Der Ösel ist ein sehr artenreicher Halbtrockenrasen im Ostbraunschweigischen Hügelland im klimatischen Übergangsgebiet zwischen den [westlichen] Mesobromion- und den eher kontinental getönten Cirsio-Brachypodion-Rasen Mitteldeutschlands (Janßen & Brandes 1986; Dissertation Janßen 1992).
Als langjähriger Leiter der Regionalstelle 10b für die Floristische Kartierung Deutschlands sorge ich mich weniger um den Pflegezustand der Halbtrockenrasen [der fast zu gut ist, um die vielen thermophilen Saumarten dauerhaft zu halten], als vielmehr um die (unkontrollierte wie undokumentierte) Zunahme seines Artenreichtums.
Mindestens 60 Jahre ist der Ösel einigen Akteuren gut vertraut, so dass er eigentlich alle Bedingungen für ein Langzeitmonitoring hat. Wir wissen aber nicht, ob die neu auftretenden Arten sich aus klimatischen Gründen ausbreiten, ob sie eingebracht wurden, und wenn ja, aus welchen Herkünften sie stammen. Man könnte den rasanten und unerwarteten Artenanstieg auch als ein Experiment der Art „Wie viele Arten kann Halbtrockenrasen dauerhaft beherbergen“, oder – im Falle von Ansalbungen - auch als Verstoß gegen Naturschutzbestimmungen sehen.
Wir werden uns am Samstag, den 25. Mai 2024, intensiv mit dem Ösel im Hinblick auf Dauerbeobachtung, Pflege und Dokumentation beschäftigen:
Am Vormittag (9.00 bis 12.00 Uhr) wollen wir gern in entspannter Atmosphäre vor Ort Akteure und Trockenrasenkenner zusammenbringen. Leider müssen wir die Anzahl der Teilnehmer begrenzen. Dies aus Schutzgründen sowie um kleine Gesprächsgruppen zu ermöglichen. Dafür sind bereits Einladungen ausgesprochen, wofür wir Sie um Ihr Verständnis bitten müssen. Treffpunkt ist der Parkplatz an der Südspitze des Ösels.
Am Nachmittag (von 14.00-17.00 Uhr): Initiativ-Vorträge zu Flora und Vegetation des Ösels sowie weitere Diskussionsmöglichkeiten über die Zukunft des Ösels im Hörsaal des Instituts für Pflanzenbiologie der TU Braunschweig, (38106 Braunschweig, Humboldtstraße 1). Hierzu sind alle Interessenten herzlich eingeladen!
Vorsichtshalber muss ich Sie darauf hinweisen, dass Exkursion und Anfahrten auf eigenes Risiko erfolgen müssen.
Literatur zur Vorbereitung: Janßen & Brandes (1986): Die Vegetation des Ösels (Kreis Wolfenbüttel). - Braunschweiger Naturkundliche Schriften, 3(3): 565-584.