Viel Action auf der Teststrecke: Fahrversuche für die Sicherheit von Fahrzeugen
Mit voller Absicht gegen andere Autos crashen und Radfahrer umfahren: klingt eher nach Szenen aus einem Videospiel. In meinem Praktikum sind sie jedoch Alltag und Realität. Naja okay, ich sollte schon klarstellen, dass es sich um Dummy-Radfahrer und Schaumstoff-Autos und nicht um echte Verkehrsteilnehmer handelt. Genau solche spannenden Fahrversuche reizten mich und ich entschied mich für den Praktikumsplatz bei der EDAG Engineering GmbH im Bereich der CAE & Fahrzeugsicherheit in Wolfsburg.
Nach meinem Abitur stand mir die Welt offen. Sehr viele Studiengänge, Ausbildungen und Berufe, die mich alle irgendwie auf ihre eigene Art reizten. Was ich aber mit Gewissheit schon wusste: ich brauche erst mal praktische Erfahrung und einen richtigen Plan, bevor ich mich in etwas hineinstürze. Meine anfängliche Planlosigkeit in Bezug auf meinen beruflichen Werdegang wollte ich im Rahmen des Niedersachsen-Technikums 2021 ebnen.
In der Firma angekommen, brauchte ich erst einmal ein paar Wochen, um mir den neuen Wortschatz anzueignen. Schnell fühlte ich mich aber schon als ein Teil des Teams. Was ich besonders schön fand, war die Abwechslung zwischen der Arbeit im Büro und der Arbeit auf dem Prüfgelände, auf dem die Tests stattfinden. Meine Abteilung testet die aktive Sicherheit von Fahrzeugen, die den Fahrer assistieren und Unfälle vermeiden sollen. Somit müssen die Tests in der Praxis auf dem Prüfgelände ausgeführt und im Büro dann ausgewertet werden.
Es machte mich sehr stolz, dass meine Aufgaben auch immer einen Mehrwert für das Team boten und ich nie das Gefühl hatte, dass meine Aufgaben bloß zum Überbrücken der Zeit dienten. Verwundert war ich auch über das Vertrauen meiner Kollegen, da ich besonders hochwertiges Equipment steuern und bedienen durfte.
Mein vorher nicht vorhandenes Bewusstsein für die Menge und die Wichtigkeit der Tests von Sicherheitssystemen, die vor dem serienmäßigen Einbau stattfinden müssen, hat mich dann doch geschockt. Jetzt denke ich viel mehr über diese Erkenntnis nach und übertrage sie auch auf andere Systeme, Gegenstände oder Ideen, welche vorher mit Gewissheit auch vielfach getestet werden mussten, bevor diese verkauft wurden. Wie man wahrscheinlich schon herauslesen kann, dreht sich bei meiner Abteilung alles ums Testen, Testen und Testen.
Ich lernte nicht nur viel über Messtechnik und Fahrzeugsicherheit, sondern auch über meine beruflichen Präferenzen. Ich weiß, dass ich einen Beruf anstrebe, bei dem ich neben dem typischen Büroalltag auch ein wenig Action, wie z.B. auf der Teststrecke erlebe.
Auch durch Institutionsbesichtigungen und vor allem im Gespräch mit anderen, ehemaligen Technikantinnen und Ingenieur*innen lernte ich viel über die Vielfalt an technischen Berufen. Durch die vielen Ansprechpartner*innen wurde meine Angst in Bezug auf meinen zukünftigen beruflichen Werdegang genommen. Denn wenn ich eins gelernt habe, dann, dass der erste Beruf, den man sich aussucht, nicht der sein muss, den man sein Leben lang ausführen muss. Durch die Vielfalt an Weiterbildungsmöglichkeiten und Arbeitsstellen können Ingenieur*innen in vielen Bereichen tätig werden, auch wenn das vorherige Studium nicht 100%ig auf den Beruf ausgelegt ist.
Jetzt am Ende des Technikums bin ich überzeugt, dass ein technischer Beruf genau zu mir passt und ich meine Zukunft auch dort sehe. Während meines Studiums werde ich auch weiterhin gerne bei der EDAG arbeiten und als Werkstudentin tätig sein.
Text: Elisabeth Klingert, Technikantin TU Braunschweig 2021/22