Warum Kommunikationsnetze?
Als ich mir das erste Mal Gedanken über die Wahl meines Nebenfachs gemacht habe und die Liste der Möglichkeiten durchgegangen bin, war ich von der Auswahl (Wirtschaft, Psychologie, Mathematik, …) weniger begeistert. Ich habe mir überlegt was für mein Informatik Studium wichtig sein könnte. Da mich Signalverarbeiten nicht interessiert hat, war Kommunikationsnetze meiner Ansicht nach (abgesehen von Mathematik – wobei dies sicherlich nicht das einfachste Nebenfach ist) das einzig sinnvolle. Umso mehr habe ich mich gewundert, wie wenig Informatiker die Veranstaltungen mit mir zusammen besucht haben.
Welche Veranstaltungen gehören dazu?
Der Aufbau des Nebenfachs gliedert sich in Wahl- und Pflichtveranstaltungen. Für Kommunikationsnetze sind die Wahl-/Pflichveranstaltungen*:
Pflicht:
Wahlpflicht:
-
Kommunikationsnetze (Praktikum) | 4 LP | Prof. Admela Jukan
-
Planung terrestrischer Funknetze | 4 LP | Prof. Thomas Kürner
-
Netzwerksicherheit | 4 LP | Prof. Wael Adi
-
Breitbandkommunikation | 4 LP | Prof. Admela Jukan
*Bitte informiert euch in eurem aktuellen Modulhandbuch bzw. eurer Prüfungsordnung über die genaue Bezeichnung und die Anzahl der Leistungspunkte die euch erwarten.
Mein Eindruck von diesem Nebenfach
Erstmal sollte vorweg erwähnt werden, dass ich zur Entstehungszeit dieses Artikels mein Nebenfach noch ganz abgeschlossen habe. Eine Wahlpflichtveranstaltung (vermutlich wird es „Netzwerksicherheit“) fehlt mir noch. Doch zu den bereits absolvierten kann ich meinen Eindruck schildern.
Grundlagen der Kommunikationsnetze
„Aller Anfang ist leicht, und die letzten Stufen werden am schwersten und seltensten erstiegen“ – Johann Wolfgang von Goethe
Diese Veranstaltung habe ich als aller erstes besucht. Zu diesem Zeitpunkt habe ich Computernetze noch nicht gehört gehabt und wurde daher von so mancher Folie (dessen Information als bereits bekannt vorausgesetzt wurde) erschlagen. Dieses Gefühl wurde nun besonders dadurch hervorgehoben, dass der Dozent Dr. Bziuk die Vorlesung mit einer wirklich erstaunlichen Geschwindigkeit vorantreibt. Es gab in meiner bisherigen Laufzeit an der Uni wenig Dozenten die die mir so kompetent erschienen wie jener. An diese Hektik gewöhnt man sich jedoch nach einiger Zeit. Ohne den Stoff zuhause nachzubereiten hat man meiner Meinung nach nur geringe Chancen alles bis ins kleinste Detail zu verstehen. Vielleicht muss man das aber auch gar nicht… Der Anspruch an die Veranstaltung von Dr. Bziuk ist sehr hoch, dadurch sind die vielen hundert Seiten (die wir als Ausdruck zur Verfügung gestellt bekommen haben) Skript umfangreich und ziemlich ausführlich. Ein wenig verwirrend war zu meiner Zeit, dass deutschsprachige und englischsprachige Folien gemischt wurden, da dass Skript gerade neuen Anforderungen entsprechend angepasst wurden. Vielleicht ist es mittlerweile komplett englischsprachig. Insgesamt erhält man wirklich eine gute Grundlage in Kommunikationsnetze, die mit den Oberflächlichkeiten der Veranstaltung „Computernetze“ nicht vergleichbar ist (für nähere inhaltliche Beschreibung siehe Information der Veranstaltung). Die Übungen die im Anschluss der Vorlesung gehalten wurde, war leider nicht selten durch die Überziehung der Vorlesung relativ kurz. Doch sind die Übungsaufgaben in Hinblick auf die Klausur sicherlich nicht zu vernachlässigen. Die Prüfung ist im Vergleich zum Durchschnitt etwas schwieriger. Sie ist relativ einfach zu bestehen (> 3.0), aber für eine gute Note (< 3.0) steigt der Aufwand exponentiell.
