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[Arch Aktuelles]

Transiträume als temporäre Begegnungsorte

„Die Piazza Caricamento hat die Form eines Dreiecks mit nur zwei Seiten. Eine ist die Schmalseite des Palazzo San Giorgio, auf der anderen liegen, unterhalb des Platzniveaus, die Arkaden von Sottoripa, und anstelle der dritten Seite sind dort die Gitter des Hafens, der Zugang zu den Kais, die Landungsbrücken. Eigentlich ist es so, als wäre die dritte Seite jenseits des Meereshorizontes gezogen, sogar auf der anderen Seite des Meeres, in der Baia de Guanabara, wo die Schiffe nach Rio de Janeiro anlanden, oder in der Mündung des Rio de la Plata, wo sich die Häfen von Montevideo und Buenos Aires gegenüberliegen. Ohne die unsichtbare Seite wären die beiden sichtbaren nie zur Geltung gekommen, und es gäbe den Platz nicht, der sehr viel jünger ist als seine Seiten, die sichtbaren und die unsichtbaren.“ 1
Italo Calvino, Die dritte Seite ist das Meer, aus: Genua und Ligurien - Eine literarische Einladung, 1981

Wir wollen im Rahmen der Masterthesis am Beispiel der Columbuskaje in Bremerhaven das sozialgeschichtliche und räumliche Moment der Migration behandeln. Hierfür benötigen wir eine hinreichende Klärung des Begriffs und seiner theoretischen Grundlagen. Uns interessiert der Abschied und die Ankunft als Übergang oder Schwellenraum in geografischer, kultureller und politischer Hinsicht und wir möchten die Frage danach verhandeln, was es braucht um diese Räume anzubieten und mit spezifischen, architektonischen Qualitäten versehen.

Eine eigenständige architektonische Haltung, die die Themen von Ein- und Auswanderung, den spezifischen Ort behandelt und sowohl räumlich-atmosphärisch als auch funktional-diagrammatische Übersetzungen findet, soll anhand eines Fährterminals entwickelt werden. Die Hinzufügung einer weiteren Nutzung soll hierbei unterstützend wirken und einen Blick in die Zukunft der gewachsenen Gesellschaften andeuten. Beispiel für eine dieserart angewendete Architektursprache ist das historische Dampfermotiv als Sinnbild einer sozialen Utopie, in der das Schiff auch als Metapher für die geschlossene Gemeinschaft dient.

Die Geschichte der Columbuskaje ist geprägt von ihrer Bedeutung als wichtiger Auswanderhafen für Kontinentaleuropa, aber auch als Ort der Ankunft für die amerikanischen Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg und somit der Entstehung der Bundesrepublik und des Wiederaufbaus Europas.

Der programmatische Ort funktioniert insofern als Vermittler zwischen Vergangenheit und Gegenwart und führt zu einer Vergegenwärtigung historischer und emotionaler Bedingungsfelder, er kontextualisiert das bereits Geschehene und das noch nicht Geschehene.

Prüfende
Prof. Berthold H. Penkhues (IEX) + Dr. Simon Banakar (IAD)

Betreuende
Christian Jensen, Philipp Wündrich

Bearbeitungszeitraum
09.04.2024 - 20.09.2024

Ausgabe
15.04.2025, 10.00, IEX

Entwurfsexkursion
24.04.2025 - 25.04.2025

Bearbeitung
Einzelarbeit

Korrekturen
-

Zwischenkritiken
21.05.2025 + 18.06.2025 + 16.07.2025

Abgabe digital
02.09.2025

Abschlusspräsentationen
22.09.2025 - 26.09.2025

BILDNACHWEIS
Küstenstrasse bei Otranto, Christian Jensen, 2023

TITEL DEU
FÄHRTERMINAL+: Transiträume als temporäre Begegnungsorte

TITEL ENG
FERRY TERMINAL+: transit spaces as temporary meeting places