Anja P. Jakobi, Bastian Loges & Denise Päthe (2019) The Transnational Governance of Plastics. Actors, Structures and Processes. Arbeitspapier. TU Braunschweig
Aufgrund seiner Auswirkungen für die globale Umwelt erscheint die Produktion, Nutzung und Entsorgung von Plastik als zunehmend umstritten. Somit ergibt sich zwar eine hohe politische Relevanz von Regulierungen oder technischen Standardisierungen, die in den Internationalen Beziehungen (und der Politikwissenschaft) bislang allerdings kaum zur Kenntnis genommen wurden. Um die Rolle von Akteuren, Strukturen und Prozessen innerhalb der Regulierung von Plastik systematisch zu erfassen, legt das Papier ein Framework zur Analyse von Plastik-Governance vor. In einem ersten Schritt werden die komplexen Herausforderungen systematisiert, die mit Plastik und seiner transnationalen Governance verbunden sind. Im Anschluss daran werden die Akteure und Kontexte aktueller Regulierungsaktivitäten systematisch veranschaulicht. Dabei lässt sich feststellen, dass einer Vielzahl an regulativen Prozessen zum Trotz, bislang kaum konkrete Steuerungsergebnisse im Sinne einer Plastik-Governance produziert werden. Um das Fehlen einer umfassenden wie übergreifenden Plastikregulierung zu erklären, werden in einem dritten Schritt idealtypisch die unterschiedlichen Prozesse von Kooperationen und Konflikte innerhalb der aktuellen Governance von Plastik herausgearbeitet. Abschließend erfolgt eine Bewertung des gegenwärtigen Zustands der Plastik-Governance sowie eine Einordnung des Beitrags der Internationalen Beziehungen zur Analyse der Plastik-Governance.
Die Nutzung von Plastik – obgleich gesellschaftlich wichtig – stellt aus umweltpolitischer Sicht eine zunehmende Herausforderung dar. Zwar können aktuell eine Vielzahl von Initiativen und Aktivitäten zur Regulierung von Plastik weltweit beobachtet werden, es bleibt jedoch fraglich, ob sich diese unterschiedlichen Anti-Plastik-Initativen zu einer effektiven Plastik-Governance summieren. Während Fallstudien zur Regulierung von Plastiktüten und Microbeads durchaus praktische Effekte aufzeigen, lässt sich dieser Befund nicht auf die gesamte Plastikregulierung übertragen. Um die Entstehung von Anti-Plastik-Normen sowie die Rolle von Akteuren innerhalb dieser normativen Dynamiken vergleichend zu analysieren, nutzt der Beitrag konzeptionell die IB-Normenforschung. Dabei zeigen unsere Ergebnisse, dass sich „dezentrierte Normdynamiken“ herausbilden, also die beobachtbaren Problematisierungen, Werte und Verhaltensweisen im Umgang mit Plastik sehr unterschiedlich, bisweilen gar widersprüchlich bleiben. Im Resultat führt eine solche normative Dezentriertheit nicht zur Entwicklung einer kohärenten oder zumindest komplementären Plastik-Governance.