatte.
In Emden gehörte er zu den Gründungsmitgliedern des Regionalen Umweltzentrums Ökowerk e.V., das sich zum Ziel gesetzt hat, „Menschen die Natur begreifbar zu machen und sie dadurch zum aktiven Schutz der Natur zu motivieren“, und er hat dort lange Zeit fachlich intensiv mitgearbeitet.
Wir haben Otto Kalberlah bei etlichen gemeinsamen Exkursionen und botanischen Tagungen als interessierten, fröhlichen und zugewandten Menschen kennengelernt. Besonders gerne erinnern wir uns hier an die Altmühltal-Exkursion 1983, an der auch zahlreiche andere der späteren Mitglieder unserer Arbeitsgruppe teilgenommen haben und dort viele botanische Kenntnisse für ihre berufliche Laufbahn mitgenommen haben.
Wir vermissen Otto Kalberlah und werden ihn stets in guter Erinnerung behalten.
Für die Arbeitsgruppe:
Dr. Detlef Griese Prof. Dr. Dietmar Brandes