Ziel des Graduiertenkollegs ist die Untersuchung der Bewegungen und Kräfte von Systemen aus verformbaren festen Körpern und Fluiden unter Beachtung der in den gemeinsamen Grenzflächen auftretenden mechanischen Wechselwirkungen. Der Energieaustausch zwischen festen Körpern und Fluiden kann wesentlich für die Phänomenologie des Gesamtsystems sein, zum Beispiel für die Schwingungen hoher Bauwerke im Wind, das Flattern von Tragflügeln, die Kräfte beim Schlag einer Wasserwelle auf eine Wand, die Wellenfortpflanzung in einer Flüssigkeit führenden Rohrleitung.
Kennzeichnend für solche Systeme ist, daß die Verhaltensweisen beider Kontinua, der festen Körper und der Fluide, durch partielle Diffentialgleichungen in Abhängigkeit von Ort und Zeit beschrieben werden. Ihre Wechselwirkungen sind auf den gemeinsamen Grenzflächen zu modellieren, deren Bewegungen im allgemeinen vom Zusammenwirken der Systemkomponenten abhängen.
Das für Standardaufgaben - z. B. für stationäre Strömungen und steife Bauwerke - übliche Aufspalten der Modellierung in Festkörper und Strömung, wobei die gegenseitige Beeinflussung an raumfesten Schnittstellen mit über die Grenzflächen gemittelten Beiwerten erfaßt wird, ist sicher dann nicht mehr möglich, wenn die Bewegungen der Grenzflächen zu einem verstärkten Energieaustausch führen und neue Phänomene bewirken. Hier ist in der Regel die Untersuchung des Gesamtsystems erforderlich.
Im Graduiertenkolleg sollen für die oben genannten und andere konkrete Ingenieuraufgaben Modelle entwickelt, numerische Lösungsverfahren ausgearbeitet und die Phänomenologie erforscht werden. Die Zusammenarbeit der Hochschullehrer aus den Fachbereichen Bauingenieurwesen, Maschinenbau und Mathematik bietet die Gewähr, daß technisch relevante Aufgabenstellungen angepackt, wissenschaftlich neue Fragestellungen aufgeworfen und systematische Lösungswege erarbeitet werden.
Die Kollegiaten werden grundsätzlich von zwei oder mehr Hochschullehrern aus verschiedenen Bereichen betreut. Sie machen sich in regulären Vorlesungen, in Kompaktkursen und im gemeinsamen Kolloquium mit über ihr eigenes Fachgebiet hinausgehenden Grundlagen der Strömungsmechanik, der Elastizitätstheorie und der relevanten Mathematik und Numerik vertraut.