Wie können die einzelnen Akteurinnen und Akteure im Straßenverkehr die Verkehrsinfrastruktur optimal nutzen, so dass sich die Sicherheit erhöht und Staus und Umweltbelastungen vermieden werden? Das ist die Kernfrage des Graduiertenkollegs 1931 „SocialCars – Kooperatives (de)zentrales Verkehrsmanagement“ im Forschungsschwerpunkt „Stadt der Zukunft“ der Technischen Universität Braunschweig. Doktorand Hekmat Dabbas forscht im Graduiertenkolleg zur Modellierung der Verkehrsnachfrage und untersucht die Nutzung von Bewegungsdaten. Wir stellen den Nachwuchswissenschaftler im Kurzporträt vor.
Wer sind Sie und woran forschen Sie?
Mein Name ist Hekmat Dabbas. In Syrien habe ich Bauingenieurwesen studiert. Anschließend habe ich meine Kenntnisse im Bereich Verkehrswesen im Masterprogramm „Transportation Systems“ an der TU München vertieft. Hier an der TU Braunschweig forsche ich im Bereich Verkehrsnachfragemodellierung und schaue mir die Nutzungsvorteile von „Floating Daten“ an, also Bewegungsdaten, die durch Smartphones und andere mobile Endgeräte erfasst werden.
Welcher Fragestellung gehen Sie konkret nach?
Wir können aus „Floating Data“, also Bewegungsdaten, die beispielsweise aus Smartphones gewonnen werden, nützliche Informationen erhalten, um unter anderem zu rekonstruieren, ob jemand mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß unterwegs war. Diese Informationen können dann wiederum in verschiedenen verkehrsbezogenen Verfahren, wie der Verkehrsnachfragemodellierung, angewendet werden. Mich beschäftigt die Frage, ob diese neuen Datenquellen das Schätzungsverfahren der Verkehrsnachfrage verbessern können oder was gemacht werden könnte, um die Schätzungsqualität weiter zu erhöhen.
Was begeistert Sie an Ihrer Forschung?
Die Verkehrsnachfrage ist Grundlage für verschiedene Anwendungen im Bereich der Verkehrssysteme. Um die Verkehrsnachfrage zu schätzen, werden bisher konventionelle Datenquellen wie Verkehrsumfragen und Schleifendetektoren genutzt. Allerdings bieten diese beiden Datenquellen nicht genügend Informationen, um die Verkehrsnachfrage direkt zu ermitteln. Deshalb müssen wir uns in den Modellen auf verschiedene theoretische Annahmen verlassen. Durch die zusätzliche Nutzung neuer Datenquellen und den daraus gewonnenen Informationen versuchen wir die Qualität der Schätzungsergebnisse zu erhöhen und ein realistischeres Bild der Verkehrsnachfrage zu erhalten.
Welche Relevanz hat das Thema für die Stadt der Zukunft?
Heutzutage lebt ein Großteil der Bevölkerung in Städten, wodurch die Verkehrsinfrastruktur vielerorts überlastet ist. Genauere Modelle zur Verkehrsnachfrage können helfen, den Verkehr besser zu steuern. Außerdem können neue Strategien für eine ökologisch verträgliche, sozial ausgewogene und effiziente Mobilität im urbanen Raum entstehen.
Was ist das Besondere, in dem Graduiertenkolleg „SocialCars – kooperatives (de-)zentrales Verkehrsmanagement“ mitzuwirken?
Die Arbeitsatmosphäre ist einzigartig. Man hat die Möglichkeit, sich durch mehrere äußerst kompetente Professorinnen und Professoren betreuen zu lassen. Außerdem kann ich meine Ideen und Probleme jederzeit mit den Doktorandinnen und Doktoranden besprechen und bekomme dadurch schnell neuen Input. Als SocialCars-Mitglied habe ich ebenfalls die Möglichkeit, Erfahrungen im Ausland durch einen Forschungsaufenthalt zu sammeln. All diese Möglichkeiten unterstützen mich bei meiner Forschung, und ich kann die Herausforderungen leichter bewältigen.
Bianca Loschinsky im MAGAZIN der TU Braunschweig