Kommunikationsnetze (Praktikum)
„Probleme sind Gelegenheiten zu zeigen was man kann.“ – Duke Ellington
Das Praktikum vermittelt nun anhand praktischer Beispiele teile des Inhalts der Veranstaltung „Grundlagen der Kommunikationsnetze“. Die zu bearbeitenden Aufgaben stammen aus einem Lehrbuch (in teilweise abgewandelter Form) und müssen durch Ausarbeitung eines Protokolls gelöst werden. Gruppenarbeit mit bis zu zwei Personen ist erlaubt. Dafür sitzt man an einem Windows-Rechner und nutzt mithilfe einer VMware Linux um Router und lokale Netzwerkschnittstellen zu konfigurieren oder mithilfe von Wireshark Pakete mitzuschneiden und zu Identifizieren. Dabei lernt man vom Grund auf alle wichtigen Basics von Netzwerken. Zu den einzelnen Versuchsaufbauten gehört auch die Verkabelung von Routers, Switches, Hubs und den PCs. Sollten Protokolle zu viele Fehler enthalten, muss man die betroffenen Bereich erneut bearbeiten (bis Dr.-Ing. Wolfgang Bziuk zufrieden ist). Dies darf auch bin ins nächste Semester dauern, was vor allem bei Protokollen gegen Ende des Semesters häufig der Fall ist (und bei uns auch war). In dem für das Praktikum vorgesehene Labor sitzt man jedoch nicht alleine und Probleme lassen sich mit Hilfe von Kommilitonen schnell lösen.
Grundlagen des Mobilfunk
„Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht den Zuhörer.“ – Winston Churchill
Diese Pflichtveranstaltung war bereits zu Beginn für mich wenig interessant. Hätte ich die Wahl gehabt, wäre Mobilfunk sicher nicht meine engere Auswahl gewesen. Da für das Nebenfach diese Veranstaltung jedoch vorgesehen ist, musste ich diese irgendwie über- bzw. bestehen. Der Dozent Prof. Kürner macht einen sympathischen Eindruck. Zu Beginn plätschert die Vorlesung so vor sich hin. Auch wenn es nach ein paar Terminen anstrengender wird, empfehle ich stets weiter aufmerksam zu sein und nicht zu fehlen. Die Vorlesung enthält allgemeine Informationen über die Arten- und Planung von Mobilfunknetzen. Dann werden Ausbreitungsmechanismen und Diversitäten besprochen und weiter gegen Ende erfährt man dann noch wie das mit dem eigenen Handy in aktuellen Netztypen (GSM, UMTS) eigentlich genau funktioniert. Mein kleines Zitat zu Beginn sollte keineswegs Kritik am Dozenten sein, sondern vielmehr meine persönliche Sympathie zu diesem Thema widerspiegeln. Die Prüfung war meine erste mündliche an der Universität. Der Ablauf und die Benotung waren sehr fair! Es wird auf den gesamten Umfang der Veranstaltung geprüft. Die dort gestellten Fragen testen fast ausschließlich das Verständnis der Thematik des Prüflings (Prüfungsprotokoll von mir sollte im Netz zu finden sein). Daher ist es auch sinnvoll dem Verlauf der Vorlesung zu folgen und die Übungsaufgaben etwas vernachlässigen. Diese Empfehlung von mir gilt allerdings nur für eine mündliche Prüfung.
Fazit
„Kommunikationsnetze“ ist für Informatiker sicherlich nicht das einfachste Nebenfach. Die hier enthaltenen Informationen sich jedoch in jedem Fall eine wichtige Bereicherung des IT-Wissens. Gerade die Umfangreichen Erfahrungen des Praktikums mit der Konfiguration von Netzwerken war mir im privaten Bereich und für die Prüfung der Veranstaltung „Computernetze“ bereits sehr nützlich. Jeder Informatik-Student der als eigene IP-Adresse noch seine Hausnummer angibt oder Routing nur von seinem Navigationsgerät kennt, sei dieses Nebenfach auf jeden Fall ans Herz gelegt.